Rees. . Die Togolesin (44) ist seit Dezember 1996 in Rees. Die gelernte Friseurin hat durch afrikanisches Hairstyling auf sich aufmerksam gemacht.
Politik? Nein, darüber möchte Tchotcho Sylvie Foligah lieber nicht sprechen. Man weiß aber: In den 1990er Jahren wuchsen die Unruhen in der togoischen Bevölkerung und es kam zu gewaltsamen Protesten. Auch nach Deutschland schwappte die Nachricht von dem Fund von 28 Leichen in einer Bucht bei Lomé und von offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen. Darüber verliert Sylvie Foligah, wie die meisten sie nennen, kein Wort. Bewusst nicht. Zu dieser Zeit aber floh ihr Mann aus Togo nach Deutschland. Sie war damals im vierten Monat schwanger. „Es ist bei uns selbstverständlich, dass die Frau ihrem Mann folgt“, sagt die heute vierfache Mutter. So kam die Togolesin im Dezember 1996, ein Jahr nach ihrem Mann, nach Rees. Und hier macht sie gelegentlich von sich reden: als Hairstylistin afrikanischer Flechtfrisuren.
In ihrem Beruf, drei Jahre hat sie gelernt und mit „bien“, also „gut“ abgeschlossen, darf sie hier nicht arbeiten. „Meine Ausbildung in Togo wird hier nicht anerkannt, ich müsste in Deutschland eine weitere Prüfung ablegen“, hat sie sich kundig gemacht. Doch als vierfache Mutter – inzwischen ist sie alleinerziehend – hat ihr das Geld für die Ausbildung in Deutschland und auch immer die Zeit gefehlt. „Ich muss ja auch Geld verdienen, um unseren Lebensunterhalt zu finanzieren“, sagt sie.
Ihre hübsche Rastafrisur fällt auf
Ihre hübsche Rastafrisur fällt vielen auf. Auch ihrer ehemaligen Nachbarin Vesila Sürücü, der Leiterin des Jugendhauses JiM in Millingen. Sie hat Sylvie Foligah darauf angesprochen. „Sie hat mich gefragt, ob ich nicht beim Ferienspaß im Jugendhaus JiM den Kindern Zöpfe machen, sowie bunte Strähnchen und Perlen einflechten kann.“ Sylvie Foligah hat ohne zu zögern „Ja“ gesagt. Eine Entlohnung dafür hat sie nicht verlangt. „Es macht mir einfach Spaß zu sehen, wie viel Freude die Kinder dabei haben“, sagt sie. Auch „Oktoberfest-Haare“, wie Sylvie Foligah die Flechtkränze rund um den Kopf nennt, seien gewünscht worden.
Nicht nur die Mädchen, selbst die Jungen hätten sich verschönern lassen, fügt sie strahlend hinzu. Auch im Kindergarten ihrer jüngsten Tochter Estelle (5), der Kita St. Irmgardis, hat sie schon ihre Haarkunst gezeigt. „Das hat bei uns in Afrika Tradition, und es gefällt mir, ein bisschen von der afrikanischen Kultur hier zeigen zu können“, sagt sie nicht ohne Stolz. Besonders in Sachen Haarverlängerung kenne man sich auf dem schwarzen Kontinent aus. „Hier in Europa gibt es manche, die benutzen Klebstoff“, wundert sie. In ihrer alten Heimat gehe man die Verlängerung immer nähend mit Zwirn an. „Weshalb man die Haare problemlos waschen kann.“ Rund zwei Monate halte eine solche Pracht.
Arbeit geht flott von der Hand
Heute bekommt Tochter Estelle ein paar rotblonde Zöpfchen in ihr Haar geflochten. „Sie liebt das“, sagt ihre Mutter. Estelle nickt und bleibt ganz still sitzen. Ihrer Mutter geht die Arbeit flott und lächelnd von der Hand.
„Ich mache aber auch meine neue Arbeit gern“, kommt die 44-Jährige auf ihren Job zu sprechen. Seit zwei Monaten arbeitet sie dienstags und donnerstags als Haushaltshilfe und Gesellschafterin bei älteren Menschen. „Das gefällt mir sehr“, sagt sie. In der Metzgerei Voss arbeitet sie ebenfalls, gehört hier schon seit vier Jahren fest zur Crew. So schnippelt sie Zwiebeln, spült, räumt die Wurstküche auf. „Aber wieder als Friseurin zu arbeiten, würde ich schon gern wieder“, sagt sie.
Ein Herz für Rees
In Rees will sie bleiben. „Schon weil meine Kinder hier aufgewachsen sind und sich hier eine Existenz aufbauen“, sagt die 44-Jährige. Ihre älteste Tochter ist bereits aus dem Haus und arbeitet als Erzieherin.