Emmerich. . Bevor Heiner Lauterbach auf die Bühne des Stadttheaters in Emmerich ging, musste er kurz zuvor zum Arzt. Gezeigtes Stück überzeugte nicht alle.
„Der Arzt sagt, wir können noch ein paar gute Jahre haben“, sagte der 69-jährige George (Heiner Lauterbach) am Ende der Aufführung „Jahre später, gleiche Zeit“ zu Doris (Dominique Lorenz), seiner langjährigen Geliebten für ein Wochenende im Jahr.
Nach 42 Jahren führte er sie zum Traualtar. Was die Ärztin der Gemeinschaftspraxis am Geistmarkt zu Lauterbach gesagt hat, ist nicht bekannt. Dorthin hatte Kulturchef Michael Rozendaal den bekannten Schauspieler eigenhändig chauffiert, um ihn für den Auftritt im Stadttheater fit zu machen.
Vom Infekt nichts gemerkt
Eine Art grippaler Infekt hatte dem 66-Jährigen zugesetzt. Doch von der angeschlagenen Gesundheit dürften die Besucher im ausverkauften Stadttheater nichts gemerkt haben.
Lauterbach spielte den Neurotiker, dessen größte Angst das Altern ist, souverän – Lauterbach ist eben ein begnadeter Schauspieler. Dominique Lorenz stand ihrem prominenten Partner in nichts nach.
Hotelzimmer in Kalifornien
Mit „Jahre später, gleiche Zeit“ schrieb der kanadische Autor Bernard Slade eine Fortsetzung des Theaterstücks „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“, das älteren Theaterbesuchern vielleicht noch in der Besetzung mit Klausjürgen Wussow und Liane Hielscher im Dezember 1988 im Stadttheater in Erinnerung ist.
Das Stück erzählt, wie die Geschichte den beiden zwischen den Jahren 1976 und 1993 weiter geht. George und Doris sind verheiratet, aber nicht miteinander. Jedes Jahr im November feiern sie in Erinnerung an ihr erstes Date eine Liebesnacht in einem Hotelzimmer in Kalifornien. Das Stück beginnt mit dem 25-jährigen Jubiläum.
Die Angst vor dem Altern
Vieles hat sich in den Jahren mit dem zur Tradition gewordenen Seitensprung geändert. Die Kinder aus beiden Ehen gehen ihre eigenen Wege, Bilder der Enkelkinder werden gezeigt. Vor allem hat sich die Angst des Hypochonders vor dem Alter verstärkt. Zumal ihn Zipperlein plagen. Er leidet am Verlust der Haarpracht, des nachlassenden Hör- und Sehvermögens und der Manneskraft.
„Mir wird schwindlig bei dem Gedanken, was noch alles kommt“, sorgte sich George: „Wir werden alle älter, aber ich hasse es, dabei zuzusehen.“
Auch Donald Trump erwähnt
Die Komödie spiegelt das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts wider und griff Themen wie Heroinabhängigkeit, Homosexualität und Lifting auf. „Leute, die sich liften lassen, sehen nicht jünger aus, nur überrascht“, meinte George. Sogar Donald Trump war in den 80er-Jahren schon ein Gesprächsthema. „Sein Vorbild ist nicht Bob Dylon, sondern Donald Trump“, wunderte sich George über seinen Sohn.
Regisseurin Heidelinde Weis hat einige triviale Lustspiel-Zutaten wie den Batteriewechsel beim Hörgerät in die Aufführung gemischt, in erster Linie jedoch den Blick auf die Wehwehchen des Älterwerdens gelegt.
Einige Besucher gingen nach der Pause
Für das Bühnenbild, das mit sechs Vorhängen durch die Jahre führte, zeichnete Thomas Pekny verantwortlich. Nur das Kalenderblatt wechselte.
Winkend verabschiedeten sich die beiden Akteure nach gut zwei Stunden von den Besuchern, die stehend applaudierten. Einige jedoch waren bereits in der Pause gegangen.