Rees. Zwölf Berichte mit 135 Fotos, Geschichte und Geschichten über Rees, sind im Reeser Geschichtsfreund auf das Jahr 2019 zu lesen.

Zwölf ausführliche Berichte mit 135 Fotos auf 88 Seiten: Auch für den zwölften „Reeser Geschichtsfreund“ hat der Reeser Geschichtsverein Ressa wieder in privaten und öffentlichen Archiven recherchiert und mit vielen Zeitzeugen gesprochen.

„Die Geschichte des Bahnhofs Empel-Rees“ ist der erste Beitrag im Buch. Basierend auf Unterlagen des verstorbenen Stadtarchivars Hermann Terlinden schildert Michael Scholten die vor 175 getroffenen Vorbereitungen für den ersten Bahnhof nahe Rees.

Dabei wird auch die Legende korrigiert, die Reeser Tabakwarenfabrik Oldenkott habe dafür gesorgt, dass die Eisenbahnlinie vier Kilometer am Reeser Stadtzentrum vorbeiführt, damit die Arbeitskräfte nicht zu anderen Firmen in den Nachbarstädten fahren konnten.

Auf den Spuren jüdischer Bürger aus Rees

Agnes Jay beschreibt in einem autobiografischen Beitrag, wie ihr beliebtes „Reeser Platt“-Wörterbuch entstand. 1947 im Notkrankenhaus Aspel geboren und aufgewachsen als Tochter des Landwirts Eugen Lörcks und der Hebamme Else Lörcks, hörte Agnes Jay viel Mundart, musste aber stets Hochdeutsch sprechen.

Die Liebe zum Reeser Platt blieb dennoch erhalten und mündete – unter Mitarbeit der Ressa-Ehrenmitglieder Hermann Voss und Hermann Venhofen – vor zwei Jahren in einem ersten Wörterbuch, an dessen Fortsetzung das Trio bereits arbeitet.

Aus Anlass des 90. Geburtstags, den Anne Frank im nächsten Jahr hätte feiern können, begaben sich Bernd Schäfer und Michael Scholten auf die Spuren jüdischer Bürger aus Rees, die ebenfalls in den Niederlanden untertauchten. Am Beispiel der Familien Marcus und Sander wird deutlich, wie sehr das Überleben in Zeiten des Nationalsozialismus von glücklichen Zufällen und von der Hilfe niederländischer Familien abhing.

Heimatdichter Wilhelm van der Ven

Klaus Kuhlen porträtiert den Unternehmer und Heimatdichter Wilhelm van der Ven (1877-1930), der sich um das gesellschaftlich-kulturelle Leben der Stadt Rees verdient machte. Das Buch „Schönheiten am Niederrhein“ erschien im Jahr 1922 und ist bis heute ein wichtiges Zeitdokument für Rees, Emmerich und die Region.

Auf 100 Jahre Gastronomie- und Stadtgeschichte blickt Michael Scholten zurück. Der Patensohn des Reeser Originals Auwi Dresen hat lange Gespräche mit der Witwe Magda Dresen geführt, um eine umfassende Chronik des Rheinhotels Dresen zu schreiben.

Alles begann 1919, als die Witwe Wilhelmine Dresen das Hotel Sommer am Rhein kaufte, das später von ihrem Sohn Heinrich und dessen Frau Fine, geborene Scholten, fortgeführt wurde. Nach der totalen Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg wurde das Rheinhotel 1956 wiedereröffnet und entwickelte sich unter Auwi und Magda Dresens Leitung zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Gastronomin Fine Dresen mit ihrem Sohn Auwi, der 1932 zur Welt kam und später als Wirt der legendären „Fährstube“ im Rheinhotel Dresen das gesellschaftliche Leben in Rees prägte.
Gastronomin Fine Dresen mit ihrem Sohn Auwi, der 1932 zur Welt kam und später als Wirt der legendären „Fährstube“ im Rheinhotel Dresen das gesellschaftliche Leben in Rees prägte. © Stevens/Ressa

Auch die Geschichte des Reeser Kolpinghauses wird erzählt, da es dort 2019 drei Jubiläen zu feiern gibt: Vor 60 Jahren wurde das umfassend renovierte Gebäude als Kolpinghaus wiedereröffnet, vor 50 Jahren hob die Kolpingsfamilie ihren rührigen Stammtisch aus der Taufe, vor 25 Jahren wurde Heike Beyer neue Wirtin des Hauses.

Eigene Mond in Rääß

Ein weiteres Jubiläum geht weit über die Grenzen von Rees hinaus: Da sich die erste Mondlandung am 21. Juli zum 50. Mal jährt, schildern der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann, Schatzmeister Dirk Kleinwegen und weitere Reeser, wie Bürgermeister Christoph Gerwers, ihre Erinnerungen an die Pionierleistung der Apollo-11-Mission. Abgerundet wird der Beitrag durch Hannes Heusers Gedicht „Wej häwe in Rääß en eige Mond“.

2018 war das ereignisreichste Jahr seit der Gründung des Reeser Geschichtsvereins. Deshalb nimmt der Rückblick auf 20 Vorträge, Exkursionen und die Eröffnung der aktuellen Ausstellung „Teddy, Märklin, Matchbox: Spielzeug in Rees und im Rest der Welt“ im Reeser Koenraad Bosman Museum gleich 13 Seiten im Buch ein.

Die vier Geschichtsfreunde (v.li.): Agnes Jay, Heinz Wellmann, Dirk Kleinwegen und Michael Scholten.
Die vier Geschichtsfreunde (v.li.): Agnes Jay, Heinz Wellmann, Dirk Kleinwegen und Michael Scholten. © Ressa

Die fünf letzten Seiten sind dem Ausblick auf das Jahr 2019 gewidmet, in dem neben interessanten Vorträgen auch vier Exkursionen zum Geldmuseum in Xanten-Wardt, zum Kriegs- und Widerstandsmuseum in Overloon, zum Haus Aspel und zum Brüter-Museum in Kalkar geplant sind.

>>BUCH ERHÄLTLICH

Das Buch im festen Einband, gestaltet von der Reeser Agentur concept!pro, ist zum Preis von zehn Euro beim Bürgerservice im Reeser Rathaus oder in der Bücherecke erhältlich.

Alle Mitglieder des Geschichtsvereins Ressa erhalten ihr Freiexemplar noch vor Weihnachten zugestellt.