Emmerich. . Nach dem Bericht über den Zustand der Radwege, gab es einige Reaktionen. Die Kritik setzt bei Beschilderung, Wegbreiten oder Planungen an.
Der Zustand der Radwege in Emmerich bewegt die Leser offenbar. Der NRZ liegen einige Reaktionen vor, die wir hier zusammenfassen wollen.
Astrid Wessmann kritisiert den Zustand der Radwege an der Nierenberger Straße: „Die Schlaglöcher hier wiegen besonders schwer.“ In einem schlechten Zustand sei auch das Stück Radweg an der Dederichstraße unmittelbar hinter dem Bahnübergang Löwentor.
Es fehlen Hinweise
Ferner sieht Wessmann zwei Stellen, wo die Beschilderung verbesserungswürdig sei. An der Ostermayerstraße in Richtung Innenstadt wechselt der Radweg von der rechten auf die linke Seite: „Hier fehlt ein Hinweis, dass Radfahrer die Straße queren. In der anderen Fahrtrichtung gibt es so ein Hinweisschild.“ Am Radweg von ‘s-Heerenberg kommend von der Grenze bis zur Autobahn fehle der Hinweis, dass Radverkehr auf dem selben Weg in beide Richtungen stattfinde. Wessmann konnte nicht genau sagen, wie der Weg heißt, er befindet sich in der Nähe der B220.
Auch Peter Pollmann hat sich gemeldet: „Als Anmerkung möchte ich auf den nicht vorhandenen Radweg an der Netterdenschen Straße zwischen Autobahnausfahrt und dem vorhandenen Radweg bis zur Einmündung Vorwerk erinnern.“ Natürlich in Klein-Netterden an der neuen Abfahrt „Emmerich-Ost“.
„Was mir immer wieder unschön auffällt,“, so Pollmann weiter, „sind die Stolperkanten zwischen Fahrbahn und Radwege im Bereich von Kreuzungen und Einmündungen in Emmerich. Auch sollte die Fahrbahn am Geistmarkt zwischen ehemals Uhren Willing und dem Rathausvorplatz mal überprüft werden.“
Eine ziemlich professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema liefert Stefan Warda von hamburgize.com – Better Cycling for Hamburg: „Bei meinem Besuchen in Emmerich war ich erstaunt, wie extrem rückständig Emmerich im Vergleich zu den naheliegenden Niederlanden – aber auch zu vielen anderen deutschen Städten – bezüglich der Radverkehrsinfrastruktur ist. Doch nicht nur die Radfahrer sind davon betroffen, sondern auch die Fußgänger.“
Probleme beim „Dooring“
Und dann geht Warda ins Detail. Am Zubringer zwischen B220 und B8 seien die Radwege auch für Fußgänger „benutzungspflichtig“. Dies dürfe aber laut Straßenverkehrsordnung nur angeordnet werden, wenn genügend Platz ist: „Dies ist aber bei 0,7 bis 0,8 Meter Breite eindeutig nicht der Fall.“
„Da der Gehweg so schmal ist, dass Fußgänger nicht zu zweit nebeneinander gehen können oder entgegenkommende Fußgänger sich auf dem Gehweg nicht begegnen können, müssen sie gemäß der StVO auf die Fahrbahn ausweichen. Denn Radwege bleiben für Fußgänger tabu.“ Allerdings weiche keiner auf die Fahrbahn aus, was zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern führe. „Eigentlich müsste die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben werden, da die Kriterien dazu nicht erfüllt sind – hier also die ausreichende Breite der Gehwege. An der Ecke ‘s-Heerenberger-/Eltener Straße ist der Gehweg sogar nur 0,5 Meter breit!“, so Warda.
Er sieht außerdem Probleme im „Dooring-Bereich“. Damit ist das unachtsame Aussteigen aus parkenden Autos gemeint, wodurch häufig Unfälle entstehen. An der Seufzerallee etwa seien die Radwege relativ schmal und „verlaufen teilweise in engen Kurvenradien auf dem Gehweg“. Bei Tempo 30 und wenig Verkehr könnte zwischen der Gerhard-Storm-Straße und van-Gülpen-Straße die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben werden: „Neben den Parkbuchten beträgt die Gehwegbreite nur 1,20 Meter, an manchen Stellen sogar nur ein Meter.“
Nur eingeschränkt Einfluss
Vergleichbare Fälle nennt Warda auch für die ‘s-Heerenberger Straße, Van-Gülpen-Straße, Speelberger Straße, Hansastraße und Gerhard-Storm-Straße. Sein Fazit: „Eine Aneinanderreihung von Wegeteilen unter Mindestmaßen muss vermieden werden, also zu schmaler Gehweg neben zu schmalem Radweg unmittelbar neben einem möglicherweise auch noch zu schmalem Parkplatz. Bei Tempo 30 braucht es keine Radwegbenutzungspflicht. Ein großer Teil der Radwegbenutzungspflichten kann in Emmerich ohne weiteres ausgehoben werden.“
Kurt Reintjes von der Goebelstraße beklagt, dass der Einfluss der Bürger auf Planung und Ausführung von Radwegen eingeschränkt sei. Als Beispiel nennt er den Ausbau Goebelstraße, der seit 2010 geplant wurde. „Es sollten die 39 vorhandenen Bäume gefällt werden und durch 22 neue Bäume ersetzt werden.“ In der Folge wurde die Straße aber ins NRW-Alleen-Kataster aufgenommen. Somit war die Allee geschützt. Ein Antrag der Anwohner, die Allee aus Sicherheitsgründen (Wurzelverwerfungen, Bordstein- und Gehwegdeformationen sowie Versorgungsleitung Gas und Wasser in Wurzelnähe) zu fällen, hatte auf Ebene des Kreises Kleve 2016 keinen Erfolg. Die Möglichkeit der Klage wies der Ausschuss für Stadtentwicklung in Emmerich ab.
Wurzelprobleme ungelöst
„Die Baumaßnahme läuft zur Zeit und es bleibt für mich (und viele Nachbarn und auch Baubeteiligte) unerklärlich, wie die Wurzelprobleme gelöst werden können bzw. wie sich die Wurzelbildung auf das neue Bauwerk auswirken“, so Reintjes. Statt eines eigenen Radweges wurde hier nur eine Radmarkierung aufgebracht. Im Bezug auf die Aussage von Stadtsprecher Tim Terhorst „30.000 Einwohner sehen mehr als 180 Verwaltungsmitarbeiter“, wundert sich Reintjes: „Soviel zum ‘Sehen’ von 30.000 Einwohnern.“
>> KOMMENTAR VON MARCO VIRGILLITO
Radfahren ist für den Emmericher eine emotionale Angelegenheit. Das zeigen die Reaktionen. Vielleicht lässt sich das noch weiter fassen: Der Verkehr ist für die Emmericher eine emotionale Sache. Auch beim Autofahren und als Fußgänger möchte der Bürger eine gute Infrastruktur vorfinden. Man sollte sich aber nicht im Detail verlieren, ob der Gehweg nun 20 Zentimeter breiter ist oder nicht. Insgesamt gilt: Bitte Rücksicht nehmen. Unter lok.emmerich@nrz.de nimmt die Redaktion gerne weitere Hinweise entgegen