Emmerich. . Prinz Manuel I. hat in Emmerich den Schlüssel der Stadt von Bürgermeister Peter Hinze erhalten. Das erlebten die Tollitäten an Altweiber.

Viel rot und weiß, edel verzierte Schiffchen, hier und da ragen Fasanenfedern in die Höhe und Funkenmariechen stehen mit kurzen Röcken und dem obligatorischem Dreispitz bereit: Ein überwiegend rot-weißer Pulk sammelte sich an Altweiber um kurz vor neun Uhr vor der Sparkasse an der Agnetenstraße.

Eine schöne Tradition

Denn wie jedes Jahr zogen Abordnungen der Karnevalsvereine unter Gesamtleitung des Groß Emmericher Carnevals Komitee (Geck) und mit musikalischer Unterstützung des Spielmannszugs Vrasselt durch die Stadt. Erste Station: Das Bankhaus mit dem roten S, denn hier gibt es das traditionelle Prinzenfrühstück.

Tanzen vor dem Frühstück

Doch noch bevor sich die rund einhundert Karnevalisten aber im Keller

Beim Prinzenfrühstück am Altweibertag in der Sparkassse gab es den Gardetanz.
Beim Prinzenfrühstück am Altweibertag in der Sparkassse gab es den Gardetanz. © Konrad Flintrop

besagter Einrichtung den Bauch vollschlagen durften, wurde erst einmal getanzt. Prinz Manuel I., klein von Statur lebt er den Karneval pur, schmetterte zunächst sein selbstgedichtetes Gardelied mit launig, schlageresker Melodie, bevor es unter Gardehauptmann Achim Kniest an den Gardetanz ging. „So früh am Morgen haben wir, glaube ich, noch nie den Gardetanz aufgeführt“, mutmaßte der. Auf die Frage: „Seid ihr bereit zum Gardetanz?“ antwortete die Kompanie aber inbrünstig: „Jo, Achim!“ Und trotz früher Stunde war die Vorführung äußerst energiegeladen und beinhaltete – trotz geringer Deckenhöhe – sogar Hebefiguren. „Prinzengarde – Helau! Prinz Manuel – Helau! Prinzessin Kirsten – Helau!“

Wilfried Röth vom Sparkassenvorstand (li.) mit Geck-Präsident Michael Verhey.
Wilfried Röth vom Sparkassenvorstand (li.) mit Geck-Präsident Michael Verhey. © Konrad Flintrop

Im Keller begrüßte dann Wilfried Röth vom Sparkassenvorstand die Närrinnen und Narren „ganz, ganz herzlich“. Während er im letzten Jahr noch „ganz unbedarft“ an das Altweiberfrühstück heran gegangen sei, wie er erzählte, habe er mittlerweile Nachhilfe in Sachen Karneval bekommen – und das vom Geck-Präsidenten Michael Verhey persönlich. So kam es, dass ein Großteil seiner Rede in bester Karnevalsmanier gedichtet war. „Altweiber Frühstück – Helau! Emmericher Vereine – Helau! Sparkasse – Helau!“

Unerwarteter Applaus vom Bürgermeister

Verhey, selbst mit entsprechendem Vortrag ausgerüstet, lobte seinen

Mit der Trum, Trum, Trum: Ex-Prinz Simon Terhorst war beim Spielmannszug Vrasselt im Einsatz.
Mit der Trum, Trum, Trum: Ex-Prinz Simon Terhorst war beim Spielmannszug Vrasselt im Einsatz. © Konrad Flintrop

Schüler, unter anderem mit einem „Wilfried – Helau!“ und ließ ihn mit dem obligatorischen Sessionsorden ausstatten. Im Verlauf des lyrischen Referats teilte er dann noch ordentlich gegen die Stadt aus und rief die Ratsparteien, egal welcher politischen Farbe, dazu auf, endlich zusammenzuarbeiten. Im Karneval geht das schließlich auch. Ungeplanter Weise wurde Verheys Rede an dieser Stelle vom lautstarken Klatschen des Bürgermeisters unterbrochen. Dieser bekam später noch eine bunt verpackte Leuchte vom Geck-Präsidenten geschenkt. „Peter – Helau! Emmerich – Helau! Fraktionen – Helau!“

Überraschung für die HNG

Die Sparkasse hatte zum Prinzenfrühstück geladen.
Die Sparkasse hatte zum Prinzenfrühstück geladen. © Konrad Flintrop

Bevor es dann endlich an Käse- und Wurstbrötchen, Rührei und Speck ging, überreichten Sparkasse und Geck noch einen Scheck. Zweimal närrische 111 Euro bekam die Hüthumer Narrengemeinschaft (HNG) für ihre Flüstersitzung. Denn die fördert Büttenredner – mittlerweile schon fast eine aussterbende Art, aber doch so wichtig für den Karneval, der eben nicht nur aus Gardetanz bestehen kann. „Emmericher Karneval – Helau! Neue Idee – Helau! HNG-Flüstersitzung – Helau!“

Mehrere Stationen in der Stadt

Im Anschluss besuchte der närrische Tross die Volksbank, die Gaststätte Zum Raben, das Amtsgericht, die Stadtwerke und die Societät. Einen etwas ungewohnten Ablauf gab es dann aber in diesem Jahr: Dem Rathaus wurde kein Besuch abgestattet. Denn die Mitarbeiter von Verwaltung und den diversen Eigenbetrieben feierten im Stadttheater.

Dort wartete Bürgermeister Peter Hinze, der sich am Morgen noch mit

Auch diese Närrinnen hatten Spaß.
Auch diese Närrinnen hatten Spaß. © Konrad Flintrop

dunklem Anzug und bunter Fliege präsentierte, dieses Mal im roten Narrenfrack. Er übergab Prinz Manuel die Schlüssel der Stadt – ohne große Gegenwehr. „Das ist ein Generalschlüssel, der passt vom Klo bis zum Archiv. Das einzige Büro, was nicht aufgeht, ist meins“, scherzte Hinze. „Ich bin mir sicher, bis Aschermittwoch wirst Du das gut verwalten. Ich fahr’ auf die Bahamas.“

Geck-Vize Uli Mebus konnte dann auch gleich damit auftrumpfen, was die Emmericher Tollität in seiner Regentschaft anpacken sollte: „Manuel, Du hast jetzt sechs Tage Zeit für den Neumarkt, das schaffst Du, Junge!“ Nicht weniger schlagfertig antwortete der Prinz.

Abschluss im Kapaunenberg

Gute Laune im Stadttheater.
Gute Laune im Stadttheater. © Konrad Flintrop

Ohne die Kontaktdaten des Investors könne er nicht tätig werden. Aber auch Hinze konnte nachlegen. Und nannte wie aus der Pistole geschossen eine Zahlenkombination. „Neumarkt – Helau! Stadtschlüssel – Helau! Humor ist, wenn man trotzdem lacht – Helau!“

Nach dem Abendessen, das in der benachbarten Realschule serviert wurde, ging es laut Plan zum Abschluss mit dem Bus auf den Kapaunenberg, wo die Prinzengarde nochmal ihr Programm abspulen durfte. „Prinzenpaar – Helau! Garde – Helau! Langer Altweibertag – Helau!“