Emmerich. Einen gelungenen Mix aus Wissenschaft, spannenden Besichtigungen und Unterhaltung präsentierte Biotec - Emmerich am Tag der offenen Tür.

Die bedrückenden Bilder von plastikverseuchten Badestränden, von Meerestieren die tonnenweise Plastik fressen, daran qualvoll verenden oder sich im Plastikmüll selbst strangulieren - wer kennt sie nicht? Doch Plastik ist auch längst im menschlichen Organismus angekommen, als Mikroplastik - kleinste Teilchen, die sich über die Nahrungskette aus dem Meer, über Kosmetika, als Zahnpasta getarnt oder als Abrieb von Autoreifen in unsere Körper einschleichen. Die Wissenschaft ist alarmiert, Umweltverbände schlagen Alarm. Doch der Verbrauch steigt weiter. Was nun? Kunststoffe sind unverzichtbar, sie werden gebraucht in der Verpackungs-, Auto- und Elektroindustrie ebenso wie in der Bau- oder Landwirtschaft. Doch was passiert mit dem Plastik nach dem Gebrauch? Im besten Fall wird es recycelt oder energetisch verwertet. Die Firma Biotec in Emmerich geht noch einen anderen Weg, sie entwickelt und produziert Biokunststoffe, die zu 100 Prozent biologisch abbaubar und kompostierbar sind.

Rohstoff aus Kartoffelstärke

Als Rohstoff dient z. B. Kartoffelstärke aus speziellen Kartoffelzüchtungen aus dem Emsland. Hieraus entstehen bei Biotec Granulate aus denen dann in einem weiteren Fabrikationsschritt Tüten für organische Abfälle, Einkaufsbeuteln für Obst und Gemüse produziert werden. Nach den Worten von Geschäftsführer Peter Brunk befindet sich Biotec auf Wachstumskurs, denn die gestiegene Nachfrage aus dem Ausland nach kompostierenden Biokunststoffen auf Stärkebasis hat Neuinvestitionen erforderlich gemacht.

Rund acht Millionen Euro investierte Biotec in den letzten Jahren am Standort Emmerich in Gebäude und eine neue Granulatabfüllanlage. Davon konnten sich über 200 Besucher vorwiegend Mitarbeiter der Firma und ihre Familien aber auch interessierte am Samstag überzeugen.

Auf dem knapp einen Hektar großen Betriebsgelände wurde ein vielfältiges Programm geboten, viele Möglichkeiten hinter die Kulissen der kreativen Firma zu schauen taten sich auf, alle Türen standen offen.

Aufgeteilt in drei Gruppen erkundeten die Besucher das Produktionsgelände mit den zwölf weit sichtbaren Rohstoffsilos mit einem Fassungsvermögen von 50 t/Silo, die Produktionsanlage mit neun Extrudern und der Abfüllanlage für das exportfähige Granulat und „last but not least“ das Labor, das Herz der Qualitätssicherung.

Biokunststoffe gegen Vermüllung

Abschließend hielt Prof. Dr. Christoph Heß, ehemaliger Mitarbeiter der Firma Biotec und seit 2015 Professor für nichtmetallische Werkstoffe an der Hochschule Rhein Waal einen Vortrag zum Thema „Biokunststoffe gegen die Vermüllung der Umwelt mit Plastik“. Hier erfuhren die Zuhörer, dass eine herkömmliche Plastikflasche bis zu 450 Jahre braucht bevor sie zerfallen ist, dass Mikroplastik nach derzeitigem Kenntnisstand nicht gefährlich ist, jedoch diese Nanopartikel, die in den Körper gelangen, durch anhaftende Umweltgifte kontaminiert sein können, und viel viel mehr zu diesem Thema.

Für das leibliche Wohl wurde natürlich bestens gesorgt. Und im Vorbeigehen konnten sich die Besucher bei einem Bioland-Marktstand umsonst mit Gemüse eindecken. Aber auch an die Kinder wurde gedacht, sei es durch Puppenspieler und Märchenerzähler, einer Station zum Kinder-Schminken bis zum Luftballonbauen mit der Ballonkünstlerin Kaja.

Biotec ist auf Wachstumskurs

Der Umsatz der Firma Biotec hat sich von 2012 bis 2019 verfünffacht. Eine weitere Umsatz-Steigerung wird erwartet. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 27 auf 55 Personen. Die Betriebsfläche ist stetig gestiegen auf knapp einem Hektar. Seit 2018 ist Biotec auch Ausbildungsbetrieb.