Emmerich. . Barriere am Bahnhof, kein Wohnraum für Alleinstehende, Sparkassen-Probleme: Ältere Bürger haben in Emmerich mit bekannten Sorgen zu kämpfen.

Leonie Pawlak kennt man in Emmerich als kämpferische Persönlichkeit. Doch die Vorsitzende der Seniorenvertretung in Emmerich schlägt derzeit eher resignierende Töne an. Aus Sicht der Senioren seien derzeit immer die gleichen Themen zu bemängeln. Ohne Aussicht auf Besserung: „Irgendwann ist man ein Auslaufmodell. So fühlen wir uns“, sagt sie der NRZ nach der Sitzung der Seniorenvertretung am Mittwoch.

Stichwort Bahnhof: Für bewegungsbeeinträchtigte Menschen ist es nach wie vor nicht möglich, am Bahnhof Emmerich in den Zug RE 19 einzusteigen, weil der am Gleis 3 hält. Dort kommt man nur durch die Unterführung, die nicht barrierefrei ist. „Eine Bürgerin hat den ganzen Schriftverkehr mit der Bahn mitgebracht. Daraus wird deutlich: Der Bahnhof Emmerich ist für die Deutsche Bahn ein Abstellgleis. Da tut sich nichts“, sagt Pawlak.

Ältere „bleiben auf der Strecke“

Stichwort Sparkasse: Eine 87-jährige Emmericherin meldete sich bei der Seniorenvertretung, die an der Hauptstelle Agnetenstraße überhaupt nicht klar kam. Alle Schalter seien ständig besetzt gewesen, sie konnte ihre Bankgeschäfte nicht erledigen. Keine Besserung in Sicht.

Stichwort sozialer Wohnungsbau: In Emmerich gebe es viele alleinstehende Rentnerinnen, die noch nicht zu den Sozialfällen zählten, aber mit ihren finanziellen Möglichkeiten kaum eine Chance hätten, eine kleinere, barrierefreie Wohnung zu bekommen. „Sie hängen fest in ihren Nachkriegsbauten ohne Lift und zu warm.“ Die Untersuchung des Ist-Zustandes im sozialen Wohnungsbau, die die Stadt derzeit im Auftrag der Emmericher Politik durchführe, erfasse diese Zielgruppe nicht, so Pawlak.

Immerhin eine Kleinigkeit ist erfreulich: Vor dem Rathaus werden Parkplätze für bewegungseingeschränkte Menschen ausgewiesen. Ein kleiner Erfolg, der für einzelne Bürger sehr erfolgreich ist.

Leonie Pawlak gefällt die Tendenz in der Gesellschaft gar nicht. Alles werde digitalisiert. Es wird auf Gesetze verwiesen, die den individuellen Problemen älterer Menschen oft nicht gerecht würden: „Die älteren Bürger bleiben auf der Strecke. Es sind dicke Bretter zu bohren. Aber irgendwann bohrt man nicht mehr.“