Emmerich/Duisburg. . Der Abschuss einer Silvester-Rakete auf ein Partyschiff in Emmerich zeigt: Vandalismus ist in der Schifffahrt kein kleines Problem.

Der Abschuss kam plötzlich und während einer großen Feier auf einem Rheinschiff: In der Nacht von Sonntag um 1.20 Uhr ist ein Fahrgastschiff in Emmerich vom Ufer aus mit einer Feuerwerksrakete beschossen worden. Zwei Frauen, eine 52-Jährige aus Goch und eine 23-Jährige aus Emmerich, die auf Deck waren, erlitten ein Knalltrauma und ließen sich in einem Krankenhaus untersuchen. "Das ist in dieser Form bei uns noch nicht passiert", sagte eine Sprecherin des Schiffseigners. Gleichwohl: Vandalismus ist in der Schifffahrt ein Problem.

"Es gibt leider viele Menschen, die beim Anblick von Schiffen auf dumme Gedanken kommen", sagt ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Duisburg. Zahlen zu Vorfällen gebe es nicht, aber "es passiert oft, dass Schiffe zum Beispiel mit Steinen beworfen werden", sagt ein Polizeisprecher.

Gehwegplatte von Brücke auf Rheinschiff geworfen

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Nur mit Glück ist am 19. Februar in Duisburg der Führer eines Frachtschiffs auf dem Rhein bei Duisburg davon gekommen, als eine Gehwegplatte aus etwa 15 Metern Höhe auf sein Steuerhausdach krachte. Drei Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren hatten die Platte 300 Meter weit auf die Homberger Eisenbahnbrücke geschleppt und von dort auf den die Brücke unterquerenden Frachter geworfen. "Es schlug ganz knapp neben dem Schiebedach des Steuerhauses auf", berichtete die Polizei. Hätte es das Schiebedach getroffen, wäre der Mann am Steuer des Schiffs schwer verletzt worden.

Solch eine Tat gehe dann auch weit über Vandalismus hinaus, heißt es bei der Polizei: "Das ist ein gefährlicher Eingriff in den Schiffsverkehr und damit juristisch eine erhebliche Straftat", sagt ein Sprecher.

"Schiffe sind ein leichtes Ziel"

"In der Personenschifffart kann ich mich an solche Vorfälle nicht erinnern", sagt Rainer van Laak, Kapitän und Geschäftsführer der Reeser Personenschifffahrt. Auf Frachtschiffen habe er es hingegen schon oft erlebt, das zum Beispiel Backsteine von einer Brücke auf ein Schiff geworfen wurden: "Das kracht gewaltig", sagt van Laak. Oft passiere das im Dunkeln, "weil Täter dann ungesehen verschwinden können", meint van Laak. "Schiffe bieten leider ein leichtes Ziel, weil sie nur mit 12 bis 14 Stundenkilometern unterwegs sind.

Das Partyschiff in Emmerich, die MS RheinEnergie der Reederei Köln-Düsseldorfer, wurde bei dem Vorfall in der Nacht zu Sonntag nicht beschädigt, teilte eine Sprecherin der Reederei mit. Die Polizei sucht unterdessen Zeugen. An Bord waren 900 Personen, die bis 2.30 Uhr in der Nacht Party machten; der Emmericher Röstanlagenbauer Probat hatte seine bundesweite Belegschaft und Pensioäre zur Feier des 150-jährigen Bestehens zu einer vierstündigen Schiffstour mit anschließender Party an Bord eingeladen. Dass der Abschuss gezielt gewesen sein könnte, mag Unternehmenssprecherin Iris Gerlach nicht glauben: "Vielleicht wollte jemand am Ufer ein Feuerwerk machen, und die Rakete war ein Irrläufer".

Update 8. August 2018: Wie die Polizei Mittwoch mitteilte, sind inzwischen zwei Tatverdächtige ermittelt worden. Die beiden Emmericher sind 17 beziehungsweise 18 Jahre alt und der Polizei bereits bekannt. Die Tat vom 22. April haben sie laut Polizeiangaben bereits gestanden. Gegen sie wird in diesem Fall nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Auf NRZ-Nachfrage erklärte die Polizei, dass das Duo die Passagiere nicht kannte. Die jungen Emmericher sagten aus, dass sie das Schiff nur versehentlich getroffen hätten.