Millingen. . Hövelmann Logistik, die „Blauen“, sucht händeringend Nachwuchsfahrer. Als Arbeitsplatz geboten werden u.a. 45 nagelneue Lkw – mit viel Luxus.
Der Trucker von einst würde vor Neid erblassen: Brummi-Fahrer von heute, auf jeden Fall bei Hövelmann Logistik, sprich den „Blauen“, sitzen immer häufiger in hochmodernen Fahrerhäusern – mit Kühlschrank, Klimaanlage, Standheizung, Mikrowelle. „Das haben alle unsere neuen 45 Scania, die wir ab Juni bekommen werden“, sagt Bernd Hövelmann. Und: Mit dem Fahrzeug-Tausch tut die Firma der Umwelt Gutes.
265 „blaue“ Lkw sind unterwegs
Denn die Hövelmann-Gruppe verjüngt so ihren Fuhrpark, der 265 Lastwagen umfasst. Das Durchschnittsalter der Fahrzeug-Flotte beträgt ab Juni dann 2,25 Jahre. „Und der Diesel-Verbrauch unserer 40-Tonner beträgt dann noch rund 25 Liter auf 100 Kilometer. Das ist ein Spitzenwert“, sagt Bernd Hövelmann, der die Gruppe gemeinsam mit seiner Schwester Ruth und Bruder Dirk leitet.
Apropos Umwelt und Diesel-Verbrauch: Dieser Aspekt liegt den drei Geschwistern besonders am Herzen. „Wir haben auch Kinder. Deshalb müssen wir die Umwelt mit weniger Schadstoffen belasten“, lautet die klare Devise im Unternehmen, das rund 54 Millionen Euro Umsatz macht und für die neuen Scania-Trucks 4,5 Millionen Euro ausgibt.
Auf PS der Umwelt zuliebe verzichtet
Der Chef selbst hatte sich in Schweden von den Fahrzeugen, die schon von Hövelmann-Fahrern im Echtbetrieb getestet worden waren, überzeugt. „Der Umwelt zuliebe haben wir uns für den 410 PS starken Motor entschieden, und nicht etwa für das 450 PS-starke Modell, das mehr verbraucht,“, erklärt der 48-jährige Millinger.
Dass die Fahrer – in der Firmengruppe 350 an der Zahl – von zwei hauseigenen Fahrtrainern geschult werden, und zwar auch in Sachen ökologische Fahrweise, verstehe sich schon fast von selbst, heißt es. „Immerhin können die Fahrer bei umsichtiger Fahrweise den Verbrauch um bis zu 15 Prozent senken“, weiß Bernd Hövelmann.
Auflieger mit zwei statt drei Achsen, was den Reibungswiderstand und so den Verbrauch verringert, 15 um 1,30 Meter verlängerte Auflieger, auf die mehr Fracht passt, und deshalb weniger Fahrten notwendig sind: Man macht sich Gedanken bei Hövelmann, wie man die Verbrauche der Lkw, die bis zu 1200 Liter große Tanks haben und so bis zu 4800 Kilometer weit fahren können, weiter senken kann.
Bei zu hohem Spritverbrauch wird nachgeschult
Wozu auch das Bewusstsein gehört. „Unsere Fahrer haben natürlich Termin-Vorgaben“, sagt Bernd Hövelmann. „Aber das heißt nicht, dass sie, etwa wegen verlorener Zeit durch Staus, danach mehr aufs Gas drücken müssen.“ Sicherheit gehe da vor.
Im Übrigen könne man im Büro über die Fahrzeug-Telematik jederzeit feststellen, welches Fahrzeug bzw. welcher Fahrer einen zu hohen Spritverbrauch hat. Entsprechend würden Schulungsmaßnahmen durchgezogen oder, wenn es am Fahrzeug liegt, Reparaturarbeiten erledigt.
