Isselburg. . Gesundheitsminister Jens Spahn spricht in der TV-Sendung “Hart aber Fair“ über Isselburgs Versuche, den Ärztemangel auf dem Land zu bekämpfen.

Auf der großen Videoleinwand ist das Isselburger Rathaus zu sehen. Und die Anholter Wasserburg. In die Bildmitte wird das Ortsbild von Isselburg projiziert. Davor sitzen die fünf Gäste in der ARD-Sendung "Hart aber Fair". Unter anderem mit dem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Moderator Frank Plasberg spricht gegen Ende der Sendung ein Thema an, dass die Isselburger Lokalpolitik seit geraumer Zeit beschäftigt. „Lassen Sie uns ins praktische Leben gucken, was alles passiert in diesem Land, um einen tatsächlichen, nicht gefühlten Ärztemangel auf dem Land, da gibt es tatsächlich die Probleme, auszugleichen“, sagt er.

50 000 Euro „Prämie“ an die Ärzte

„Mittlerweile gibt es so etwas wie eine Fangprämie. Da gibt es eine schöne Stadt: Isselburg.“ Plasberg erklärt weiter, wo die Stadt liegt und wie weit es bis Duisburg respektive Münster ist. „Die nehmen jetzt Geld in die Hand und wir haben für Isselburg einen Werbefilm gemacht und deren Fangprämie verfilmt“, moderiert Plasberg in seiner ihm eigenen Art einen Einspielfilm an.

„Ich wusste schon vorher, dass wir in der Sendung Thema sein würden“, berichtet Frank Schaffeld, Leiter des Fachbereichs II bei der Isselburger Stadtverwaltung. „Die Formulierungen, die dann dort im Film genannt wurden, stammen teilweise auch von unserer Anzeige in der Börse der Kassenärztlichen Vereinigung.“

Denn als Anreiz, Mediziner ins Stadtgebiet zu locken, wurde im Rat beschlossen, dass bis zu 50 000 Euro an die Ärzte fließen können. Gesundheitsminister Spahn bewertet den Isselburger Ansatz als eine „neue ungewöhnliche Maßnahme“. Frank Plasberg nennt das Vorgehen „einen Hilferuf“.

Kein Nachfolger für Dr. Benninghoff

Denn in Isselburg ist das Problem besonders akut. Dr. Hannes Benninghoff ist in dieser Woche in den Ruhestand gegangenen (die NRZ berichtete). Einen direkten Nachfolger für die Praxis in Werth gibt es dabei nicht. Allerdings: Die Stadt steht zurzeit in Kontakt mit zwei Medizinern. „Was sich daraus genau ergibt, dazu kann ich zurzeit noch nichts sagen“, so Schaffeld. Verträge seien in jedem Fall noch nicht unterschrieben worden.

Mit den 50 000 Euro aus dem Isselburger Stadtsäckel ist im Übrigen noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch das Land NRW würde noch mal 50 000 Euro drauflegen in Form einer 80-Prozent-Förderung, was wiederum bedeutet, dass der junge Landarzt mindestens 60 000 Euro investieren müsste.

Schließlich ist es prinzipiell auch möglich, zusätzlich noch ein Darlehen in Höhe von 50 000 Euro von der Kassenärztlichen Vereinigung zu erhalten, wovon aber nur 12 800 Euro zurückgezahlt werden müssen, so dass eine Fördergesamtsumme von 137 200 Euro ausgezahlt werden kann.

Abgesehen von den pekuniären Anreizen will sich die Stadtverwaltung vor allem auch durch persönliche Beratung und individuelle Betreuung möglicher Interessenten hervortun.

Vorurteile gegen die Provinz

Jens Spahn setzt dabei auch auf den „Klebeeffekt“, wie er es nennt. Niemand könne Ärzte zwingen, auf dem Land zu praktizieren. „Wie kann man es also attraktiv machen, in bestimmte Regionen, in einen bestimmten Ort zu gehen“, so der Gesundheitsminister.

„Meine Erfahrung ist es übrigens, nicht nur im Münsterland, aber natürlich weil es da besonders schön ist, das sag ich jetzt mal heimatverbunden, wenn da mal jemand ist, entsteht oft ein Klebeeffekt, weil die Vorurteile, die man gegenüber dem Land hat, auch gegenüber dem Hausarzt sind, was oft vermittelt wird an der Uni, man merkt dann auf einmal, ist gar nicht so. Im Gegenteil. Es ist sogar ziemlich schön.“

>>> DAS ÄRZTENETZWERK BOHRIS

Die Städte Bocholt, Rhede und Isselburg sind im Ärztenetzwerk Bohris engagiert, das unlängst 30 000 Euro Fördergeld von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe erhielt. Zudem wird ein Netzmanager eingestellt, der als zentraler Ansprechpartner dienen soll.