Emmerich. . In 36 Jahren bei der Stadt Emmerich hat Klaus Gruyters, der Leiter der Kommunalbetriebe, viel erlebt. Nun hört er auf. Ein Blick in die Historie.
Als sich Klaus Gruyters jüngst am Tag nach seiner Abschiedsfeier im Kollegenkreis Zeit nahm, um die ganzen Geschenke und Abschiedskarten in Ruhe anzusehen, da war er gerührt.
Die Kollegen haben die geballte Wertschätzung zum Ausdruck gebracht: „Das war schön“, sagt der 65-Jährige, der seit 36 Jahren für die Stadt Emmerich arbeitet und am 31. Dezember offiziell in den Ruhestand verabschiedet wird. Der Leiter der Kommunalbetriebe Emmerich (KBE) kann mit einem guten Gefühl gehen.
Auch wenn er noch nicht so richtig einordnen mag, wie sich sein neuer Alltag anfühlen wird. „Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen“, sagt der Ur-Speelberger. Er freut sich auf die zusätzliche Zeit für die Familie, auf Reisen, auf lange Radtouren, auf mehr Zeit für sein Hobby Fotografie.
Schon früh hatte er mit Müll und Abwasser zu tun
1982 startete Gruyters eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Emmerich und der Fachhochschule Duisburg. Es war die Zeit der ersten Diplom-Verwaltungswirte, als er im November 1985 fertig wurde.
Nach einer Übergangsphase von zwei Monaten im Liegenschaftsamt, wurde er am 1. Januar 1986 Leiter des recht kleinen Steueramts, das übrigens damals auch für die Müllabfuhr und das Abwasser zuständig war: „Es gab also auch da schon erste Berührungen zu meiner heutigen Tätigkeit.“
Zum 1. Januar 1989 wurde Klaus Gruyters stellvertretender Bauamtsleiter unter Ulrich Runge. „Ich war zuständig für Baugenehmigungsverfahren und Ordnungswidrigkeiten. Der Abfall kam später auch dazu.“
Über Nacht wurde er zum Sozialamtsleiter
Im Sommer 1991, als Gruyters seinen einzigen vierwöchigen Urlaub seines Berufslebens nahm, „wurde ich über Nacht Sozialamtsleiter. Ich sollte mit meinem Vorgänger die Plätze tauschen.“ Sein Vorgesetzter war der Sozialdezernent Willi Peelen.
So war Gruyters mittendrin in der Flüchtlingswelle von 1991/92. Bundesweit galt es, 500.000 Flüchtlinge unterzubringen. Die meisten aus Kurdistan. Der 65-Jährige schildert Umstände, die sehr an die jüngste Flüchtlingswelle 2015 erinnern: „Asylheime zu bauen war meine primäre Aufgabe. Etwa das an der Tackenweide. Es war eine turbulente Phase. Jeden Morgen führte mich der erste Gang zum Fax-Gerät, wo ich erfuhr, welche Flüchtlinge heute unterzubringen waren.“
Mit Rudi Antoni die Abwasserwerke aufgebaut
1994 fragte Stadtdirektor Franz Kulka, ob sich Gruyters vorstellen könnte, mit Tiefbauamtsleiter Rudi Antoni die Abwasserwerke Emmerich aufzubauen. Er wurde stellvertretender Werksleiter des neuen städtischen Eigenbetriebs.
Auch in dieser Phase gab es einschneidende Erlebnisse: „Zweimal war die Task Force zu Besuch. Sie gingen dem Verdacht der Vorteilsname im Amt nach. Es konnte alles entkräftet werden, aber das ist schon ein komisches Gefühl, wenn da Leute mit Maschinengewehr und einem Durchsuchungsbefehl vor einem stehen“, erinnert sich Gruyters. In der Zeit wurde in der Abwasserbranche insgesamt viel Schmu betrieben, mit teilweise dubioser Entsorgung des Klärschlammes. Nicht in Emmerich.
Ein Riesenprojekt: die Gründung der TWE
2002 startete die Privatisierung des Abwasserbereichs. Es gründeten sich die Technischen Werke Emmerich (TWE), an denen Gelsenwasser für 25 Jahre 49,9 Prozent der Anteile für 4,5 Millionen Euro erwarb, Emmerich behielt die Mehrheit an der Tochter. „Das wurde europaweit ausgeschrieben. Es war sehr aufwendig. Aber das Geld konnte Emmerich gut gebrauchen, es wurde ja gerade die Rheinpromenade erneuert“, so Gruyters.
Im September 2004 wurden die Kommunalbetriebe Emmerich gegründet, auch als städtisches Tochterunternehmen. Kurz danach ging Rudi Antoni in Rente, so dass Klaus Gruyters im Mai 2005 Werksleiter wurde, was später in Betriebsleiter umgetauft wurde.
Nachfolger Mark Antoni kennt sich gut aus
Vor zwei Jahren hat Gruyters den Wunsch geäußert, frühzeitig einen Nachfolger für sich zu finden. „Die Technik, die Umweltgesetze: Es ist kein leichter Job, da wollte ich jemanden langfristig einarbeiten.“ So kam Mark Antoni, Sohn seines ehemaligen Vorgesetzten, ins Spiel, der bekanntlich der neue Leiter der KBE wird. Er ist seit neun Jahren Geschäftsführer der TWE und somit schon sehr gut im Thema: „Das ist gut, da er nicht ganz von vorne anfangen muss“, freut sich Gruyters über diese Lösung.
Als letzte Amtshandlung musste Gruyters dem Rat in der Sitzung am 18. Dezember Rede und Antwort stehen. „Anfang Januar wird es wohl bei mir ankommen, dass ich Rentner bin“, meint der Speelberger.
Beim Personal war Fingerspitzengefühl gefragt
Er freue sich auf den „Dauerurlaub“, in den seine Frau in 2019 auch noch treten wird. Aber er wird auch die Kollegen vermissen, mit denen er sehr gut zusammen gearbeitet habe. „Da haben sich auch Freundschaften entwickelt“, sagt Gruyters.
Die größte Herausforderung über die Jahre „war der Umgang mit dem Personal. Man versucht es allen Recht zu machen. Aber manchmal muss man auch einen Kollegen rausschmeißen. Das habe ich nicht gerne gemacht.“ Auch im „Männerverein“ KBE, wo die Sprache auch mal deftiger ausfalle, sei „Fingerspitzengefühl gefragt“. Dass Gruyters genau dies oft bewiesen hat, zeigte die Wertschätzung, die Gruyters in diesen Tagen entgegenkommt.
>> DIE NEUE TWE-PROKURISTIN
Klaus Gruyters gibt auch seinen Posten als Prokurist der Technischen Werke Emmerich ab. Diese Posten bekommt Marlene Vervoorst, was der Aufsichtsrat der TWE schon so beschlossen hat.