Rees. Ein Wohnquartier für Jung und Alt wie in einer gut funktionierenden, lebendigen Nachbarschaft - das könnte aus dem Ex-Krankenhaus entstehen.
Ist Rees eine Stadt, in der sich nur noch Senioren wohlfühlen? Was kann man unternehmen, um die Stadt lebendig zu halten? Wie kann eine gesunde Infrastruktur aussehen, um ein Zugehörigkeitsgefühl von Jung und Alt in der Stadt zu schaffen. Die Lösung kann ein Wohnquartiers-Projekt sein.
Seit drei Jahren ist Michael Eiden Pfarrer in Rees und Vorsitzender der Stiftung Maria Johanna Hospital Rees. Er hat mit vielen Menschen der Stadt Kontakt und an vielen Stellen gespürt, dass die Bürger Wünsche haben und auf den Weg zu neuen Projekten mitgenommen werden wollen.
Zwei Spezialisten
Gestern stellte er gemeinsam mit seinem Stellvertreter im Kuratorium, Hermann Josef Becker, die Idee eines Wohnquartierprojektes vor und hat dazu zwei Spezialisten mit ins Boot geholt: Hermann Hengstermann als Projektberater und Hedi Overhoff, Sozialpädagogin und Projektberaterin. Beide verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz in der Begleitung solcher Unternehmungen.
Die Stiftung wurde 1849 zur Förderung der Altenhilfe und des öffentlichen Gesundheitswesens gegründet. Sie ist Eigentümerin des Krankenhausgeländes. Auf einem Teil des Geländes betreibt pro homine das Agnesheim, das daneben befindliche Krankenhaus steht seit 2012 leer.
„In dieser Zeit haben wir nach Lösungen gesucht, die nicht zum Tragen kamen“, resümiert Hermann Josef Becker. Die neue Idee hingegen überzeugte. Daher wurde nun ein Fragebogen entwickelt, die Ergebnisse der Umfrage sollen in die konzeptionelle und bauliche Entwicklung des nicht mehr genutzten Krankenhauses einfließen.
Komplex liegt im Stadtzentrum
Wichtig ist dem Kuratorium, dass die städtebauliche Gestaltung mit dem historischen Teil des Krankenhauses, der aber nicht unter Denkmalschutz steht, und die Zielsetzung als Wohnstandort für Jüngere und Ältere in der Planung berücksichtigt wird. Denkbar sind ein bedarfsgerechter Aus- und Aufbau von Begegnungs-, Unterstützungs- und Wohnangeboten.
Immerhin liegt der Komplex mitten im Stadtzentrum. „Wir kommen nicht mit fertigen Plänen, sondern wollen die Bürger fragen, wo sie Bedarf sehen, was sie sich wünschen“, erklärt Pfarrer Eiden. Nichts wird festgeschrieben, weder ob Gebäudetrakte abgerissen noch ob sie saniert werden.
Hermann Hengstermann hat bereits zwölf Wohnquartierprojekt begleitet, beispielsweise den Klostergarten in Kevelaer, der als Vorzeigeprojekt gilt. In Rees soll ebenfalls ein Quartier geschaffen werden, in dem es bezahlbaren Wohnraum gibt, in dem junge Familien ebenso wohnen wie alte Menschen in einer gut funktionierenden, lebendigen Nachbarschaft, in der der eine auf den anderen Obacht gibt.„Die Menschen sollen sich mit dem Wohnraum identifizieren. Dazu kommt die Schaffung von dezentralen mobilen und kleinteiligen Wohn- und Versorgungsstrukturen“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Es gibt gute Bespiele, wie solche Konstrukte funktionieren. „Eine Begegnungsstätte stellt einen Mehrwert für ein Quartier dar, wie ein Mutter-Kind-Treff, eine Krabbelgruppe oder ein Stammtisch, bei dem nur englisch gesprochen wird“, nennt Hengstermann Beispiele.
Danach wird gefragt
Gefragt wird nach gewünschten Angeboten in der Innenstadt, für Familien, Kinder, ältere Menschen, was gut, was nicht gefällt, nach Zufriedenheit mit der Wohnsituation, Gestaltungswünschen für das Krankenhaus-Gelände, generationsübergreifende Wohnangebote, Wohnraum für Single, Betreutes Wohnen, Tagespflege, Begegnungstreff, Freizeitangebote für Familien. Ende 2018 soll die Auswertung vorliegen.
>>FRAGEBÖGEN VERSANDT
Unter Mitwirkung der Stadt Rees wurden nach dem Zufallsprinzip von 6544 Menschen, die in Rees, nicht in den Ortsteilen, leben und über 20 Jahre alt sind, ein Drittel gezogen, die jetzt einen Fragebogen per Post zugesandt bekommen. Diese 2182 Bürger können bis Ende Oktober den Fragebogen anonym ausfüllen.
Die Fragebögen können in einem portofreien Umschlag an die Stadtverwaltung versandt oder im Pfarrbüro oder im Rathaus in eine Sammelbox gesteckt werden.
Wer nicht angeschrieben wurde, aber Ideen einbringen möchte, kann sich einen Fragebogen im Rathaus oder Pfarrbüro abholen