Man habe auch schon ein Gas/Diesel-Gemisch ausprobiert, um den Verbrauch der „Flotte“ und den Schadstoff-Ausstoß zu verringern. Das habe soweit auch geklappt, sei aber finanziell nicht mehr interessant gewesen. Dennoch sei man für neue Technologien durchaus offen.
Bernd Hövelmann: „Wir bilden natürlich auch aus“
Auf der Logistik-Messe in Kalkar sei er beispielsweise von einer jungen Frau gefragt worden, was er von Photovoltaik-Modulen auf Aufliegern halte – die dann E-Lastwagen mit Strom versorgen könnten. Darüber wolle sie im Auftrag des Fraunhofer-Instituts in Freiburg eine Bachelor-Arbeit schreiben. „Die Idee ist gut. Aber ob sie umsetzbar ist, weiß ich nicht“, sagt der Unternehmer.
Für die Hövelmann-Gruppe, die zu 70 Prozent im Fernverkehr innerhalb Deutschlands und den Benelux-Staaten unter anderem Lebensmittel, Konsumgüter, Agrar-Produkte, aber auch technische Gase transportiert, seien elektrisch betriebene Lastwagen (noch) kein Thema. „Eine Reichweite von 250 Kilometer pro Füllung ist für uns einfach zu gering“, sagt er.
Polen suchen weniger Jobs bei hiesigen Logistikern
Wie andere Speditionen auch, kämpfen die „Blauen“ darum, neue Fahrer zu bekommen. „Wir bilden natürlich aus“, sagt Bernd Hövelmann, „und wir müssen den Job des Berufskraftfahrers noch attraktiver machen“, ist er sich bewusst. Nicht ohne Grund unterhält Hövelmann einen großen Stellplatz in Bottrop, damit Fahrer, die aus dem Ruhrgebiet stammen, von dort aus schneller zu Hause sein können.
Wie früher aus osteuropäischen Ländern, etwa Polen, kann der Bedarf an Fahrern jedenfalls nicht mehr gedeckt werden. „Die verdienen da mittlerweile so viel wie hier“, erzählt er. Auch die Konditionen für die dortigen Speditionen, die als Sub-Unternehmer für Hövelmann unterwegs sind, wären mittlerweile deutlich angezogen.
Fazit des Unternehmers: Der Job des Berufskraftfahrers müsse noch attraktiver gemacht werden. Eins steht aber für Bernd Hövelmann außer Frage: „Religion, Hauptfarbe, Nationalität und Geschlecht sind mir egal: Aber zum Beispiel Fahrer von den Philippinen, wie es immer häufiger in der Branche gemacht wird, die weder deutsch noch englisch sprechen, stellen wir hier nicht ein. Unsere Mitarbeiter müssen auch hier leben“, unterstreicht der Millingener.
>> LAGERFLÄCHE: ÜBER 90.000 M² BUNDESWEIT
Zur Hövelmann-Gruppe gehört auch das bundesweite Immobilien-Geschäft. Über 90.000 Quadratmeter Lagerfläche bietet der Millingener Familienbetrieb an mehreren Standorten an, unter anderem im Emmericher Gewerbegebiet Ost, in Rees, sowie vor Ort in Millingen.
Am ostdeutschen Standort des Unternehmens in Haldensleben bei Magdeburg, wo Hövelmann direkt nach dem Mauerfall eingestiegen ist, hat das Unternehmen gerade eben ein weiteres, 105.000 Quadratmeter großes Grundstück direkt an der A2 erworben. Darauf steht bereits eine 6500 Quadratmeter große Logistikhalle, weitere sind geplant, so die Firmenleitung.
„Von den Logistik-Aktivitäten profitiert natürlich auch unser Fuhrpark“, begründet Bernd Hövelmann das Engagement seiner Familie in diesem Geschäftsbereich. Aktiv ist die Hövelmann-Gruppe, die über 700 Mitarbeiter beschäftigt, auch in Droßdorf bei Zeitz im Großraum Leipzig.