Rees. . Erstes Solo-Konzert in diesem Jahr im Bürgerhaus löste Beklommenheit aus. Etwa 80 Zuhörer stömten ins Bürgerhaus – und wurden nicht enttäuscht.
„Sie haben sich richtig entschieden!“, meinte Heiner Frost, als er am Sonntagnachmittag vor Beginn des Konzertes die zahlreichen Zuschauer im Bürgerhaus zum ersten Reeserviert-Solokonzert des Jahres begrüßte. Da zur gleichen Zeit das Auftaktspiel der deutschen Fußball-Mannschaft in Russland stattfand, befürchtete man nur eine geringe Besucherzahl. Doch etwa 80 Besucher zogen einen Konzertbesuch dem Fußballspiel vor – und wurden nicht enttäuscht.
Raum für virtuose Soli
Im ersten Teil lernten die Besucher Johann Sebastian Bachs Ouvertüre h-moll (BWV1067) kennen. Frost hatte den Solopart des Werkes, das
eigentlich für Querflöte und Streicher geschrieben wurde, für seine Konzertmeisterin Esther Marie Verbücheln vorgesehen. Im einleitenden Satz, der Ouvertüre, hörte man ein Fugenthema und Solopartien der Solovioline. Dann schlossen sich mehrere Tänze an, die zum Teil der Solovioline viel Raum für virtuose Soli gaben. Im letzten Satz, der Badinerie, erkannten viele Zuhörer ein bekanntes Thema wieder. Es wurde auch in der Popmusik verwendet. Hier hatte Esther Marie Verbücheln ausreichend Gelegenheit, virtuoses Können zu zeigen. In diesem Werk stellte Anja Speh das neue Cembalo vor, das Opus M nach dem Konzert in Bienen gekauft hatte.
In Felix Mendelssohns Streicher-sinfonie XII g-moll erkennt man J.S.Bachs Handschrift, spürt aber auch bald Mendelssohns Ideen.
Nach der Pause beeindruckte Opus M seine Zuhörer mit zwei Stücken russischer Komponisten des 19. Jahrhunderts. Peter Tschaikowsky schrieb wenige Jahre vor seinem Tod seine Elegie. Die ruhigen Akkorde wurden jedoch bald von schwermütigen aber auch hektischen und aggressiven Akkordfolgen der Kammersinfonie von Dmitri Schostakowitsch abgelöst, die alle im Saal tief beeindruckte.
Schostakowitsch, der in seinem Leben die Diktatur Stalins erlebte, drückte in seiner Musik seine Verachtung des Despoten und seine Trauer für die Opfer aus. Als man ihm ärztlicherseits bescheinigte, dass er an einer unheilbaren Krankheit des Rückenmarks litt, verstärkte sich sein Gefühl für das Unabänderliche. Seine Kammersinfonie op.110 zeigt das in jedem Satz. In allen Teilen findet man ein Motiv, das aus den Initialen seines Namens gebildet ist: D(E)SCH. Es beschreibt seine persönliche Situation. Im zweiten Satz fallen die harten Klänge auf, die wahrscheinlich die Gewalt und Folter der Peiniger darstellen sollen. Im letzten Satz nimmt der Zuhörer schlagartige Akkorde wahr, die auf eine Hinrichtung deuten.
Große Beklommenheit zeigte sich nach der Interpretation bei Orchestermitgliedern und Gästen.
Doch Frost wollte keine Trostlosigkeit zurücklassen und entließ die Musikfreunde mit der heiteren Badinerie aus der Ouverture h-moll von J.S.Bach.