Elten. Manch einer bezeichnete es als historischen Moment: Erstmals seit vielen Jahren hält jetzt wieder ein Zug in Elten. Fahrgäste finden es toll.

Zunächst waren es nur zwei weiße Schmetterlinge, die an der provisorischen Haltestelle in Elten herumflatterten. Doch dann kamen sie, die Fahrgäste: Denn jetzt halten wieder Züge im Ort. Und die Reaktionen sind rundweg positiv. „Ich finde es toll. Wir sparen jetzt jeden Morgen 30 Minuten auf dem Schulweg nach Emmerich. Und zurück auch“, freuten sich etwa die zwölf Jahre alten Freundinnen Lyenne, Angelina und Lynn aus Elten.

Und nicht nur sie. „Wir schauen jetzt nur. Aber nächste Woche fahren wir nach Holland“, erzählten Maria (80) und Jan (85) Tuitel aus Elten. Die jetzt auch quasi vor der Haustüre ihre Bahnfahrt zu ihren Kindern in Herne und Dinslaken starten können.

Der erste Zug von Emmerich mit Stopp in Elten hatte 35 Minuten Verspätung

Morgens um 6.01 Uhr setzte sich der erste Abellio-Zug in Richtung Düsseldorf in Bewegung. Knapp 15 Personen hätten am Bahnsteig gestanden, „um den historischen Moment live mitzuerleben“, sagte Stadtratsmitglied Christoph Kukulies. Der Eltener stieg wie fünf weitere Personen dann in den Zug, fuhr bis Emmerich mit. Und konnte von „Kinderkrankheiten“ berichten, etwa dass man im Zug noch kein Ticket von Elten nach Emmerich kaufen konnte. „Ich musste die Strecke Zevenaar bis Emmerich lösen“, schmunzelte er.

Wenn Züge, etwa der ICE, an Elten vorbei rauschen, gibt's einen heftigen Sog. „Da muss man schon aufpassen, wenn man an der Haltestelle steht“, meinte eine besorgte Mutter mit Kinderwagen.
Wenn Züge, etwa der ICE, an Elten vorbei rauschen, gibt's einen heftigen Sog. „Da muss man schon aufpassen, wenn man an der Haltestelle steht“, meinte eine besorgte Mutter mit Kinderwagen. © Thorsten Lindekamp

Und konnte auch darüber lachen, dass der Zug von Emmerich zurück nach Elten 35 Minuten Verspätung hatte, und eigentlich laut Informationsband im Zug gar nicht in Elten halten sollte. „Was er aber doch getan hat“, berichtete Kukulies, und lobte überschwänglich die sehr freundliche Zugbegleiterin.

Fahrkarten-Automaten stehen erst im September

Bei der Jungfernfahrt von Elten nach Emmerich an Bord befand sich auch Dr. Manon Loock-Braun, Leiterin der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft von Emmerich. Dass es in Elten, wo sie lebt, noch keine Fahrkarten-Automaten gebe, könne sie verstehen. Denn die Bahn würde die Technik erneuern und dann im September alle Automaten austauschen. Bis dahin müsse man halt noch warten. Tickets sind ja online zu bekommen, oder, wenn’s denn dann klappt, auch im Zug der Linie RE 19 selbst.

Um 13.51 Uhr stiegen übrigens gleich ein Dutzend Schüler aus dem Zug aus Richtung Emmerich aus. „Ich habe heute mit meinem Praktikum in Wesel begonnen“, sagte eine von ihnen, eine 15-jährige Eltenerin. Ohne die Bahnverbindung müsste sie wohl täglich dorthin gebracht werden.

Mit der Bahn kommt man jetzt viel schneller als mit dem Bus nach Emmerich

„Wirklich toll ist das jetzt, von Elten mit der Bahn fahren zu können“, fand auch eine 26-jährige Medizinische Fachangestellte, die sonst mit dem Bus nach Emmerich fahren müsste, was viel länger dauern würde. Außerdem könne sie jetzt mit der Bahn viel bequemer nach Arnheim kommen.

Aus Neugierde, ob der Zug wirklich in Elten hält, warf Professor Dr. Peter Duhm einen Blick auf die Haltestelle. Der Neu-Eltener wolle morgen nach Emmerich und von dort aus weiter nach Kleve zur Hochschule fahren, freute er sich über die Zugverbindung. Ebenso wie Wilko Kamps, Organist und Küster in Elten. Von dieser Verbindung, sagte er freudestrahlend, nachdem er den Zug aus den Niederlanden kommend verlassend hatte, „träume ich schon lange“.