Rees. . NRZ-Leser können kostenlos an einer Nachtwächterführung mit Heinz Wellmann teilnehmen. Historisches wird den Teilnehmern kurzweilig erklärt.
Dunkel war es in den Gassen und Straßen, als in früheren Zeiten der Nachtwächter durch die Stadt patrouillierte. Eine Straßenbeleuchtung gab es nämlich noch nicht. Des Nachtwächters Hauptaufgabe bestand darin, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feinden und Dieben und lautstark vor Feuer. Auch überwachte er das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore. Verdächtige Personen, die sich nachts innerhalb der Stadtmauern umtrieben, durfte er anhalten und streng befragen, notfalls sie sogar festnehmen. Wäre das nicht genau der richtige Beruf für Heinz Wellmann aus Rees gewesen? Man möchte meinen ja, hat man einmal an eine seiner Nachtwächterführungen teilgenommen.
Heinz Wellmann ist die Rolle quasi auf den Leib geschrieben. Dabei ist es keineswegs allein die typische Ausrüstung eines Nachtwächters mit Gewand, Hellebarde, Horn und Laterne, die ihn so glaubhaft macht. Seine schauspielerischen Fähigkeiten, die ihn mal leise hinter Dieben herschleichen, mal polternd aufs angebliche Gesindel zugehen lassen, sind es, die für die Teilnehmer des Rundgangs das Zurück in die Vergangenheit so real spürbar werden lassen.
90 Minuten dauert so ein Rundgang, gespickt mit Witz und historischen Anspielungen, Erläuterungen, woher gewisse Redewendungen ihren Ursprung haben. All das möchten wir auch unseren NRZ-Lesern bieten. 20 Leser können kostenlos an einer Nachtwächterführung mit Heinz Wellmann am 29. März, 20 Uhr, teilnehmen. Wie man sich die Teilnahme sichert, erfährt man in nebenstehender Box.
Als die Lichter angingen
Der Nachtwächter gehörte, obwohl er eine durchaus wichtige Tätigkeit ausführte, wie auch die Henker und Abdecker, zu den unehrenhaften Berufen und lebte daher in aller Regel in bescheidenen Verhältnissen. Die flächendeckende Einführung von Straßenbeleuchtungen und die neue Befugnisse der Polizei um die Wende zum 20. Jahrhundert läuteten den Niedergang des Berufsstandes ein.
Die Nachtwächter der Moderne sind zumeist bei privaten Sicherheitsdiensten angestellt und für den nächtlichen Objektschutz etwa von Industrieanlagen, manchmal auch Wohnanlagen, zuständig.
Heinz Wellmann ist schon seit 2008 als Nachtwächter in Rees unterwegs. In dieser Zeit hat er mehrfach von sich reden gemacht. 2012 war er Gast in der Ratesendung „NRW Duell“ mit Moderator Bernd Stelter. Dort musste er knifflige und kuriose Fragen rund ums Thema Halloween beantworten. Damals hatte er wegen der schweißtreibenden Studiobeleuchtung auf das Anlegen seines Nachtwächtergewandes verzichtet.
Nicht gelungen ist ihm bisher, das Nachtwächtertum als immaterielles Kulturerbe anerkennen zu lassen. Einen entsprechenden Antrag hatte Wellmann gestellt. Aber schon direkt nach dem negativen Bescheid der Unesco hatte der Rentner angekündigt, in dieser Sache nicht locker lassen zu wollen ...
Wellman ist inzwischen erster Nachtwächter bundesweit, sprich Vorsitzender der Gilde „Deutsche Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren e. V.“. Am 27. März 2004 schon hatten sich in Bad Münder am Deister die Nachtwächter aus ganz Deutschland in diesem Verein zusammengeschlossen mit dem Ziel, sich der Brauchtumspflege durch nächtliche Touristenführungen und Auftritte auf Volksfesten zu fördern.
>>SO KANN MAN SICH TICKETS SICHERN
Heinz Wellmann führt am 29. März durch Rees. Los geht es um 20 Uhr an der Marktpumpe, neben der Sitzgruppe mit den Buchstaben R E E S.
Wer teilnehmen möchte, kann bis 23. März ein Mail unter Angabe von Namen, Adresse und Rufnummer schicken an lok.emmerich@nrz.de. Oder sich schriftlich bewerben: NRZ-Redaktion, Steinstraße 10, 46446 Emmerich. Das Los entscheidet.