Emmerich. Auf dem Emmericher Friedhof sprießt das Unkraut. Besucher sind verärgert über den Zustand. Die Friedhofsmitarbeiter sind selbst verzweifelt.

„Schauen Sie doch einfach mal, wie es hier überall aussieht. Das ist ‘schandalig’.“ Die 80-jährige Besucherin des Emmericher Zentralfriedhofes an der Hansastraße ist entsetzt. Jeden Tag kommt sie hieher, doch der aktuelle Zustand macht sie betroffen: „Ich bin keine Person, die oft meckert – wirklicht nicht. Aber das ist keine gute Visitenkarte für die Stadt Emmerich.“

In der Tat sprießt zurzeit das Unkraut aus allen Ecken. Die Wege wirken ungepflegt, auf vielen Gräbern steht das Unkraut kniehoch und durch die Trockenheit lassen die Bäume schon frühzeitig ihre Blätter fallen. „Es sieht schrecklich aus“, sagt die 80-Jährige, die nicht genannt werden möchte.

Zurzeit hat für die Mitarbeiter das Wässern Priorität

Auch Privatgräber sehen ungepflegt aus.
Auch Privatgräber sehen ungepflegt aus. © NRZ | Andreas Gebbink

Auch die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung sind frustriert. Seit Tagen seien sie damit beschäftigt, den größten Schaden abzuwenden. „Gießen, gießen, gießen“, sagt Uta von Balluseck, die für den Zentralfriedhof und den Friedhof in Elten verantwortlich ist. Das Wässern nehme viel Zeit in Anspruch und andere Arbeiten seien liegen geblieben. Gestern machte man sich daran das Unkraut am Rondell und auf dem Ehrenfriedhof zu entfernen. „Es tut uns allen weh, wie es gerade aussieht“, sagt sie.

Durch die Trockenheit verlieren die Bäume früh ihre Blätter. Die Platanen haben einen Notabwurf vollzogen und auch die Birken sehen schlecht aus: „Ich gehe davon aus, dass wir im Herbst einige Birken fällen müssen“, sagt von Balluseck.

Es fehlt Personal und Maschinen können nicht eingesetzt werden

Grundwasser fehlt

Durch die anhaltende Trockenheit gibt es auf dem Zentralfriedhof in Emmerich kein Grundwasser mehr. Der Brunnen wurde bis auf 21 Meter geschlagen, doch die Wasserquelle ist versiegt. Ein Fachmann hat sich des Problems am Dienstag angenommen.

„Wir müssen jetzt auf Stadtwasser zurückgreifen und das ist natürlich teurer“, sagt Uta von Balluseck. „Aber die Gräber müssen auch entsprechend gewässert werden“, sagt sie.

Die personelle Situation sei zurzeit nicht üppig. Normalerweise sind sechs Mitarbeiter für die Friedhöfe im Einsatz. Zurzeit seien es urlaubsbedingt nur drei. Und einer befinde sich nach längerer Krankheit in einer Wiedereingliederungsphase – er arbeitet nur zwei Stunden am Tag.

Die Unkräuter haben gewonnen. Sie wachsen kräftig.
Die Unkräuter haben gewonnen. Sie wachsen kräftig. © NRZ | Andreas Gebbink

Das Ergebnis ist deutlich sichtbar. Entlang der Wege wächst das Unkraut. Viele Gräber wirken ungepflegt und auch das macht Arbeit für die Friedhofsverwaltung: „Wir müssen zumindest vor den Gräbern das Unkraut entfernen“, sagt von Balluseck. Eine motorbetriebene Hacke, die entlang der Wege schnell arbeiten könnte, kann zurzeit nicht eingesetzt werden: „Dafür brauchen wir drei Leute, die haben ich nicht“, sagt die Friedhofsgärtnerin.

Der Emmericher Friedhof umfasst zehn Hektar, der in Elten fünf Hektar. Priorität habe in den nächsten Tagen der Ehrenfriedhof. Zwischen den Gräber hat sich viel Unkraut gebildet. Hier und da habe man Bodendecker gepflanzt: „Aber der wächst bei dieser Trockenheit auch nicht“, sagt von Balluseck.

Herbizide sind verboten worden

Besonders gravierend ist ihrer Meinung nach das Verbot, Spritzmittel einzusetzen. „Wir müssen nun alles mit der Hand machen. Früher haben wir zwei Mal im Jahr ein Herbizid gespritzt und es war gut. Jetzt müssen wir Unkraut jäten“, sagt sie. Ein regelmäßiger Friedhofsbesucher, der auch nicht genannt werden möchte, findet das nicht schlimm: „Das muss ich in meinem Garten doch auch. Und wenn ich mir so ansehen, wie die Mitarbeiter hier so arbeiten, dann ist da noch Luft nach oben. Die stützen sich häufig genug auf ihrer Harke ab.“

Die Platanen werfen ihre Blätter ab.
Die Platanen werfen ihre Blätter ab. © NRZ | Andreas Gebbink

Bauhofleiter Helmut Schaffeld weiß, dass es um den Friedhof zurzeit nicht gut bestellt ist. „Das Gießen raubt uns viel Zeit und die Personalsituation ist knapp.“ An zusätzlichen Personal mag er nicht denken. „Nä, die Friedhofsgebühren sind schon sehr hoch.“