Emmerich/Kreis Kleve. . In Emmerich gibt es nur geringe Waldflächen, somit auch eine geringere Waldbrandgefahr. Aber wie ist die Feuerwehr für Waldbrände gewappnet?
Martin Bettray ist seit 40 Jahren bei der Feuerwehr: „Aber einen Waldbrand habe ich noch nie erlebt“, sagt der Leiter der Feuerwehr Emmerich. Darauf kann er auch gut verzichten. Aber womöglich ist die Gefahr für einen Waldbrand derzeit in Emmerich als auch im Kreis Kleve so hoch wie nie zuvor. So eine Trockenperiode gab es bisher noch nicht. Dass die Gefahr in Emmerich nicht ganz so hoch ist wie in manch anderer Kommune im Kreis, liegt an einem einfachen Fakt: „Emmerich hat wenig Wald“, so Bettray. Außerdem handele es sich weitgehend um Laub- und Mischwald: „Nadelhölzer sind stärker gefährdet.“
Elten bekommt Wasserrucksäcke
Trotzdem hat die Feuerwehr die aktuell erhöhte Waldbrandgefahr natürlich auf dem Radar. Der große Waldbrand in Straelen am Freitag und Samstag hat die Sorge manch eines Bürgers womöglich nochmal verstärkt. Aber ist die Feuerwehr in Emmerich und im Kreis Kleve für Waldbrände gewappnet? „Man kann die kommunale Feuerwehr nicht für alle Eventualitäten ausstatten“, sagt Bettray. Ihm pflichtet Thomas Derksen, stellvertretender Kreisbrandmeister, bei.
In Emmerich sind einige Investitionen geplant, die für die künftige Waldbrandbekämpfung helfen: „Besonders für den Löschzug Elten wollen wir Wasserrücksäcke anschaffen“, verrät Bettray. Mit etwa 15 Liter Wasser im Gepäck können die Kameraden so schneller zum Feuer kommen und sind weniger auf Schläuche angewiesen. Beim Löschzug Vrasselt wird ein Bundes- gegen eine Landesfahrzeug wohl bis Ende des Jahres ausgetauscht: „Das neue Fahrzeug ist für die Waldbrandbekämpfung ausgestattet“, erklärt der Stadtbrandinspektor. Diese Ausstattung geht noch auf einen Waldbrand in Düsseldorf vor vier Jahren zurück.
Motorradfahrer werden vorausgeschickt
Auf Kreisebene besteht eine Einsatzleitung für Großschadenslagen, die in einem solchen Fall ebenfalls unterstützend tätig werden kann. Schon jetzt gibt es sogenannte Melder-Kräder, die in Kranenburg stehen. „Die geschulten Motorradfahrer werden vorausgeschickt, erkunden die Zufahrten und die Ausdehnung des Brandes“, schildert Bettray.
Wälder sind in Jagen aufgeteilt. Das sind rechteckige Einheiten. Der Klever Reichswald sind es zum Beispiel 117, erklärt Derksen. Grenzsteine und fahrzeugtaugliche Wege an den jeweiligen Grenzen werden vorgehalten. Auf einer Karte dargestellt sieht der Reichswald damit aus wie Manhattan – alles total grade geplant. „Diese Jagen helfen den Feuerwehrleuten bei der Orientierung, wenn es brennt“, sagt Derksen. Die alten Feuertürme im Reichswald sind heute nicht mehr besetzt.
Auch Nachbarn kommen zur Unterstützung
Schlauchwagen können auf Kreisebene hinzugerufen werden. Der Hochleistungs-Löschwagen, das Hytrans-Fire-System, steht in Emmerich. Es kann 6000 Liter auf einer Länge von 2000 Metern zur Verfügung stellen. Es ist auch für Einsätze an der Betuwe-Route vorgesehen, wenn die Bahnübergangsbeseitigung mal abgeschlossen ist und Lärmschutzwände den Zugang erschweren. Ansonsten sei es, wie bei anderen Katastrophen auch: „Wenn es umfangreicher wird und die kommunale Feuerwehr an ihre Einsatzgrenzen kommt, unterstützen die Nachbarn. Ergänzend können Landesbereitschaften der Feuerwehr angefordert werden“, sagt Derksen.
Beim Brand in Straelen kam ein niederländischer Hubschrauber für Löscharbeiten zum Einsatz, was viele verwundert hat. Thomas Derksen war zum Schluss auch in Straelen im Einsatz. Verschiedene Einsatztruppen lösten sich hier ab, da die Waldbrandbekämpfung sehr anstrengend sei. Dass die Niederländer hier aus der Luft zum Einsatz kamen, verwundert Derksen nicht. Während in Deutschland für solche Einsätze lange Dienstwege einzuhalten seien, reagierten die Nachbarn schneller, pragmatischer. Typisch Niederländer eben.
Zehn Wehrleute als Luftbeobachter qualifiziert
Löschflüge werden nicht auf Kreis-Ebene organisiert. Es gibt aber Flugaktivitäten in dem Kontext mit lokalem Bezug. In der Bezirksregierung Düsseldorf können Luftbeobachter in Düsseldorf bei der Fliegerstaffel der Polizei in eine Cessna oder einen Hubschrauber steigen, der dann aus der Luft den Wald beobachtet. Im Kreis Kleve sind etwa zehn Wehrleute als Luftbeobachter qualifiziert, schätzt Derksen. Bezahlt werden die Einsätze von der Forstbehörde.
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Die Wehrleute können am Institut der Feuerwehr in Münster Seminare zur Waldbrandbekämpfung belegen. Zudem finden auf Kreisebene Lehrgänge statt, etwa die Truppenführerausbildung, wo Waldbrände informativ behandelt wird.
Wichtig für die Feuerwehr Emmerich sei der stetige Austausch mit Revierförsterin Ingrid Dohmen, so Martin Bettray.