Emmerich. . Die Emmericher Firma Kirsch + Mausser baut alte Probat-Röster auf Kundenwunsch mit moderner Technik um. Dieser Markt hat sich gut entwickelt.
Dass Emmerichs Kaffeeröstmaschinen-Hersteller Probat in diesem Jahr 150-jähriges Jubiläum feiert, ist inzwischen bei den Bürgern angekommen. Dass die auf der Reeser Straße gegenüber liegende Firma Kirsch + Mausser irgendwie auch was mit Probat zu tun hat, haben auch einige bemerkt. Aber was genau macht die Firma überhaupt? Die NRZ hat das Unternehmen besucht.
Ältere Modelle bekommen eine moderne Technik
„Wir sind ein Maschinenbau-Unternehmen und arbeiten insbesondere gebrauchte Probat-Kaffeeröstanlagen auf“, erklärt Geschäftsführer Ralf Schumacher. Dabei geht es nicht nur um die Optik, sondern auch darum, die älteren Modelle mit moderner Technik auszustatten. Dieser Markt hat sich für Kirsch + Mausser sehr positiv entwickelt. Denn der Retro-Look liegt im Trend. Der Kaffee-Konsum wird immer mehr zum Erlebnis, bei dem auch das Ambiente gefragt ist, das ein historisch anmutender Röster bieten kann.
Die Kundenwünsche sind zum Teil exotisch
„Wir haben es mit extrem exotischen Kundenwünschen zu tun“, verrät Schumacher. Hierbei gehe es nicht um die großen Industrie-Röster, wie sie die Branchengrößen von Melitta bis Douwe Egberts nutzen, sondern eher um die kleineren Spezialitäten-Röster. Diese stehen bei Kunden mit einem Showroom oder in hochwertigen Gastronomien und Hotels. Sie wollen in kleinen Mengen sehr hochwertige Röstergebnisse erzielen, erklärt Schumacher. Solche Kunden seien auch bereit Preise zu zahlen, die über den üblichen Marktpreisen liegen.
Die Kunden über den gesamten Globus verteilt
In der Regel sind es alles Unikate, die die Halle in Emmerich verlassen: „Es ist ein schönes Arbeiten. Wir haben es mit Vollprofis zu tun. Die wissen, was sie wollen. Die Kunden kennen sich mit Rösttechniken aus, wir sind die Maschinenbauer“, schildert Schumacher, der gemeinsam mit Geschäftsführer Martin Starke die Geschicke leitet.
Der „kleine Nachbar“ ist beweglicher
Der Weltmarktführer Probat ist schlichtweg zu groß, um sich auf solch individuelle Wünsche einlassen zu können. Da ist der 21 Mitarbeiter zählende Nachbar an der Reeser Straße 91 beweglicher. „Das ist eine schöne Nische, bei der wir global tätig sind“, verrät Schumacher, die ihre restaurierten Röster in die USA, Ozeanien sogar nach Asien schicken, wo trotz der größeren Tee-Historie Kaffee immer beliebter werde.
Gegründet wurde Kirsch + Mausser übrigens schon 1908 in Heilbronn, wo zunächst Kaffeekugelröster hergestellt wurden. Wann genau Probat das Unternehmen gekauft hat, ist nicht ganz klar. Aber ab 1970 wurde die Zusammenarbeit unter Probat-Chef Karl-Hans von Gimborn intensiviert, was auch einen Standortwechsel nach Emmerich zur Folge hatte. So richtete sich Kirsch + Mausser in der alten Lehrwerkstatt ein. Nachdem das neue Technikum bei Probat eröffnete, wich die alte Schleipen-Villa samt Laboratorium für einen Ausbau von Kirsch + Mausser, der zu 90 Prozent abgeschlossen ist. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter des Galenus-Werkes in Rees, was wiederrum eine 75-prozentige Tochter von Probat ist.
Die Spezialisierung wird als richtiger Schritt gesehen
Die seit 2012 initiierte Spezialisierung auf die alten Probat-Röster habe sich absolut als der richtige Schritt erwiesen, unterstreicht Schumacher, der seit 2010 im Betrieb ist. Es habe sich ein „nachhaltiges Geschäft entwickelt“. Sehr zur Freude auch von Probat-Geschäftsführer Wim Abbing.
Mit einem Trolley voll Kaffee durch den Zoll
Eine Anekdote zum Schluss: Nicht selten fragen die Kunden, ob sie mit den umgebauten Röstern bei Kirsch + Mausser auch mal proberösten dürften. Dafür wollen sie ihren eigenen Kaffee mitbringen. „Die kommen dann mit einem Trolley voll Kaffee durch den Zoll“, sagt Schumacher. Zum Glück sorgten die Zöllner meist nicht für Probleme, denn sie verstehen, dass diese Bohnen nicht in den Verkauf gehen, also nicht zu versteuern sind. Aber die Mitarbeiter bei Kirsch + Mausser freuen sich, immer mal wieder die sehr hochwertigen Röstungen probieren zu dürfen. „Das ist ein kleiner Bonus für sie“, sagt Schumacher.
<<<INDUSTRIEMECHANIKER GESUCHT
Spezielle Mitarbeiter braucht Kirsch + Mausser. So werden noch ein oder zwei Industriemechaniker mit der Ausrichtung Maschinenbau gesucht, die sich eher als Fummler sehen und sich Tag für Tag neuen Herausforderungen stellen mögen. Hier gehe es darum, auch Modelle aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg mit ausgereifter Technik von heute nachzurüsten. Das gehe bis zur mechanisierten Elektrosteuerung per App, schildert Ralf Schumacher. „Das ist ein sehr abwechslungsreiches Betätigungsfeld“, sagt Martin Starke, ebenfalls Geschäftsführer. Bewerbungen sind willkommen.