Haldern. . Georg Michel gibt sein Amt als Vorsitzender des Vereins Haldern Strings ab. Er spricht von einer Zäsur.

Georg Michel gibt sein Amt als Vorsitzender der Haldern Strings auf. „Der Vereinsvorsitz war nie mein Traum“, sagt er. Er habe immer nur für die pädagogische Arbeit gebrannt. Und tut dies bis heute. Daher wird der 73-Jährige seine Funktion als Geigenlehrer natürlich weiterführen. Bei den Haldern Strings stehen eine Reihe von Veränderungen an. „Das kommt schon einer Zäsur gleich“, sagt Michel.

Nicht nur sein Posten steht zur Disposition

Nicht nur sein Posten steht zur Disposition, auch die Posten Geschäftsführer/in und Kassierer/in gilt es bei der Jahreshauptversammlung am 30. März neu zu besetzen. Zudem zieht der Verein aus den Privaträumen von Georg Michel aus. „Was ich zum Anlass nehme, mich aus dem Bereich der administrativen Aufgaben zurückzuziehen“, ist Michel erleichtert. Noch in dieser Woche hat er sich um Visa für die Musikschüler gekümmert, die vom 11. bis 18. April nach Moskau reisen, um dort Konzerte zu geben.

Ole Hansen ist um die Zukunft des Vereins Haldern Strings nicht bange.
Ole Hansen ist um die Zukunft des Vereins Haldern Strings nicht bange.

In Haldern soll weiterer Raum bezogen werden

Schon vor zwei Jahren hat der Verein Haldern Strings einen Raum in der Halderner Lindenschule bezogen. „In meiner Privatwohnung war es einfach zu eng geworden“, erklärt Georg Michel. Nun soll in einem zweiten Schritt ein weiterer Raum in der Halderner Grundschule bezogen werden. Dieser werde, so Michel, für den Unterricht bereits genutzt, aber es fehlen noch das Piano sowie die Tische und Bestuhlung. Sie sollen im März vom jetzigen Domizil der Haldern Strings am Irmgardisweg 15 zum Motenhof 10 geschafft werden.

Neue Lehrerin wird das Team ergänzen

Einen weiteren Raum für die Haldern Strings wird es in der Grundschule Rees geben. „Ole Hansen, unserer künstlerisch-pädagogischer Leiter, hat ihn schon besichtigt“, weiß Michel. Hier sollen weitere junge Streicher unterrichtet werden. Dafür hat man einen Lehrer gesucht. Beworben haben sich einige Geigenlehrerinnen, die sich Anfang März vorstellen werden. Die neue Lehrerin wird im fünfköpfigen Pädagogenteam Carla Assmann ersetzen, die sich verändern möchte.

Georg Michel, gibt sein Amt als Vorsitzender der Haldern Strings zurück.
Georg Michel, gibt sein Amt als Vorsitzender der Haldern Strings zurück. © Dirk Schuster

Der Elan Michels als Musikpädagoge ist ungebrochen. „Dennoch bin ich manchmal frustriert und verärgert“, gibt er zu. Das fange bei den Schülern an, die heutzutage weniger lernwillig, weniger aufnahme- und weniger konzentrationsfähig seien und setzte sich bei den Vereinsmitgliedern fort, von denen einige recht wenig Engagement zeigten. „Es hat sich eine gewisse Trägheit breit gemacht“, klagt Michel.

Persönlichkeitsentfaltung durch Musik

Angetreten sei er vor 25 Jahren mit der Vision „Persönlichkeitsentfaltung durch Musik“. Musikunterricht – darunter versteht er die Vermittlung eines guten Lebensgefühls. „Wer das hat, kann darauf aufbauen, auch in Hinblick auf die Karriere“, ist Michel sicher. Um das zu erreichen, bedürfe es aber einer gewissen Anstrengung.

So erwartet er von seinen Schülern, dass sie nicht nur am Einzelunterricht teilnehmen, sondern auch in der Gruppe musizieren, um von einander zu lernen. Die Musizierstunden sind laut Vereinsvorsitzendem in erster Linie dazu da, einander zuzuhören. „Hierher kommen aber fast nur noch Eltern, wenn ihr eigener Nachwuchs auf der Bühne steht“, so seine Beobachtung. Als weiteres Element bietet der Verein Hauskonzerte an, bei denen demonstriert werden soll, wie die Profis muszieren. „Vielfach gut besucht, aber nicht von unseren rund 40 Vereinsmitgliedern“, ärgert sich Georg Michel.

Michel: „Es geht um das Gesamtkonzept“

Auch von den Lehrern erwartet Michel mehr als „Dienstleister zu sein, der Geigenunterricht vermittelt“. „Es geht um das Gesamtkonzept“, sagt Pädagoge Michels. Das erfordere auch zusätzliches Engagement, das nicht bezahlt werde. Wie dies geschehen sei durch Ole Hansen und Ella Rotsch, die sich vor Jahren, als der Zustrom der Schüler einzubrechen drohte, die Werbetrommel gerührt hätten.

Vor allem setze die Lehrtätigkeit ein Interesse am Schüler voraus. „Wenn der Hamster gestorben ist oder der Schüler Ärger in der Schule gehabt hat“, müsse auch der Musiklehrer darauf eingehen. Man sei Vertrauensperson – neben Eltern, Lehrern und Schulkameraden.

Rückgang internationaler Kooperationen

Auch beklagt Michel den Rückgang internationaler Kooperationen. Man verzichte auf die Zusammenarbeit mit der Springtime Goch, der Suzuki-Gesellschaft London und den Violin-Meisterkurs im polnischen Łańcut. „Dabei bieten diese Angeboten den Schülern die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern“, so der Halderner.

Dass Michels Kritik sich kontraproduktiv auswirken könnte, fürchtet er weniger. Georg Michel: „Es ist doch vielmehr eine Chance für eine lebhafte Diskussion, aus der neue Impulse erwachsen können.“

Ole Hansen ist darum nicht bange, zumal die Stadt die Arbeit der Haldern Strings sehr schätzt und ein neues Vorstandsteam bereits in den Startlöchern steht. „Und uns allen ist wichtig, dass der Verein eine Zukunft hat.“

<<<KLEINER NACHTRAG VON MICHEL

Kleiner Nachtrag über die Bemühungen eines Vereinsvorsitzenden: Dienstag war er im russischen Visazentrum in Bonn. Michel: „Es war ein Desaster. Das Einladungsschreiben der Moskauer Musikschule gilt nicht, weil es keinen Stempel trägt. Die Bescheinigung der „Stiftung deutsch-russischer Jugendaustausch“ zur Ersparnis der Visa-Gebühren wurde nicht anerkannt, weil ‘wir mit denen keinen Vertrag haben’. Die Vollmacht- und Einwilligungs-Erklärungen der Teilnehmer und Eltern gelten nicht, weil sie nicht auf dem dafür vorgesehenen Formblatt ausgefüllt waren. ‘Tja die Bestimmungen ändern sich eben dauernd’ hieß es vor meiner Rückfahrt! Wie in der Musik: Also nochmal von vorn...“