Emmerich/Rees. . Die Volksbank Emmerich-Rees hat viele Jahre Container des jetzt insolventen Anbieters P&R als Geldanlage beworben. Anleger fürchten um ihr Geld.
Diese Summe macht einen schwindelig: 3,5 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel und 50.000 Anleger bangen um ihr Geld. In München wird gerade eines der größten deutschen Insolvenzverfahren in der Geschichte geführt und darin verwickelt sind unter anderem auch Kunden der Volksbank Emmerich-Rees.
Von 1998 bis Dezember 2017 hat die Volksbank aktiv für die Container des nun insolventen Unternehmens P&R geworben: „Kaufen Sie einen Container! Profitieren Sie von hohen Renditen“, hieß es werbeträchtig im Jahresbericht 2015. Dazu zeigte sich eine vertraute Voba-Mitarbeiterin. Im Hintergrund der Anzeige waren ein Bild des Emmericher Containerhafens zu sehen und die traumhafte Rendite von 5,07 Prozent per anno für bis zu fünf Jahre.
210 Anleger sind aus Emmerich und Rees
Im Kreis Kleve sind nach Angaben der Presseabteilung des Insolvenzverwalters 280 Anleger betroffen. Darunter befinden sich 210 Anleger aus Emmerich und Rees. Ob dies alles Kunden der Volksbank Emmerich-Rees sind, bleibt offen.
Denn die hiesige Bank gibt sich jetzt zugeknöpft. Auf Nachfrage der NRZ teilte das Haus mit, dass man keine detaillierten Fragen zu betroffenen Kunden oder betroffenem Anlagevermögen beantworten könne. Nach Informationen der NRZ, haben aber weder die Volksbank Kleverland noch die damaligen Sparkassen Emmerich-Rees und Kleve Container von P&R beworben.
Durchschnittlich 39.300 und 46.600 Euro pro Anleger
Es dürfte für die Anleger aus dem Kreis Kleve um gehörige Summen gehen. Sebastian Brunner leitet die Kommunikation für den Insolvenzverwalter Michael Jaffé. Er berichtet, dass insgesamt vier Gesellschaften in dem Verfahren betrachtet werden: die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs GmbH, die Gebrauchtcontainer GmbH, die Container Leasing GmbH und die Transportcontainer GmbH.
Die meisten Anleger gibt es bei der Gebrauchtcontainer GmbH (40.500) mit einem Anlagevolumen von 1,9 Milliarden Euro. Die Vertriebs- und Verwaltungs GmbH hat 28.900 Anleger, mit 1,1 Milliarden Euro Volumen. Brunner errechnete auf NRZ-Nachfrage, dass bei der P&R Vertriebs- und Verwaltungs GmbH die Anleger durchschnittlich 39.300 Euro investiert haben.
Für Kreis Kleve geht’s um rund elf bis 13 Millionen Euro
Bei der Gebrauchtcontainer GmbH haben die Anleger durchschnittlich 46.600 Euro investiert. Nähme man diese Durchschnittswerte als Grundlage, dann ginge es allein für die Anleger aus dem Kreis Kleve um insgesamt elf bis 13 Millionen Euro.
Mittlerweile haben über 90 Prozent der Anleger ihre Ansprüche im Insolvenzverfahren geltend gemacht, so der Sprecher des Insolvenzverwalters. Die Volksbank Emmerich-Rees teilt mit, dass man intensiv mit den Anlegern im Austausch stehe und man alle mit aktuellen Informationen versorge.
Der Insolvenzverwalter vermisst Container
Die Insolvenz des Containerspezialisten kam für viele überraschend. Der Konzern mit Hauptsitz in München verkaufte Anlegern Standardcontainer der Seeschifffahrt und vermietete sie weiter an Reedereien. Die Anleger kassierten dafür Mieten.
Laut Pressebericht des Insolvenzverwalters wurden rund 1,6 Millionen Container verkauft, der Insolvenzverwalter hat lediglich 629.832 Container sicher stellen können. Es fehlen über eine Millionen Container. Anleger mussten mindestens zwei Container erwerben, der Grundanlagebetrag lag bei rund 3000 Euro. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Lange gab’s hohe Renditen
Auf NRZ-Nachfrage schreibt die Volksbank Emmerich-Rees, dass man die P&R-Container ins Programm aufgenommen habe, da es seitens der Kundschaft in der Niedrigzinsphase den Bedarf an höher verzinslichen Anlagen im risikoreichen Bereich gegeben habe P&R war seit 1965 am Markt und wurde von der Voba seit 1998 „störungsfrei vertrieben“: „Anleger erzielten in diesem Zeitraum überdurchschnittliche Renditen und haben wiederholt diese Anlageform gewählt“, so die Voba Emmerich-Rees.
Die Prospekte der P&R Container-Verwaltungsgesellschaften seien zuletzt auf die gesetzlich geforderten Angaben und auf Widerspruchsfreiheit durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) geprüft worden.
Voba unterstreicht: Es ist ein Betrug durch P&R
„Das Produkt durfte bei uns im Haus nur auf Basis einer Vermögensstrukturierung und DIN-Analyse verkauft werden und wurde stets als risikotragend mit Vollverlustrisiko eingestuft. Mit ersten Zahlungsverzögerungen haben wir den Vertrieb im Dezember 2017 eingestellt, obwohl ein Vertriebsverbot seitens der Bafin nicht ausgesprochen wurde“, so die Volksbank, die sich selbst in der Werbung gerne als „Beste Bank vor Ort“ darstellt.
Die Vorgänge um P&R stuft die Volksbank jetzt als Vergehen des Unternehmens ein: „Es handelt sich um einen Betrug seitens des Anbieters.“