Emmerich. 326 PS, sechs Zylinder, satter Sound: Solche Werte sind was für Autoliebhaber – oder für die Erbauer des Emmericher Blockheizkraftwerkes.
Das gute Stück versteckt sich hinter einer schlichten Abdeckung: 326 PS, sechs Zylinder, im Vollbetrieb produziert die Maschine einen satten Sound. Was klingt wie ein sportlicher Flitzer, von dem jeder Autoliebhaber aufgeregt träumen mag, kommt beim Termin auf dem ehemaligen Kasernengelände leider etwas nüchterner daher. Obwohl: Andreas Johann, Nils Wolter, Svenja Bock können ein stolzes Lächeln nicht verheimlichen als sie die spröde Abdeckung entfernen: Ihr Blockheizkraftwerk made by Viessmann ist doch mindestens genauso sexy wie eine sportliche Corvette C5.
Zentrale Wärmeversorgung
Na ja, vielleicht auch nicht. Aber sexy muss dieses kleiner Wunderwerk der Technik im Grunde nach auch gar nicht sein. Es reicht wenn die Heizzentrale Energie spart – und das richtig ordentlich.
Für die Wärmeversorgung des neuen Gesundheitsparks auf dem ehemaligen Emmericher Kasernengelände ist diese heiße Maschine von ausschlaggebender Bedeutung: Über 300 Wohneinheiten und die Kita Räuberhöhle vermag sie spielend mit Warmwasser zu versorgen. Und das ziemlich umweltfreundlich.
Ein enormes Kraftpaket
Neben der Kindertagesstätte werden das junge Wohnen, die psychosomatische Klinik, das Pflegeheim, das medizinische Zentrum, das betreute Wohnen und das Service-Wohnen auf dem ehemaligen Kasernengelände mit der Wärme des Blockheizkraftwerkes versorgt.
Die Anlage entspricht den vorgegebenen Zielen der Energieeinsparverordnung und wird über das Erneuerbare Energien Wärme-Gesetz gefördert.
Der Warmwasserspeicher hält permanent 25.000 Liter warmes Wasser vor.
Andreas Johann kennt jedes Detail. Er arbeitet für die Fernwärmeversorgung Niederrhein in Dinslaken und hat das Projekt in Emmerich maßgeblich entwickelt.
Das Wärmekonzept für die ehemalige Kaserne beinhaltet das größte Nahwärmenetz im Kreis Kleve und ist genau abgestimmt auf die Nutzer des künftigen Gesundheitsparks. 36.700 Quadratmeter Geschossfläche werden mit dieser Anlage bedient – eine beachtliche Größe. Errichtet wurde die Heizzentrale von dem Unternehmen Wolter aus Gelsenkirchen.
90 Prozent der Energie wird genutzt
Für einen Kellerbetrieb ist die Heizung viel zu groß. Denn neben dem gasbetriebenen Motor benötigt das Blockheizkraftwerk auch noch gehörigen Platz für einen Warmwasserspeicher, mehrere Leitungen sowie eine weitere Gasheizung für eine mögliche Unterstützung im Winter – oder für den Notfall.
Andreas Johann erklärt, dass das Blockheizkraftwerk nur in der Kombination von Stromerzeugung und Wärmenutzung so effizient sein kann. Die Energie, die diese Anlage erzeugt, wird zu 90 Prozent auch ausgenutzt. Der Motor produziert mittels eines angeschlossenen Generators den Strom, und die dabei entstehende Wärme wird über einen Wärmetauscher genutzt, um Wasser zu erhitzen. 85 bis 90 Grad heißes Wasser verlässt die Maschine und wird über eine 600 Meter langes Rohrsystem über das Gelände des Gesundheitsparks zu den Wohneinheiten geleitet.
Was die Anlage leistet
Hier wird die Wärme in Form von Fußbodenheizungen oder Duschwasser abgegeben und kommt dann mit 50 Grad wieder beim Blockheizkraftwerk an – quasi bereit für einen neuen Hitzeaufguss.
Andreas Johann erklärt, dass der produzierte Strom ins Netz eingespeist wird. Und das mit einer elektrischen Leistung von 240 Kilowatt. Zum Vergleich: Eine PV-Anlage auf einem Einfamilienhaus besitzt etwa eine Spitzenleistung von neun Kilowatt.