Anholt. . Niklas Schmeink stellt sich der Prüfung zum TeaMaster Gold. Seine Kollegen vom Romantik Parkhotel Wasserburg Anholt drücken die Daumen.
Das schönste Geschenk zu seinem Geburtstag nächste Woche kann sich Niklas Schmeink selber machen. Denn dann steht die Prüfung zum TeaMaster Gold für den 27-Jährigen an – auf Sri Lanka. „Wir drücken von hier die Daumen“, sagt sein Chef Peter Brune vom Romantik Parkhotel Wasserburg Anholt. Schmeink wird, falls er besteht, zu einem sehr illusteren Kreis gehören. Nur rund 70 Personen dürfen sich weltweit mit dem Titel TeaMaster Gold schmücken. Aktuell führt er das Zertifikat mit der Kategorie Silber, das 300 Personen besitzen. „Das ist noch mal eindeutig ein Quantensprung“, sagt der Anholter, der eine unglaubliche Passion für das Heißgetränk in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Wobei Heißgetränk schon eine völlig falsche Formulierung ist. Das beweist er im Restaurant Wasserpavillion.
Eisgebrüht statt Eistee
Ein Spitzsieb ist auf der Öffnung einer Glaskaraffe drapiert. Eiswürfel schmelzen langsam vor sich hin. Immer wieder hat Schmeink Eis und Teeblätter geschichtet. Etwa alle drei Stunden eine neue Lage eingefüllt. Das ganze über zwei Tage. Dann schenkt er den farblich an Riesling erinnernden Tee in ein Glas ein. Es ist so genannter eisgebrühter Tee. Wohlgemerkt kein Eistee. „Eistee ist nicht mehr so richtig zeitgemäß“, verrät der 27-Jährige. Verköstigt wird das Getränk wie die großen Cabernet Sauvignon und Merlot. Das Glas wird geschwenkt. Die Nase nähert sich dem Bouquet. Schließlich erreicht der Tee den Rachenraum. Da wird der Gaumen zur Kathedrale.
Jörg Brune ist begeistert. Der Küchenchef des Parkhotels hatte ganz am Anfang der Aufguss-Prozedur einen kleinen Schluck probiert. „Ich hatte da noch gedacht, dass der Geschmack sich nicht so entfalten kann“, erklärt Brune. „Mein Tipp wäre gewesen, einfach nur für ein paar Sekunden die Blätter aufbrühen, damit sich die Pflanze öffnet.“ Doch die Zeit spielt dem TeaMaster in die Karten. Auch ohne klassisches Aufbrühen. Die Aromen der Tee-Mischung aus dem Hause Ronnefeldt haben sich so gebildet wie gewünscht. Damit sich der Aufwand des Eisbrühens auch lohnt, spart Niklas Schmeink nicht an den Ausgangsprodukten.
Besondere Ausgangsprodukte
Das Eis wurde aus gefiltertem Wasser gefroren. Zwei Teesorten aus dem obersten Qualitätsbereich nimmt der Anholter: Zum einen die Frühlingspflückung eines Nepaltees, die mit goldenen Spitzen Karamell- und Hinignoten impliziert, sowie einen handgemachten und -gepflückten Darjeeling. Dass Tee aber nicht nur als Getränk seine Berechtigung bei jeder Dinnergesellschaft hat, ist Schmeink zusätzlich ein Anliegen. Von daher reicht er einen kleinen Snack: Geröstetes, selbstgemachtes Brot auf Sauerteigbasis bestrichen mit Olivenöl aus Lesbos, Pesto und Maldon-Salzflocken aus der englischen Grafschaft Essex. Der Clou ist freilich der chinesische Tee Lapsang Souchong, der dem veganen Gericht eine Art Raucharoma verleiht, das an amerikanisches BBQ aus dem Smoker erinnert. Allerdings in dezenter Form und auch kompatibel für die Spitzengastronomie.
Gut ein Dreivierteljahr hat sich Schmeink auf die Prüfungen in der kommenden Woche in Sri Lanka vorbereitet: Blindverköstigung und theoretische Prüfungen stehen wohl auf der Insel an, die einst den Namen Ceylon trug. In der finalen Vorbereitungsphase schont der Anholter seine gustatorische Wahrnehmung. Scharf gewürztes Essen, Alkohol oder auch die geliebten Montecristo Nr. 4 sind tabu. Alles für Gold auf Sri Lanka.