Emmerich. . Die Malteser haben Guido Janssen, den ehrenamtlichen Geschäftsführer in Emmerich, des Amtes enthoben. Der Stadtbeauftragte trat deshalb zurück.
Wer in Emmerich an den Malteser Hilfsdienst (MHD) denkt, wird ganz schnell sein Gesicht im Kopf haben: Guido Janssen. Seit 1987 ist er der ehrenamtliche Geschäftsführer der hiesigen Gliederung. Viel mehr: Er war es bis vor Kurzem. Die übergeordnete Malteser Diözese Münster hat den 56-Jährigen abberufen. Guido Janssen ist enttäuscht.
Für Janssen setzt sich damit ein Trend fort. Seit Dezember 2014 gibt es bei der Diözesangeschäftsstelle Münster einen neuen hauptamtlichen Geschäftsführer mit Stephan von Salm-Hoogstraeten. Dieser sei ambitioniert, stehe auch unter Druck aus der Bundeszentrale in Köln: „Zehn bis 15 Führungskräfte in der Diözese sind seit den letzten zwei Jahren nicht mehr im Amt. Das ist ungewöhnlich“, verrät Janssen.
Nun hat es auch ihn getroffen: „Ich weiß, dass ich unangenehm bin, auch mal kritische Fragen stelle.“ Womöglich war Guido Janssen der Geschäftsführung in Münster ein Dorn im Auge.
Verwaltungsdefizite ein Vorwand?
Schlussendlich habe man die Prüfung in einer anderen Angelegenheit genutzt, um Verwaltungsdefizite Janssens aufzudecken. Er sagt es offen: „Ja, ich habe verwaltungstechnisch meinen eigenen Stil. Da ist vielleicht nicht immer jedes Formular perfekt ausgefüllt. Aber schlussendlich ist es ein Ehrenamt“, sagt Janssen, der seit 40 Jahren bei den Maltesern aktiv ist. In all den Jahren habe man halt seinen Weg entwickelt.
Die Abberufung vor diesem Hintergrund kann Janssen nur schwer nachvollziehen: „In einer Stadt wie Emmerich sind die Gesichter wichtig. In Köln oder Düsseldorf mag das anders sein. Hier kommen die Menschen zu den Emmericher Maltesern, weil sie die Gesichter kennen, die sich hinter dem achtspitzigem Kreuz verbergen“, ahnt Janssen, dass es nun eine Herausforderung wird, ein neues Führungsteam auf die Beine zu stellen: „Wenn ich einen Nachfolger in Aussicht gehabt hätte, dann hätte ich meinen Posten längst abgegeben. Aber ich wollte den Posten nicht vakant hinterlassen.“
Diözese würdigt Janssens Schaffen
Mit Janssens Abberufung ist auch Pascal Wieners, seit 2013 der Malteser Stadtbeauftragte in Emmerich, zurückgetreten: „Pascal Wieners hat seine Funktion als Repräsentant immer an meine Funktion gekoppelt. Deshalb hat er sein Amt jetzt niedergelegt, bleibt aber ehrenamtlich bei den Maltesern tätig“, sagt Janssen. Weitere sechs aktive Mitglieder, zum Teil wertvoll rettungsdienstlich ausgebildet, seien komplett ausgetreten.
Rund 15 bis 20 Aktive bei den Maltesern seien nun übrig, um den Laden am Laufen zu halten. Bei all den Einsätzen im Sanitätsdienst, aber auch als Teil der Kreis Klever Einsatzeinheit im Katastrophenschutz werden weniger Köpfe viel leisten müssen.
Die NRZ-Redaktion Emmerich hat auch die Diözese Münster um Stellungnahme gebeten. Jennifer Clayton, die Diözesanpressereferentin des Malteser Hilfsdienstes, hat auch geantwortet: „Wir sind ihm sehr dankbar für sein großartiges Engagement in den vergangenen Jahrzehnten und freuen uns, dass er uns als Helfer erhalten bleibt. Er ist ein Urgestein der Emmericher Malteser. Aber es war Zeit für einen Wechsel an der Spitze. Im Ehrenamt kämpfen wir mit einem stetig wachsenden Verwaltungsaufwand und auch die gesetzlichen Auflagen haben sich grundlegend verändert. Wir Malteser in der Diözese Münster übernehmen Verantwortung für die Umsetzung dieser Bestimmungen. In den vergangenen Monaten und Wochen hat sich im intensiven Dialog mit uns gezeigt, dass wir diesbezüglich mit Guido Janssen in wesentlichen Punkten nicht übereinstimmen.
Das schmälert aber in keiner Weise seine großen Verdienste in der Vergangenheit. Mit dem Amtsende von Guido Janssen hat auch Stadtbeauftragter Pascal Wieners sein Amt aufgegeben. Wir sind in konkreten Gesprächen zur Neubildung einer Ortsleitung.“
>> KOMMENTAR von MARCO VIRGILLITO
Es ist inzwischen ein gesellschaftliches Phänomen, dass man immer weniger ehrenamtlich engagierte Menschen findet. Vor allem wenn es darum geht, Führungsposten zu übernehmen. Die Menschen sind beruflich maximalst eingespannt, managen ihr Familienleben, haben wenig Zeit, da mag keiner sich gerne allzu sehr für zeitraubenden Posten verpflichten. Guido Janssen war seit 1987 Geschäftsführer der Malteser. Unfassbar lang ist das. Die Lebenszeit, die er im Dienste der Mitmenschen geschenkt hat, kann man gar nicht messen. Und dann geht man so mit ihm um? Dass man ihn wegen irgendwelcher Verwaltungsfehler rasiert, das ist kaum nachvollziehbar. Und unwürdig. Auch der Emmericher Gliederung der Malteser hat man damit einen Bärendienst erwiesen. Viel Glück bei der Suche nach neuen ehrenamtlichen Führungskräften.