Emmerich. . Am 17. Dezember 1918 wurde in Emmerich die Interalliierte Schifffahrtskommission unter Leitung des belgischen Militärs eingerichtet.
Wenn die harte Hand des Vaters fehlt, schlägt die Jugend über die Strenge. So war zumindest vor 100 Jahren die Meinung. Auch in Emmerich. „Die nachteiligen Einwirkungen des Krieges haben sich für die Jugend nicht vermindert. Bei dem Fehlen des väterlichen Schutzes und dem Mangel an männlichen Lehrkräften haben sich die Klagen über Unbotmäßigkeiten der Jugend weiter vermehrt“, heißt es dazu in der Chronik Emmerich am Rhein 1900 - 2000 ein Rückblick von Herbert Kleipaß. „Polizei und Gericht mussten sich im steigenden Maße mit strafbaren Handlungen Jugendlicher befassen. Kirchen- und Schulbehörden, Jugendpflegeeinrichtungen und Waisenrat bemühen sich fast ohne Erfolg, dem weiteren Verderben der Jugend Einhalt zu bieten.“
Im Ersten Weltkrieg fallen 335 Emmericher. Allein im letzten Kriegsjahr 1918 lassen 44 Männer aus der Rheinstadt an der Front ihr Leben. Der Krieg ist damit vor 100 Jahren die häufigste Todesursache. Denn an einer Lungenentzündung erliegen 38 Personen aus Emmerich.
Novemberrevolution legt sich über das Land
Offiziell endet der Krieg, der alle weiteren Kriege beenden sollte, mit dem Waffenstillstand am 11. November 1918. Die Novemberrevolution legt sich über das Land. In Emmerich dauert es bis zum 20. November, als aufständische Marinesoldaten im Rathaus erscheinen. Sie erklären, dass sich die Emmericher Garnison ihnen angeschlossen habe. Daraufhin wird ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Durch Plakate und Handzettel wird den zu dieser Zeit 12.750 Einwohnern Emmerichs der Ausbruch der Revolution bekannt gegeben.
Der Aufruf des Arbeiter- und Soldatenrates ist wie folgt überliefert: „An die Bevölkerung Emmerichs! In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag ist in Emmmerich die Revolution ausgebrochen und auf der ganzen Linie Sieger geblieben. Alle öffentliche Gewalt ist in den Händen des Arbeiter- und Soldatenrats, welcher alles Weitere veranlassen wird.“ Es wird dabei mit schärfsten Strafen gedroht. Denn wer von Sicherheitsorganen beim Plündern erwischt wird, wird auf der Stelle erschossen.
17. Dezember 1918 gibt es eine weitere Zäsur
Die so genannten Sicherheitsbehörden waren im Übrigen an roten oder weißen Armbinden zu erkennen. „Bedenk, dass jede Plünderung eine Schändung der Revolution bedeutet und helfe jeder kräftig mit, unsauberen Elementen das Handwerk zu legen“, endet der Aufruf.
Am 17. Dezember 1918 gibt es eine weitere Zäsur. Mittags um 2 Uhr fuhren zwei belgische Automobile mit einem Leutnant und einigen Mannschaften am Rathaus vor, um zur Unterbringung der so genannten Interalliierten Schifffahrtskommission die nötigen Requisitionen zu bewirken. Der Gastronomiebetrieb Kaiserhof an der Rheinuferstraße wird zur Offiziersmesse. Die Mannschaftsdienstgrade werden im Gasthof Lenz in der Mennonitenstraße untergebracht.
Fahrzeuge in der Garage des Fahrradhändlers
Das belgische Militär bleibt dort bis zum 19. Februar 1919 und wechselt anschließend in die Fabrik Sardemann am Hottomannsdeich. Darüber hinaus diente der Wirtschaftsraum des Wirtes Theo van Koeverden am Rheinufer als belgische Passstelle. Fahrzeuge wurden in der Garage des Fahrradhändlers Meulemann in der Steinstraße untergebracht.
Dies sollte übrigens nicht die einzige belgische Episode in Emmerich sein. Im Zuge des Ruhrkampfs 1923 kam erneut Militär aus dem Königreich auch in die Grenzstadt. Nach anderthalb Jahren zog es dann aber wieder ab.