Emmerich. . Das Publikum im ausverkauften Stadttheater Emmerich war begeistert vom Musical „Der bewegte Mann“. Warum das Ensemble improvisieren musste.
Mit begeisterten Pfiffen, langanhaltendem Applaus und Standing ovations endete die erste Aufführung in der Jubiläumswoche zum 50-Jährigen im ausverkauften Stadttheater. Das junge, spielstarke und stimmgewaltige Ensemble des Altonaer Theaters hatte mit der Musical-Fassung von „Der bewegte Mann“ die Besucher mitgerissen.
Gruppe musste ein Handicap verkraften
Und das, obwohl die Truppe ein Handicap verkraften musste. Ein Darsteller war auf dem Weg nach Emmerich am Hamburger Bahnhof gestürzt und hatte sich an der Kniescheibe verletzt. Seinen Part meisterten die anderen souverän mit. Wenn Theater-Chef Michael Rozendaal vor Beginn der Aufführung nicht von dem Malheur berichtet hätte, wäre es niemandem aufgefallen.
Die Verfilmung von „Der bewegte Mann“ mit Til Schweiger hatte 1994 große Erfolge gefeiert. Die Geschichte nach den Comics von Ralf König wollte Klischees über Schwule abbauen. Auch heute noch, knapp 25 Jahre später und in Zeiten der Ehe für alle, sorgt der Stoff um die Liebeswirrungen von Homos und Heteros mit Witz und Ironie für kurzweilige Unterhaltung.
Happy Birthday-Ständchen des Emmericher Publikums
Regisseur Harald Weiler hatte die Geschichte geschickt in die heutige Zeit verlegt: Beispielsweise mit der Männergruppe der „Anonymen Sexsüchtigen“, die sich beim Stricken über die Vor- und Nachteile einer Internetplattform unterhält. Die Geschichte vom untreuen Alex (Nils Klitsch), der seine schwangere Freundin Doro (Alice Hanimyan) betrügt und bei seinem schwulen Bekannten Norbert (Moritz Grabbe) Unterschlupf findet, hat Weiler mit leichter Hand und Gespür für Situationskomik inszeniert. Christian Gundlach steuerte sowohl gefühlvolle Balladen, als auch rockige Songs dazu bei. Hauptdarsteller Nils Klitsch wurde am Aufführungstag 26 Jahre jung und zeigte sich sichtlich überrascht vom Happy Birthday-Ständchen des Emmericher Publikums.
Die Episoden kamen mit wenigen Requisiten aus: rechts Bett und Schrank in der Wohnung von Doro und Axel, links das Gleiche von Norbert. Natürlich fehlte die bekannte Filmszene mit Axel nicht, in der er außer Gefecht gesetzt durch potenzsteigerndes Bullenspray aus Texas splitterfasernackt im Zimmer hockt.
Viel Applaus
Das frische Ensemble war überhaupt bei Wortwahl und Körpersprache nicht prüde. Norberts Freunde Waltraud und Fränzchen konnten in Frauenkleidern und mit witzigen Gesangseinlagen viel Anerkennung verbuchen. So selbstverständlich, wie die Männer auf hohen Stöckelschuhen das Tanzbein schwangen, kann sich wohl manche Frau nicht fortbewegen.
Am Ende waren sich alle einig: Jeder wäre gerne ein bisschen so wie der andere. Und alle trieb das Gleiche an: Die Suche nach der großen Liebe.