Emmerich. . Mit seinem aktuellen Programm „Neue Saiten“ gastierte Herman van Veen am Donnerstag im Stadttheater Emmerich.

Begeisterte Pfiffe empfingen Herman van Veen, als er die Bühne des Stadttheaters betrat. Und noch bevor er die ersten Worte des bereits mit Instrumenten eingeleiteten Liedes singen konnte, kamen ihm seine Fans musikalisch zuvor und stimmten aus vielen Kehlen „Happy Birthday“ an.

74. Geburtstag vor der Haustür in Emmerich

Der selbst ernannte „holländische Clown mit Glatze“ wurde 74 Jahre alt. Und beging im Rahmen seiner Tournee seinen Geburtstag vor der Haustür in Emmerich. Nach dem Konzert feierten der Maestro und sein Team in der Garderobe bei Schwarzwälder Kirschtorte, Lachsschnittchen und einem kopje koffie noch bis halb eins. Schon am nächsten Abend stand van Veen schon wieder in Münster auf der Bühne.

Über Herman van Veen ist eigentlich schon alles gesagt und geschrieben worden. Er ist Komponist, Sänger, Dichter, Clown und beherrscht viele Instrumente. Doch es gibt auch „Neue Saiten“ an ihm zu entdecken. Aus dem Titel seiner 2018 erschienen CD stammten viele seiner Lieder mit griffigen Titeln wie Sofagarnitur, Pommes oder Freiheit, „die sich einfach nie verstellt“.

Garanten für einen kurzweiligen Abend

Auch van Veen verstellt sich nicht. Er kann ernst und lustig. Und begeisterte bei seiner Tour zum 45-jährigen Bühnenjubiläum wieder einmal seine Fans, die zu rund 80 Prozent längere Anfahrtswege an den Niederrhein in Kauf genommen hatten, um den Allrounder und seine tolles Team zu erleben: die begnadete Edith Leerkes an der Gitarre - dieses Mal nicht mit nackten Füßen -, Jannemien Cnossen (Gesang und Gitarre), Wieke Garcia (Gesang und Percussion) und Bassist Kees Dijkstra.

Alle zusammen sind Garanten für einen kurzweiligen Abend mit einer Mischung aus Klamauk, Ernsthaftigkeit, Tanz und Gesang. Wobei van Veen seine Co-Musiker häufiger als früher ins Rampenlicht ließ. Sie ließen virtuose Soli erklingen und entließen die Besucher mit einem dynamischen Zusammenspiel aller mit „Tutti Frutti“ und „Roll over Beethoven“ in die Pause.

Programm drehte sich um Alter und Familie

Immer wieder tauchte das Thema Alter auf, gegen das es keine Arznei gibt. Van Veen ist zwar noch fit wie ein Turnschuh, hüpft über die Bühne und klettert auf einen Stuhl, ihn packt aber auch mal ein imaginärer Hexenschuss. „Das Älterwerden geht von selbst und auch von selbst vorüber“, konstatierte er altersweise.

Auch um die Familie drehen sich viele Geschichten und Lieder. Tochter Anne und ihre Frau wollen ein Spenderbaby - „das ist nichts anderes als das Kind von Josef und Maria“ -, Tante Anna hat ganz tricky ein Bügeleisen in einem Geschäft mitgehen lassen, „und wenn ich in den Spiegel schaue, habe ich das Gefühl, dass ich jeden Morgen meinen Vater rasiere“.

Standing Ovations und mehrere Zugaben

„Es war wunderbar“, meinte die Emmericherin Waltraud Boss nach dem 140-minütigen Auftritt: „Ein Abend, der berührte und ans Herz ging. Gefühlvoll, nachdenklich und lustig. So wie wir Herman kennen und schätzen und seit Jahrzehnten ‘verfolgen’.“

Zum Schluss lieferten die fünf Künstler einen fulminanten Trommelwirbel. Glitzernde Reiskörner sprangen in die Luft. Mit Standing Ovations und begeistertem Applaus dankten die Besucher für einen wunderbaren Abend. Nach mehreren Zugaben verabschiedeten sich van Veen und Team: „Bleiben Sie gesund. Fahren Sie vorsichtig. Dann sehen wir uns in zwei, drei Jahren hier wieder.“ Tot ziens, Herman.

>>>VOM KONSERVATORIUM AUF DIE GROSSE BÜHNE

Herman van Veen wurde kurz vor Kriegsende am 14. März 1945 in eine Utrechter Arbeiterfamilie hinein geboren. Auf dem Konservatorium entdeckte er die Musik, das Theater und den Tanz. Er wurde der bekannteste niederländische Musiker und tourt seit Jahrzehnten durch die Konzertsäle der ganzen Welt.