Rees. . Der Geschichtsverein Ressa hat Luftbilder von Rees zusammengetragen. Da wurden für viele Besucher Erinnerungen wach.

Der vom Geschichtsverein Ressa hatte zu einem Vortrag mit zahlreichen Luftbildern von Rees geladen und führte Besucher auf eine Zeitreise vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute.

Fotos sind kleine Schatzkisten der Geschichte. Dokumente, Architektur, Ausgrabungen – diese können der Nachwelt viel offenbaren; Fotografien stellen die Historie so real und unmissverständlich wieder her, dass jedes Foto wie ein Portal in die Vergangenheit wirken kann. Vielleicht genau deswegen erschienen die Reeser so zahlreich in ihrem Bürgerhaus, um den Vortrag „Rees von Oben – aus der Vogelperspektive“ zu lauschen und vor allem, um die Bilder zu betrachten.

Der Vortrag wurde seit etwa einem Jahr vorbereitet

Das Junkers Luftbild vom Juli 1926 zeigt die Reeser Altstadt in ihrer Blütezeit.    
Das Junkers Luftbild vom Juli 1926 zeigt die Reeser Altstadt in ihrer Blütezeit.     © Stadtarchiv Rees

„Ich habe um 120 bereitgestellte Stühle gebeten; unser Kollege hat uns optimistischer weise 180 aufgestellt“, so Michael Scholten, Schriftführer von Ressa, der diesen Vortrag seit ungefähr einem Jahr vorbereitet hat. Als der Vortrag begann, hatten sich weit über 300 Geschichtsinteressierte aus Rees und Umgebung eingefunden.

Von der Geschichte der rund 250 im Laufe des Abends gezeigten Bilder und Fotografien gefesselt, ging es für die Besucher auf Zeitreise, von den ersten handgezeichneten Karten von „Reeß“ bis zu Fotos und Videos vom vergangenen Jahr.

Die Idee für den Vortrag entstand durch Zufall

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Michael Scholten ist durch Zufall auf die Idee gekommen, diese Präsentation zusammenzustellen. Scholten fand vor einigen Jahren eine Luftfotografie im Reeser Stadtarchiv: „Das Bild zeigt die Windmühle meiner Familie, eher durch Zufall hat der unbekannte Fotograf auch mein Elternhaus festgehalten.

Im Garten ist ein Indianerzelt zu sehen, das meine Oma und ich kurz vorher im Reeser Spielzeugladen Bauer gekauft hatten, außerdem sieht man meinen Vater beim Rasenmähen. Dieses Bild war eine konservierte Momentaufnahme meiner Kindheit, eine fotografierte Zeitreise in mein sechstes Lebensjahr’’, so Scholten.

Recherche im Stadtarchiv, Suche auf Buchmärkten

Im Vordergrund die im Februar 1945 ausgebombten und ausgebrannten Häuser der Stadt Rees, im Hintergrund bereiten sich die Militärfahrzeuge der Alliierten auf die Fahrt über die Pontonbrücke über den Rhein vor.   
Im Vordergrund die im Februar 1945 ausgebombten und ausgebrannten Häuser der Stadt Rees, im Hintergrund bereiten sich die Militärfahrzeuge der Alliierten auf die Fahrt über die Pontonbrücke über den Rhein vor.    © Stadtarchiv Rees.

Weil er sich sicher war, dass es vielen Reesern genauso gehen würde wie ihm, wenn sie die Luftaufnahmen auf der großen Leinwand des Bürgerhauses sehen, hat er sich entschlossen, einen Vortrag, zusammen mit Dirk Kleinwegen, Ressa-Schatzmeister, vorzubereiten. ,,Wir haben im Stadtarchiv recherchiert, aber auch Piloten und Fotographen kontaktiert und auf Büchermärkten nach Fotobänder und Postkarten gesucht“, erklärt Kleinwegen.

