Haldern. . Alexia Meyer vom Caritasverband referierte über Demenz. Ihr Rat: Pflegende sollten sich eingestehen, dass sie selbst Unterstützung brauchen.

„Bin ich nur vergesslich – oder schon dement ?“ – unter diesen Titel hatte Alexia Meyer, Bereichsleitung Demenzberaterin beim Caritasverband Kleve, ihren Vortrag gestellt.

Über 40 Interessierte hatten den Weg ins Halderner Gemeindehaus gefunden. Pfarrerin Sabina Berner-Pip erläuterte, was die Kirchengemeinde dazu veranlasst hat, sich mit dem Thema zu befassen. „Wir sind dabei, einen Besuchsdienst einzuführen, um andere Gemeindemitglieder zu besuchen. Dabei kann man auch in die Situation kommen, einer dementiell erkrankte Person zu begegnen.“ Darauf Menschen vorzubereiten, sei ein Ziel des Nachmittags.

80 Prozent der Dementen werden in Familien gepflegt

Im Anschluss erläuterte Alexia Meyer den aktuellen Stand der Dinge anhand der Zahlen der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft. „Aktuell leben in Deutschland rund 1,7 Mio. Demenz-Patienten. Jedes Jahr treten mehr als 300 000 Neuerkrankungen auf, also fast 100 täglich.“

Mehr als 80 Prozent würden in Familien gepflegt, mehr als zwei Drittel davon würden von einer Person gepflegt. „Und das sind überwiegend Frauen, die meisten davon selbst im Rentenalter. So kann es passieren, dass der dementielle Erkrankte noch einen gesunden Eindruck macht, während die Angehörigen müder und erkrankt wirken.“

Das zuletzt Gelernte wird zuerst verdrängt

Über die Hälfte der Demenzerkrankten litten dabei an Alzheimer – dazu kämen noch vaskuläre Demenz, Parkinson, Enzephalopathie, gemischter Demenz bis zur Lewy-Körperchen Demenz. Die Symptome reichten dabei von kognitiven Störungen wie Gedächtnis- und Orientierungsstörungen und dem Verlust des Gegenwartsbezuges bis zu Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität oder Halluzination.

Das Ganze beginne allmählich, machte sie an einem Beispiel deutlich: „Was zuletzt Gelernt wird vom Gehirn, geht meistens zuerst weg, das abstrakte Denken z.B. wie beim Geld, dass eigentlich ja nur Papier ist und trotzdem einen Wert hat.“

Der Unterschied zwischen dem Altern und der Demenz

Demente könnten dann Schwierigkeiten haben Verkehrsmittel zu benutzen oder zu telefonieren, Hausarbeit selbstständig zu machen – und erst viel später sich nicht mehr anziehen oder pflegen können. „Bevor dieser Mensch mit Pflegediensten in Kontakt tritt, ist also schon viel passiert.“ Es sei wichtig, zu verstehen, warum diese Menschen sich dann irritierend verhalten. „Weil das Gehirn das eben mehr leisten kann“.

Meyer machte die Unterschiede zwischen normalem Altern und der Demenz plastisch klar. „Wenn wir vergessen, warum wir in den Keller gehen, fällt uns das wieder ein, wenn wir die Treppe hochgelaufen sind. Der Demente geht runter, will auf einmal mit der Waschmaschine waschen und wundert sich, warum der Kühlschrank offen steht.“

Pflegende brauchen Unterstützung

Die Angehörigen sollen sich frühzeitig informieren. „Ohne Familie und Freunde geht beim Thema Demenz nichts“, brachte Meyer es auf den Punkt. Pflegende sollten sich frühzeitig eingestehen, dass man es mit einer ernsten Krankheit zu tun hat und auch selbst Unterstützung brauche angesichts geringer Zeit zur Regeneration, Einschränkung sozialer Kontakte und mangelnder Anerkennung für die Arbeit.

Da gebe es eine Reihe von Hilfe- und Betreuungsmöglichkeiten. Entscheidend bei allen Aktivitäten sei aber eins: „Man muss die Krankheit in die Normalität holen und darf sie nicht verschweigen.“