Emmerich. . Stephan Bieke ist der neue Leiter des Willibrord-Gymnasiums. Der Lehrer freut sich auf die neue Aufgabe, die er im Gestalten der Schule sieht.
Im Regal hinter Stephan Bieke stapeln sich die Briefe. Einige hat er schon gelesen, viele noch nicht, und jeden Tag kommen neue dazu. „Ich habe die Schüler gebeten, aufzuschreiben, wie sie ihre Schule wahrnehmen“, sagt der neue Leiter des Städtischen Willibrord-Gymnasiums. Seit zwei Wochen ist Bieke im Amt. „Es waren interessante und aufregende Tage, in denen ich sehr offen aufgenommen wurde“, so der Nachfolger von Inge Hieret-McKay, die im Januar nach zehneinhalb Jahren als Leiterin in den Ruhestand ging.
Noch gilt es für den 55-Jährigen, anzukommen und sich einen Überblick zu verschaffen. Dazu gehört das Kennenlernen der Kollegen und – wie Bieke betont – der Kontakt zu den Schülern, nicht nur auf dem Briefweg, auch im persönlichen Gespräch: „Ich habe mich in jeder Klasse vorgestellt, die Schüler konnten ihre Fragen loswerden. Mir ist es sehr wichtig, sie als Personen ernstzunehmen und ihnen als Mensch zu begegnen.“ Was Jugendliche von ihrem neuen Schulleiter wissen wollen? „Zum Beispiel, welche Hobbys ich habe, was mein Lieblingsfußballverein ist, aber auch meine bisherigen beruflichen Stationen“, erzählt der gebürtige Siegener, der die Fächer Englisch und Sport unterricht.
„Junge Menschen brauchen Erfolgserlebnisse“
Nach dem Studium in Köln, Marburg und Siegen und anschließendem Referendariat ging Bieke zunächst nach Mecklenburg-Vorpommern, an eine Schule in Neubrandenburg. „Das war direkt nach der Wende. In den neuen Bundesländern gab es kaum Englischlehrer und auch kein Lehrwerk für dieses Fach. Das aufzubauen, hat mir sehr gefallen. Damals habe ich gemerkt, dass mein Interesse neben dem Unterrichten auch dem Gestalten von Schule gilt.“ Es folgten Stationen im westfälischen Ahlen und in Holzwickede, dort zuletzt als stellvertretender Schulleiter.
Gestalten will Bieke auch in Emmerich. „Es ist eine sehr lebendige Schule“, sagt er, „die Schüler haben Spaß, sich hier einzubringen, zeigen Engagement und Leidenschaft. Ihre individuellen Fähigkeiten sollen hier weiter gefördert werden, denn junge Menschen brauchen Erfolgserlebnisse. Meine Aufgabe ist es unter anderem, den Rahmen dafür zu schaffen.“ Das beinhalte vor allem, die Kommunikationsstrukturen an der Schule zu ermitteln und weiterzuentwickeln. „Nur so ist es möglich, die Interessen und Bedürfnisse einer so heterogenen Gruppe zu erkennen“, erklärt der Pädagoge. Gleiches gelte für die Kommunikation mit Kollegium und Elternschaft.
Bieke sieht Potenzial in Umstellung auf G9
Gestaltungsmöglichkeiten verspricht auch der nahende Umstieg auf das Modell G9: Kinder, die ab dem kommenden Schuljahr die fünfte Klasse des Gymnasiums besuchen, werden dort wieder neun statt acht Jahre lang zur Schule gehen. „Die neue Stundentafel wird sicher Potenziale bieten, die wir kreativ nutzen können“, ist Bieke zuversichtlich.
Bei aller Kreativität freut sich der neue Schulleiter auch darauf, selber im Klassenzimmer und in der Sporthalle zu stehen: „Das vermisse ich schon ein wenig. Aber wenn ich hier erstmal richtig angekommen bin, werde ich auch wieder unterrichten, wenn auch keine 25 Stunden pro Woche.“
Noch pendelt Bieke jeden Tag nach Emmerich. Mittelfristig ist aber der Umzug in die Region geplant: „Ich möchte die Bedingungen kennenlernen, unter denen die Schüler hier leben und ihre Freizeit gestalten.“ Auch das gehört für ihn zum Ankommen bei den Menschen an seinem neuen Arbeitsplatz dazu.