Rees. . Wer seine Brötchen-Tüte in Gerads-Läden zurückgibt, bekommt beim Kauf von fünf Brötchen eins gratis dazu. Ärger über Müllentsorgungs-System.
Da kommt schon ‘was an Papier zusammen: „Pro Jahr sind das alleine für Brötchen fast 900.000 Verpackungen“, überschlägt Bäckermeister Hans Gerads. Immerhin betreibt er 14 Filialen, neuerdings eine in Uedem. Zur Kundschaft gehören auch Schulen. Und nicht nur da wurmt es den 67-Jährigen, dass das Papier oft achtlos weggeworfen wird.
Das soll sich ändern. „Deshalb nehme ich in allen Filialen unsere Brötchen-Tüten zurück. Wer sie wieder mitbringt und vor der Ladentheke in eine Kiste wirft, bekommt beim Kauf von fünf Brötchen eins gratis dazu“, sagt der Chef von 103 Mitarbeitern.
Klage wegen Amtsverletzung
Die Verkäuferinnen wie Tina Woznicka im Reeser Laden an der Empeler Straße werden gerade in diesen Tagen vom Chef darüber informiert. „Das mache ich der Umwelt zu Liebe“, erklärt der Unternehmer. Der sich aber außerdem mächtig über den Verpackungs-Müll im Allgemeinen ärgert – und hier besonders über das Entsorgungs-System „Der Grüne Punkt“.
Denn mittlerweile zahlt er für seinen Bäckerei-Betrieb im Jahr 12.600 Euro dafür, „die ich an meine Kunden wegen des Wettbewerbsdrucks nicht weiterreichen kann“, sagt der Reeser.
Deshalb arbeitet Gerads seit Jahren mit dem Bundesverband „Das Bessere Müll- und Pfandkonzept Deutschland“ zusammen – und hat geklagt, und zwar wegen „Amtspflicht-Verletzung“ gegen den Kreis Kleve und auch gegen Kommunen im Kreis. „Weil sie ihrer gesetzlichen Kontroll-Pflicht nicht nachkommen“, erklärt Anwalt Udo Müller.
Vom Gesetzgeber gut gemeint
Denn das flächendeckende Entsorgungs-System – „Vom Gesetzgeber gut gemeint“, so Müller – müsse von den Kommunen auch kontrolliert werden. „Was die Kommunen aber nicht machen“, meint der Jurist. Dabei bezahlen Firmen und Verbraucher für den „Grünen Punkt“ – und am Ende werde doch alles verbrannt.
In den Entsorgungs-Unternehmen werde der Verpackungsmüll nämlich nicht getrennt fürs Recyceln, sondern alles in den Brennofen geworfen. Und das sei nur möglich, weil die Kommunen nicht kontrollierten, was da passiert.
Berufung am Oberlandesgericht
In erster Instanz hat der Bäcker aus Rees am Landgericht Kleve nicht Recht bekommen. Deshalb sei man in Berufung gegangen und warte jetzt am Oberlandesgericht in Düsseldorf aufs Urteil. „Wenn ich da auch keinen Erfolg habe, weiß ich noch nicht, ob ich dagegen weiter juristisch vorgehe“, sagt Hans Gerads.
Anwalt Udo Müller ist jedenfalls richtig sauer wegen des Urteils am Landgericht Kleve. „Das Gericht hat einfach die Ohren zu gemacht“, sei der schlüssigen Argumentation des Klägers nicht gefolgt. Jetzt hofft er auf mehr Erfolg am Oberlandesgericht.