Emmerich. . Der Geschichtsverein veröffentlicht das Buch „Die Stadt Emmerich und der Zoll“ von Hermann Lang. Warum nur 70 Werke in den freien Verkauf gehen.
Über 700 Zöllner haben in der Spitze mal in Emmerich gearbeitet. Satte 350 Rhein-Spediteure waren hier angesiedelt. Zweifelsohne hat der Zoll die Geschichte der Stadt Emmerich „über Jahrhunderte mitgeprägt“, wie Herbert Kleipaß, Vorsitzender des Emmericher Geschichtsvereins sagt. Um so besser, dass Hermann Lang, von 1974 bis 2010 beim Zoll in Emmerich tätig, viel aus der unheimlich großen Historie auf 210 Seiten in dem Buch „Die Stadt Emmerich am Rhein und der Zoll“ zusammengefasst hat. Genau solche geschichtlichen Themen möchte der Geschichtsverein griffbereit im Regal stehen haben.
Als der Zoll 2,1 Mrd. DM einnahm
Hermann Lang bedankt sich für die „unbezahlbare Unterstützung“ durch den Geschichtsverein. Er selbst ist langjähriges Mitglied und sah eine Chance, etwas zurückzugeben. Er hatte keinen Auftrag für die Recherchen. Zum einen ging ihm die Frage nicht aus dem Kopf, ob der Zoll schon immer in Emmerich war. Zum anderen erinnerte er sich, dass ein Kollege in Kranenburg auf einer Personalversammlung mal behauptete, die Emmericher hätten den Klevern den Rhein geklaut. Einen Nachweis dafür hatte Lang im Buch „Embrica“ von Eberhard Wassenberg tatsächlich gefunden. Also fing Hermann Lang an aufzuschreiben, was er entdeckte. Das Resultat legte er dem Geschichtsverein vor. So kam es zur Veröffentlichung.
Die Zollhistorie ist spannend. Emmerich hatte nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 70er Jahre das größte Zollaufkommen bundesweit. In der Spitze, so Lang, seien mal 2,1 Milliarden DM durch die Verzollung von Waren eingenommen worden. Vor allem auf dem Wasserweg: „Das waren enorme Frachten.“
Judith Selter hat die Gestaltung übernommen
Aber auch die Bürger hatten Berührungspunkte mit dem Zoll, wenn sie Kaffee und Co., die sie einführen wollten, an der Grenze deklarieren mussten. Vieles wurde am Zoll vorbei geschmuggelt.
Das alles änderte sich durch die Einführung des EU-Binnenmarktes 1993 und durch die Umsetzung des Schenenger Abkommens 1995 drastisch. Heute sind gut 200 Mitarbeiter beim Zoll in Emmerich tätig. Ging es früher vor allem um Grenzkontrollen, um Wareneinfuhr etc., so steht heute vor allem die Bekämpfung von Schwarzarbeit im Fokus. „Für uns ist es heute sehr angenehm, aber auch unkontrollierbarer“, so Kleipaß im Bezug auf die offenen Grenzen heute.
Die Gestaltung des Buches hat Judith Selter übernommen. Gedruckt wurde es bei J.L.Romen in einer Auflage von 650 Stück. Da alle Mitglieder ein Exemplar kostenlos bekommen können, bleiben rund 70 Bücher für den freien Verkauf. Das Werk wird gefördert durch den LVR und kostet 15 Euro im Buchhandel. Somit lohne sich die Mitgliedschaft im Geschichtsverein für 30 Euro im Jahr, dies werde durch den Wert der Veröffentlichungen überboten, so Kleipaß.
>> VIEL ARBEIT
2016 hat Hans W. Friedrich die Schriftleitung des Geschichtsvereins von Herbert Kleipaß übernommen, der dies fast 40 Jahre machte. Die Schriftleitung für ein Buch zu übernehmen sei viel Arbeit, weiß Kleipaß. Vom Layout über Produktion bis zur Vermarktung stecke viel dahinter. Das erste Buch des Geschichtsvereins wurde noch auf Schreibmaschine getippt und fotokopiert.
Das neue Buch , so Friedrich, „befreit den Leser nicht davon, woanders nachzugucken. Das totale Glossar der Zollsprache etwa konnten wir nicht aufnehmen. Das hätte den Rahmen gesprengt.“