Dornick. . Am „World Fish Migration Day 2018“ informierte das Naturschutz-Zentrum Kleve eindrucksvoll über die Probleme von Fischen auf ihren Wanderungen.

Wer kennt sie nicht: Den Clownfisch Nemo und die chaotische Doktorfischdame Dorie aus dem wunderbaren Animationsfilm „Findet Nemo“ mit dem glücklichen Ende, wenn sich alle wieder finden? Doch wie sieht die Wirklichkeit unter Wasser aus? Einen Einblick in die faszinierende Welt der Fische erhielten die Besucher am Samstag bei der Besichtigung der Fischtreppe an der Dornicker Schleuse. Doch bevor sich die kleine Gruppe zur Exkursion durch das Naturschutzgebiet Briener Altrhein aufmachte, erläuterte Martin Brühne vom Naturschutz-Zentrum im Kreis Kleve die Bedeutung des World Fish Migration Day 2018.

Der Orientierungssinn der Fische ist noch komplizierter als das Navigationssystem der Zugvögel

„Wussten Sie, dass Wanderfische wie Aal und Lachs in ihrem kurzen Leben zwischen unseren hiesigen Fließgewässern und den Meeren wechseln und dabei riesige Strecken zurücklegen, um dann an den Ort ihrer Geburt zurück zu kehren?“ – so seine einleitende Frage. Sofort stand die Frage im Raum: „Wie schaffen es Lachse und Aale, genau die Stelle wieder finden, an der sie ausgesetzt wurden“? Darauf hat die Wissenschaft bisher keine endgültige Antwort, ihr Orientierungssinn ist noch geheimnisvoller als das Navigationssystem der Zugvögel, erläuterte Brühne. Doch Wanderung findet auch im Kleinen statt. Viele Fische wie Brassen, Zander, Rotauge, die im Rhein leben, benötigen pflanzenreiche Nebengewässer wie den Briener Altrhein zum Laichen. Die Jungfische haben dort optimale Voraussetzungen zum Aufwachsen. Im Jugendstadium wandern sie wieder in den Rhein, weil sie dort bessere Nahrungsgrundlagen haben. Als erwachsene Tiere kommen sie zum Laichen wieder in den Altrhein zurück. So schließt sich der Kreislauf des Lebens.

Computer regelt die Strömung

© Thorsten Lindekamp

Damit dass alles funktioniert, brauchen die Fische absolute Durchlässigkeit in allen Wasserläufen, quasi eine Autobahn im Wasser. Doch bei der Wanderung stellt sich den Fischen vieles entgegen. Ein großes Problem sind Höhenunterschiede durch künstliche Hindernisse wie Dämme, Wehre, oder – wie im Fall Dornick – Schleusen. Sie hindern die Fische beim Auf- und Abstieg. Was also tun? Um die Höhendifferenz zwischen Altrhein und Hauptstrom zu überwinden, wurde 1999 die Dornicker Fischtreppe in die Schleuse eingebaut.

Martin Brühne führte die staunenden Besucher in das Herz der Anlage

Zwölf von großen Steinen begrenzte Wasserbecken mit einem Höhenunterschied von jeweils nur zehn Zentimetern ermöglichen es den Fischen, die Höhendifferenz von 60 Zentimetern zu überwinden. Wer von Teilnehmern aber auf springende Fische – wie man es von Lachsen kennt – gehofft hatte, sah sich enttäuscht. Vielmehr schwimmen Brassen und Co über Steinlücken von einer Stufe in die andere. Damit das alles funktioniert, muss die Strömungsgeschwindigkeit aber so angepasst sein, dass ein gegen den Strom schwimmen möglich ist. Und nun kommt der Computer ins Spiel. Martin Brühne führte die staunenden Besucher in das Herz der Anlage, einen neben der Schleuse durch Eisentür geschützten Computerraum. Durch Messungen von Pegelständen und deren Verrechnung werden sechs Klappen in der Fischtreppe nach Bedarf geöffnet oder geschlossen und damit der Zustrom des Wassers auf die Treppe geregelt.

Kein Fisch ließ sich fangen

Geplant war ein weiterer Höhepunkt der Exkursion. Ausgerüstet mit einem Elektro-Kescher versuchte Svenja Gertzen, Fischbiologin vom Landesfischerei-Verband Westfalen-Lippe, Fische in der Fischtreppe zu fangen. Doch kein Fisch ließ sich sehen, geschweige fangen. Vielleicht war es den Fischen an diesem schönen Samstag einfach zu warm. Beide, Martin Brühne und Svenja Gertzen, waren sichtlich enttäuscht. Als Trostpflaster boten sie eine weitere Exkursion an. Auf dem Rückweg sagte eine Besucherin: „Ich bin jetzt keine Fischexpertin, aber es war sehr interessant und ich habe Lust auf mehr, beim nächsten Mal bin ich dabei“.