Das älteste Luftbild von Rees stammt von 1912

Das älteste Luftbild von Rees stammt von 1912 – vom Kirchturm aus fotografiert. Das erste „reguläre“ Luftbild, also von einem Flugzeug aus, stammt von der Flugzeugfirma Junkers, die mit ihren Flugzeugen Fotografien für Behörden, Kommunen, Landwirtschaft, Industrie, etc. in Auftrag nahmen. Das Junker-Luftbild von Rees stammt aus dem Jahr 1926.

Die Schönheit der Stadt vor dem Krieg sticht ins Auge

Die Schönheit der alten Stadt vor der Zerstörung des Krieges sticht sehr ins Auge. „Die Alliierten haben während und nach dem Krieg fast ganz Deutschland abfotografiert“, informiert Scholten und zeigt die Fotografien, die mittlerweile freigegeben sind. Zeigt das eine Foto noch die historische Stadt, so zeigt das nächste schon das Skelett nach dem Bombenangriff.

Durch die große Anzahl der erhaltenen Fotos ist der Sprengversuch der katholischen Kirchtürme, der Wiederaufbau der Stadt, der Brückenbau und vieles mehr dokumentiert.

Die Queckvoor – früher waren das Felder

Rainer Breuer dokumentierte 2001 den Deichneubau in Rees mit Hilfe eines Drachens, der die Kamera in die Höhe hob.
Rainer Breuer dokumentierte 2001 den Deichneubau in Rees mit Hilfe eines Drachens, der die Kamera in die Höhe hob. © Rainer Breuer

Eines der größten Bauprojekte in der Geschichte der Stadt ist aus der Luft hervorragend zu betrachten: Im Jahr 1998 sah man noch Felder, wo 1999 schon die ersten Baustraßen aus Sand zu sehen waren. Diese ließen die markante Kurve der Queckvoor schon erahnen. Auch Fabriken und Supermärkte wie Dobbelmann und Selbego, die heute scheinbar nur kleinste Spuren hinterlassen haben, leben noch durch die Fotos im Gedächtnis der Reeser weiter.

Es gab ein Wiedersehen mit Freddies Kult-Kiosk

„Ja – ach, ja’’ raunt es durch die Zuschauer und -hörer, während Scholten die Luftaufnahmen von Freddies Kult-Kiosk und der ehemaligen Kleinbahn zeigt. Zum Abschluss, nachdem Fotos durch Brieftauben mit Fotoapparat und Drachen – mit montierter Kamera fotografiert – gezeigt worden waren, ging es über zur modernsten Foto-Methode: die Drohne. Der in Haldern wohnhafte Wahid Valiei betreibt das Fotolädchen Kanndu in Rees und hat viele beeindruckende Fotos von Rees mit seiner Drohne geschossen.

Bilder von der turbulenten Vergangenheit

Zum Abschluss des Vortrags wurde sein Luftvideo von Rees gezeigt – die Besucher des Vortrags sahen darin nun nicht mehr nur Rees, so wie es heute zu sehen ist, sondern Rees, mit Spuren der turbulenten und gar nicht so weit entfernten Vergangenheit. Und man merkte, wie Heinz Wellmann, Vorsitzender des Geschichtsvereins, es prägnant formulierte: Geschichte, das ist nicht die Aufbewahrung der Asche, es ist die Weitergabe des Feuers.

>>DER REESER GESCHICHTSVEREIN

Der Reeser Geschichtsverein Ressa wurde 1987 ins Leben gerufen, und forscht und informiert bis heute über die Geschichte der Stadt Rees. Durch Ausfüllen und Einsenden des Anmeldeformulars kann man Mitglied des Vereins werden. Das Formular ist bei Veranstaltungen des Vereins und online erhältlich.

Der jährliche Beitrag beträgt für Einzelmitglieder 18 Euro und für Familien 25 Euro. Als Mitglied kann man Museumsbesuchen und Exkursionen kostenfrei teilnehmen, und erhält das jährlich erscheinende Buch ‘Reeser Geschichtsfreund’. Demnächst stattfindende Ausflüge gehen zum Geldmuseum nach Xanten und zum Kriegs- und Widerstandsmuseum Overloon in den Niederlanden. Nicht-Mitglieder des Vereins sind auch willkommen; diese Bezahlen dann selbstständig den Museumseintritt.