Emmerich. . Die Spedition Holtkamp aus Emmerich feiert Jubiläum. Heute ist das Familienunternehmen an der Beiersdorf-Straße auf Lkw mit Kran spezialisiert.

Mit einem „Wägelchen“ fing 1928 alles an. Rudolf Holtkamp gründete am Hohen Weg die Spedition Holtkamp. In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen 90-jähriges Jubiläum. Es waren spannende Zeiten in einer Branche, die nicht einfach ist. Am 5. Mai soll der Geburtstag gebührend gefeiert werden.

Der heute 75-jährige Sohn des Gründers, ebenfalls namens Rudolf Holtkamp, kann von den Ursprüngen noch erzählen: „Mein Vater fuhr mit dem Lieferwagen Waren ins Ruhrgebiet, vor allem vom Käsehandel van Rossum.“ Am Wochenende konnten auch mal Strohballen für die Landwirte transportiert werden. Oder Fußballteams zu den Spielen.

Vor dem Krieg auch im Personenverkehr tätig

Zugleich war Holtkamp vor dem Krieg auch im Personenverkehr tätig. Zunächst mit dem Rheinland-, dann mit dem Rheingold-Express wurden Kegelclubs, Müttervereine oder Fußballmannschaften gefahren. Ein Zwischenstopp an der Gaststätte war auch noch drin. Im Krieg wurde der Bus eingezogen und das Thema Personenverkehr hatte sich erledigt: „Sonst hätten wir vielleicht heute ein Busunternehmen“, schmunzelt Reiner Holtkamp, der heutige Firmeninhaber.

Die Spedition nahm nach dem Krieg den Gütertransport in den Fokus. Ab 1970 wuchs das Unternehmen, wobei die Holtkamps auch selbst hinterm Steuer von einem der vier Lkw saßen. Bis zu seinem Tode 1972 leitete Gründer Rudolf Holtkamp das Unternehmen. Sein Sohn Rudolf war 1968 Teilhaber geworden und übernahm dann 1972 die Verantwortung. In dieser Zeit musste man Genehmigungen für den Güterverkehr noch käuflich erwerben.

Die Branche wandelt sich

1986 wurde es zu eng am Hohen Weg und ein Neubau an der Beiersdorf-Straße folgte. Mit Reiner Holtkamp stieg 1991 die dritte Generation in die Firma ein. 24 Lkw zählte die Spedition zu der Zeit. In der Spitze, im Jahr 2000, waren es 35.

Die Branche wandelte sich schon Anfang der 90er. Sie wurde dereguliert. In der EU wurde der Güterkraftverkehr breiter genehmigt. Die Kabotage-Freigabe wirkte sich aus: „Ausländische Unternehmen durften nach einer Fahrt in ein anderes EU-Land bis zu drei Fahrten innerhalb von sieben Tagen dort machen“, erklärt Reiner Holtkamp. Diese Einschränkung ist vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung zu sehen, durch die das deutlich niedrigere Lohnniveau jenes der deutschen Transportbranche drückte.

Wie sich die Telematik veränderte

Mit solchen Kränen auf dem Lkw hat die Emmericher Spedition Holtkamp ihre Nische gefunden, in der sie sich etabliert hat.
Mit solchen Kränen auf dem Lkw hat die Emmericher Spedition Holtkamp ihre Nische gefunden, in der sie sich etabliert hat.

Reiner Holtkamp, der ab 1996 die Firma gemeinsam mit seinem Vater führte und seit 2007 alleiniger Geschäftsführer ist, musste reagieren: „Wir haben uns spezialisiert auf Kranfahrzeuge.“ Bei normalen Transporten in den Kreisen Kleve und Borken versucht Holtkamp mit besonderem Service etwa in der Lagerung zu punkten. Ansonsten stehen die Lkw mit Kran bundesweit und in den Niederlanden im Fokus. Mit Partnerunternehmen könne der Transport EU-weit organisiert werden. In der schnelllebigen Branche müsse die Spedition Holtkamp, die heute 30 Mitarbeiter zählt, seine Wege immer wieder überdenken: „Nur durch eine Spezialisierung kann man heute existieren“, sagt Rosi Holtkamp, Reiners Ehefrau, die seit 19 Jahren die Spedition unterstützt.

Stark entwickelt habe sich die Telematik – die Verkehrstechnik, die die Speditionen mit Daten versorgt: So können Routen optimiert, Leerfahrten vermieden, wirtschaftlicher gefahren und der Aufenthaltsort des Lkw ermittelt werden. Auch die Rolle des Chefs habe sich gewandelt, so Reiner Holtkamp: „Mein Vater war noch mehr Handwerker, der auch mal selbst Bremsen belegte, er war mehr Praktiker. Damals waren Fleiß und Sparsamkeit noch eine Garantie für einen gewissen Umsatz. Heute ist mehr unternehmerischer Weitblick gefragt.“

Ein Familienunternehmen aus Emmerich

Die größte Herausforderung im Jahr 2018 sei es qualifiziertes Personal zu finden, erklärt Reiner Holtkamp. Entsprechend lege er großen Wert auf die Motivation der Mitarbeiter: „Wir spielen die Karte Familienunternehmen aus, suchen die persönliche Ansprache. Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen.“ Fair und loyal – das sei einer der Leitgedanken bei Holtkamp.

Übrigens: Rosi Holtkamp hat jüngst bei der IHK die Sach- und Fachprüfung zur Güterkraftverkehrsunternehmerin in der EU bestanden. Damit ist sie berechtigt in der EU eine Spedition zu eröffnen.

>> DIE FEIERLICHKEITEN

Keine langen Reden, sondern eine echte Party dürfen die rund 400 geladenen Gäste auf der Jubiläumsfeier am Samstag, 5. Mai, im Schützenzelt in Hüthum erwarten. Zum Auftakt wird der Musikverein Hüthum das Fest begleiten, später übernimmt eine Tanzkapelle. Selbst entwickelte DAF-Trucks, die ferngesteuert fahren können, werden für eine Vorführung bereitstehen. Premiere soll der neue Image-Film feiern, der zum Jubiläum durch Niederrhein Medien gedreht wurde. Auch ein Conférencier sorgt für Kurzweil. „Wir wollen mit unseren Freunden, Lieferanten, Kunden, die uns über Jahre begleitet haben, und den Mitarbeitern ein schönes Fest mit gutem Essen feiern“, sagt Rosi Holtkamp. Am Sonntag, 6. Mai, steht dann noch ein Frühshoppen für den Resteverzehr an.

Übrigens: Da Reiner Holtkamp schon 50 geworden ist, Rosi Holtkamp 50 wird und beide Silberhochzeit in diesem Jahr feiern, werden diese persönlichen Jubiläen gleich mit zelebriert.