‘s-Heerenberg. 2018 wurde das alte Rathaus in ‘s-Heerenberg umfangreich renoviert. Jetzt kann man es besuchen und lernt eine Menge über die Historie der Stadt.
Es ist ein Schmuckstück im Stadtzentrum, gelegen an einer der ältesten Straßen ‘s-Heerenbergs, ganz in der Nähe des malerischen Wasserschlosses: Wer romantisch veranlagt ist, der sollte mit seinem Partner einen kleinen Spaziergang durch das historische Viertel von Emmerichs Nachbarstadt machen und einen Blick in das schöne Rathaus wagen. Es lohnt sich. Denn hier, an der Ecke Hofstraat / Marktstraat, kann man das 16. Jahrhundert erleben – originalgetreu.
Für Touristen geöffnet
Seit Alters her steht das Rathaus von ‘s-Heerenberg im Schatten der schönen Burg. Nur wenige Deutsche kennen das Raethuys, welches im vergangenen Jahr umfangreich renoviert worden ist und seit Januar auch für Touristen offen steht. Das schöne Backsteinhaus ist ein Besuch wert und wer das Glück besitzt eine Führung mit Rob Vister vom örtlichen Heemkundekring mitmachen zu dürfen, der erfährt nicht nur eine ganze Menge, der fühlt sich auch gut unterhalten.
Denn Rob Vister hat viel zu erzählen. Der zweite Vorsitzende des niederländischen Geschichtsvereins kennt viele Anekdoten aus seiner Stadt, die er gerne mit einer Prise Humor würzt, damit es nicht langweilig wird.
Er erzählt, dass das alte Rathaus von den ‘s-Heerenbergern eigentlich Neije Raethuys genannt wird, da das Gebäude erst 1531 von Bürgermeister und Stadtverordneten bezogen wurde: „Das erste Rathaus stand an der Hellenstraat“, sagt Vister. Es wurde 1450 zum ersten Mal erwähnt.
Der Wohnsitz des Bürgermeisters
Der große Graf Willem van den Bergh erteilte seinem Zentrum 1379 Stadtrechte und dies war der Grundstein für die Errichtung von Grachten, einer Stadtmauer, einem Turm und zwei Stadttoren. Das erste Zentrum wurde von Kellenstraat, Markstraat und Molenstraat eingegrenzt. Straßen, die es auch heute noch gibt. Das Rathaus war der Wohnsitz des Bürgermeisters und hier wurde nicht nur die Stadt ‘s-Heerenberg geführt, sondern auch das „Land van Bergh“, welches eine sehr viel größere Ausdehnung hatte und von Westervoort im Westen bis Varsseveld im Osten reichte.
Während der umfangreichen Renovierungsarbeiten wurden auch archäologische Untersuchungen angestellt. Dabei wurde die Konstruktion des Gebäude untersucht und festgestellt, dass das Rathaus vermutlich schon 1526 errichtet wurde – also fünf Jahre früher als bislang bekannt.
Bis 2014 tagte hier der Stadtrat
Bis zum Februar 2014 wurde das Rathaus von ‘s-Heerenberg tatsächlich noch für Ratssitzungen benutzt. Doch durch die Fusion zur Gemeinde Montferland wurde der Ratssaal definitiv zu klein – und der neue Verwaltungssitz wurde nach Didam verlegt. Mit dem Auszug der Verwaltung stellte sich für die Gemeinde die Frage: Was machen wir mit diesem Denkmal? Schnell sei man sich einig gewesen, dass dieses Haus der Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss, erzählt Martin Som, der in der Gemeinde Montferland für Finanzen und Tourismus verantwortlich ist.
Historie im Web
Wer sind eingehender mit dem historischen Rathaus beschäftigten möchte, dem sei die Internetseite berghapedia.nl empfohlen.
Hier lassen sich enorm viele Artikel und Quellen zur reichen Historie ‘s-Heerenbergs finden.
Da der moderne Anbau des Rathauses einer neuen Wohnbebauung weichen musste, ergab sich die Chance, auch das alte Gemäuer neu zu nutzen. Es folgte für gut 900.000 Euro eine umfangreiche Renovierung, die von der Gemeinde, der Provinz Gelderland und dem Denkmalschutz getragen worden ist. Die meiste Arbeit verursachte der pittoreske Glockenturm, der von Holzwurm und Schimmel befreit werden musste. Über mehrere Wochen hinweg wurde das Haus eingerüstet, um die Schäden gründlich zu beheben.
Das Rathaus wird heute vom Heemkundekring geleitet. Der Verein hat im Erdgeschoss eine kleine Ausstellung errichtet, die sich mit den wichtigsten Ereignissen ‘s-Heerenbergs beschäftigt. „Wir wollen die erste Anlaufstelle sein und uns zu einem Informationszentrum entwickeln“, sagt Rob Vister. Die ehemalige Bürgermeisterwohnung und der Ratssaal können für Feierlichkeiten wie Hochzeiten oder Geburtstage oder für betriebliche Versammlungen genutzt werden. Ziel sei es, in absehbarer Zeit zusammen mit dem gegenüber gelegenen Stadtmuseum und der St. Pankratius-Kirche ein museales Dreieck zu bilden.