Emmerich. Seit Mai gibt es in Emmerich ein Mülleinsatzkommando: Vier Männer, die permanent weggeworfenen Abfall beseitigen. Das Problem ist riesig.
Bei diesem Namen denkt man direkt an die GSG 9: „Mülleinsatzkommando“ (MEK). Klingt wie Spezialeinsatzkommando (SEK) und die vier Männer von den Kommunalbetrieben sind mindestens genauso schnell am Einsatzort wie die schwarzen Jungs mit der Sturmhaube. Seit Mai sammelt das MEK in Emmerich den weggeworfenen Müll von Straßen, aus Gräben und sonstigen Orten im Stadtgebiet auf – und das ist auch bitter nötig. Jede Woche komme schätzungsweise ein Großcontainer à 36 Kubikmeter Rauminhalt zusammen. „Wir sind selbst überrascht“, sagt Helmut Schaffeld von den Kommunalbetrieben (KBE).
Sei Mai wurden 350 Einsätze gefahren
Emmerich habe zwar nur 30.000 Einwohner, aber im Müll produzieren „sind wir sehr munter“, sagt Ernst Ehren, der bei den KBE für das Thema Abfall verantwortlich ist. Die fünf Kollegen Peter Hegmann, Alfred Drautz, Eugeniusz Kleemann, Thomas Preuth und Bernd Höfkens sind täglich in ihrem Pritschenwagen unterwegs, um die Stadt vom Abfall zu befreien. „Seit Mai haben wir schon 350 Einsätze gefahren“, sagt Bernd Höfkens und die Zahl der Anrufe wird mehr. „Die Müllproblematik wird immer schlimmer und umfangreicher“, sagt Bauhofsleiter Schaffeld. Daher kann er sich auch kaum vorstellen, dass das MEK nach der Probephase wieder aufgelöst wird: „Das können wir uns wohl nicht erlauben.“
Es wird alles weggeworfen: Elektroartikel, Hausrat, Plastik, Schadstoffe, Glas, ganze Wohnungseinrichtungen liegen illegal am Straßenrand. „Wir wissen genau, wann es bei Aldi wieder neue Fernseher gibt“, sagt Bernd Höfkens scherzhaft. Die Wegwerfgesellschaft sichert dem MEK die Arbeit.
Im Zentrum ist es am Schlimmsten
Die schlimmsten Straßen im Stadtgebiet sind Pesthof, Gasthausstraße, Wollenweberstraße, Ölstraße, Hinter dem Engel und die Hetter. Vor allem in Mehrfamilienhäusern mit osteuropäischen Bewohnern seien die Müllsünder zu finden. Mittlerweile gibt es den Abfallkalender und Aufklärungsblätter in sieben Fremdsprachen: Türkisch, Englisch, Polnisch, Arabisch, Bulgarisch, Rumänisch und Russisch. Die Ansprache wirke, sagt Ernst Ehren. In einigen Mehrfamilienhäuser sei eine Verhaltensänderung festzustellen.
Jeden Tag fährt das MEK-Team seine Touren und arbeitet Aufträge ab. Es gebe die typischen Stellen, die man blind ansteuern könne und es gibt gezielte Hinweise aus der Bevölkerung: Am Dienstag zum Beispiel machten Passanten auf einige Reifen an der alten Landwehr in Vrasselt aufmerksam. Und richtig: Sieben ausgediente Autoreifen wurden einfach in den Entwässerungsgraben gekippt – nach mir die Sintflut.
Schnapsfläschchen ohne Ende in den Abwassergräben
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Vorarbeiter Peter Hegmann und seine Kollegen ärgern sich über dieses Verhalten. Sie wundern sich auch, warum es in Deutschland immer noch kein Pfand auf kleine Schnapsfläschchen gibt. Diese könne man in der Hetter und beliebten Hundeauslaufflächen hundertfach aus den Gräben fischen. Der Spyker Weg in Hüthum wurde vom MEK schon in „Heinekenallee“ umgetauft. Und auch an der Tackenweide gibt es offenbar Hundehalter, die sich unterwegs ganz gerne ein Tröpfchen genehmigen.
Die Dimension des Müllproblems ist enorm. Das MEK-Team geht davon aus, dass jede Woche ein großer Container zusammenkommt. Macht bis jetzt bereits zwölf große Container mit insgesamt 432 Kubikmeter Müll, die sonst einfach in der Stadt herumliegen würden. Und dabei sind die vier Männer des MEK-Teams nicht die einzigen, die sich neben der regulären Müllabfuhr von Schönmackers um das Problem kümmern. Ferner gibt es noch elf Ein-Euro-Jobber, die unterwegs sind und eine Gruppe der Lebenshilfe, die auch den Picker schwingt, um Zigarettenkippen und Plastikpapierchen aufzusammeln und städtische Beete säubert.
Aufklärung tut Not. Dass der Sperrmüll auch direkt beim Bauhof am Blackweg abgegeben werden kann, wissen immer noch nicht alle. Und auch Schönmackers fährt zweimal im Jahr den Sperrmüll ab. Für Sondermüll gibt es das Schadstoffmobil, welches am Samstag wieder in Emmerich unterwegs ist. Alle Termine und Adressen stehen auf dem Abfallkalender.