Emmerich. . Eine Ausstellung zeigt verstörende wie auch optimistische Werke rund um das Kruzifix. Angesprochen werden nicht nur Gläubige.
Das Kreuz. Für religiöse Christen ist es das wichtigste Symbol ihres Glaubens. Andere nehmen Anstoß daran, wenn es in öffentlichen Einrichtungen hängt. Im Altertum diente es Römern dazu, Sklaven und Menschen nichtrömischer Herkunft auf würdelose und abschreckende Weise hinzurichten. „Heute denkt kaum einer mehr daran, was für eine grausame Art zu Sterben die Kreuzigung eigentlich war“, sagt der Künstler Alfred Grimm, dessen Ausstellung „Kreuz + Zeichen“ am Samstag in der Aldegundiskirche in Emmerich eröffnet wird. Wer sich Grimms Werke ansieht, wird schnell daran erinnert.
Gewalt und Leid sind dominierende Themen
Gewalt und Leid sind dominierende Themen unter den zwanzig ausgewählten Objekten. Das Werk mit dem Titel „Eine Hinrichtung“ zeigt ein Beil, dass die Kehle des gekreuzigten Jesus durchtrennt. Ein Bild wie aus einem Horrorfilm. Das Beil soll stellvertretend für jede Form menschlicher Gewalt stehen. An anderer Stelle liegt das Kruzifix in einer Gosse, neben Spritzen und leeren Flaschen. Ein aktueller Bezug, der Grimm wichtig ist: „Heutzutage wären es Fixer und Alkoholiker, um die sich Jesus kümmern würde.“ Pfarrer Jan-Heiner Schneider sieht das ähnlich: „Die Ausstellung soll die Menschen auf neue Ideen bringen und die Leiden Jesu mit den Leiden von Menschen in der heutigen Zeit in Verbindung setzen.“
Seit 1963 dient das Kreuz Grimm als Motiv für seine Werke, die er in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgestellt hat. Mittlerweile gibt es etwa 70 davon. Die Reaktionen sind nicht nur wohlwollend. Insbesondere in den Gästebüchern seiner Ausstellungen finden sich bisweilen drastische Unmutsbekundungen. Seine Werke seien eine Beleidigung für das Christentum.
Pfarrer Schneider sorgt sich nicht allzu sehr um die Reaktionen in seiner Gemeinde
Pfarrer Schneider sorgt sich nicht allzu sehr um die Reaktionen in seiner Gemeinde: „Die Emmericher schockiert das nicht mehr. Schon das Schrottkreuz in der Heiliggeistkirche haben sie gut aufgenommen. Sie sind offen für neue Perspektiven auf ihren Glauben.“
Können sie auch. Denn bei allem Leid finden sich auch optimistische Ausstellungsstücke. Ein bunt angemaltes Kreuz zum Beispiel. „Das Christentum soll eine frohe Botschaft sein. Warum finden sich dann nirgendwo bunte Kreuze?“, fragt Grimm. Auch die Menschlichkeit Jesu kommt ihm mitunter zu kurz. In der Ausstellung thematisiert das eine Pfütze, die sich zwischen einem Baumstumpf und zwei Fußabdrücken befindet: Auch Jesus musste mal. „Christi Not“ heißt dieses Werk. Weitere Themen der Ausstellung sind unter anderem Gentechnik, Umweltverschmutzung und Medizin. Auch ein Kommentar zur Debatte um Kruzifixe in Klassenzimmern ist dabei.
Der lachende Christus fehlt Grimm noch in seinem Werk
Ein Motiv fehlt noch im Schaffen von Alfred Grimm, dem er sich gerne einmal widmen würde: Der lachende Christus. „Vielleicht wird das eines meiner nächsten Werke. Eine Jesusfigur, die freudig ihren Mitmenschen zuprostet. Das würde mir Spaß machen.“
<<<ALFRED GRIMM IST BEUYS-SCHÜLER
Malerei und Bildhauerei studierte Alfred Grimm an der Kunstakademie Düsseldorf. Einer seiner Lehrer war dort Joseph Beuys, der mit seinen gesellschafts- und politikkritischen Werken Weltrum erlangte.
Grimms Ausstellung „Kreuz + zeichen“ ist vom 17. Februar bis 9. März in der Aldegundiskirche in Emmerich zu sehen. Die musikalisch untermalte Ausstellungseröffnung findet am Samstag um 11 Uhr statt.