Emmerich. . Im kleinen Haus im Park in Emmerich stellt der Westdeutsche Künstlerbund mehrere Arbeiten vor, die sich mit dem Thema Intimität beschäftigen.
Das Handy-Gebimmel macht nervös. Kaum betritt man das Künstlerhaus im Emmericher Rheinpark und schon blickt man hektisch auf seine Jackentasche. Habe ich das Mobiltelefon nicht ausgeschaltet? Nein, alles gut. Das penetrante Telefongeläut kommt aus einem Lautsprecher und lässt uns peinlich bewusst werden, wie sehr wir schon auf diese tragbaren Mobilcomputer konditioniert sind. Es bimmelt – und unser Hirn vibriert. Wie schrecklich.
Der Emmericher Kunstverein zeigt ab Sonntag eine bemerkenswerte Schau von zwölf Künstlern, die aus ganz NRW stammen. „InDiscreet - The Problem of Intimacy“ heißt die Ausstellung, die sich - wie der Titel schon sagt - mit dem Umgang von Intimsituationen beschäftigt.
Was ist heute noch intim?
Und da wären wir wieder beim Handy und dem Internet. Was ist heute noch intim? Wir breiten alles aus, urteilen schnell und teilen uns gerne mit. Gibt es da noch Intimität? Oh ja. Für Patrick Borchers sind es zum Beispiel die Geschwindigkeitsaufnahmen der Polizei. Sie treffen einen in einem Moment der Abwesenheit, in dem die Gesichtszüge entgleiten oder man gerade an etwas intensiv denkt. Fotos von Blitz-Apparaten sind immer schmerzlich (fürs Portemonnaie) und belichten intime Momente.
Fotos von einer Frau, die an Hirntumor litt
Mit seiner Arbeit „Ohne“ sucht Jochen Ahmann aus Bochum bereits eine Grenze des Intimen auf. Er fotografierte seine Ehefrau, die an einem Hirntumor litt. Zu sehen sind Aufnahmen eines rasierten Kopfes mit einer großen Narbe. Die Fotos dokumentieren eine sehr nahe, sehr persönliche und endgültige Situation. Ahmann hat sie leicht verfremdet, zeigt damit seinen Schmerz über den Verlust seiner Frau.
Monument für 78 verstorbene Jugendliche inspirierte
Ums Sterben geht es auch in den Arbeiten von Regina Friedrich-Körner und Renate Löbbecke. Friedrich-Körner ließ das Elend des Bosnien-Krieges nicht mehr los. 1999 reiste sie nach Tuzla und entdeckte drei Jahre nach dem Krieg ein Monument für 78 verstorbene Jugendliche auf dem Marktplatz. Die Fotografien habe sie so ergriffen, dass sie diese in künstlerischer Form verarbeitet hat.
Bilder vom Sterben einer Schnake
Renate Löbbecke hingegen beschäftigt sich mit dem Sterben an sich. Sie präsentiert eine Videoinstallation von einer verendenden Kammschnake. „Zuerst hatte ich kein Mitleid mit dem Insekt. Ich fand es ekelig und wolle es nur schnell loswerden. Doch als ich mit die Bilder vom Sterben der Schnake angesehen habe, dacht ich nur: ‘Was hast du getan’?“