Rees/Emmerich. . Dienstag dürfte in Emmerich und Rees mit einem Pegel von zirka acht Metern der Scheitelpunkt erreicht sein. THW transportiert Milch per Boot.
Das Hochwasser bereitet dem Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze, Holger Friedrich, eigentlich keine Sorgen mehr. „Hier laufen alle Sicherungsmaßnahmen absolut reibungslos, wie ein Uhrwerk“, betont er. Kritisch sieht Friedrich aber eine andere Tatsache. Das nämlich vermehrt Treibholz, sprich bis zu fünf Meter lange Stämme, gegen die Deiche gespült werden.
„Die Gefahr ist groß, dass die Deiche dadurch sogar schwer beschädigt werden können“, sagt der Mann vom Deichverband. Nicht ohne Grund würden Deichläufer einmal am Tag unterwegs sein, um auch zu melden, wo gerade viel Treibholz gesichtet wird.
Wie zwischen Bislich und Haffen. Dort hatte sich am Samstag so viel Treibholz angesammelt, dass das Technische Hilfswerk mit zwei Booten im Einsatz war, um die Stämme vom Deich weg zu ziehen und in nahe gelegene Häfen zu schleppen. „Die Stämme kommen aus den Auenwäldern, die entlang des Rheins immer mehr entstehen“, ärgert sich Friedrich. Diese Entwicklung sehe der Deichverband schon immer sehr kritisch – aus Sorge um die Deiche.
Viele Hochwassertouristen in Emmerich und Rees
Ob Schäden entstanden sind, wisse man ab Freitag, wenn das Wasser abgelaufen sei. „Notfalls müssen wir defekte Stellen mit Sandsäcken ausbessern“, weiß er. Denn nach dem Hochwasser, das ab Dienstag zurück gehen soll, sei vor dem Hochwasser.
Rappelvoll sei am Sonntag die Promenade, ja sogar die ganze Stadt gewesen, weiß Jörn Franken, Pressesprecher der Stadt Rees. Bei herrlichem Winterwetter hatten unzählige Menschen einen Blick aufs Hochwasser werfen wollen. „Ich auch“, so ein schmunzelnder Franken.
In Emmerich sah’s nicht anders aus. Das Hochwasser, das Dienstag mit einem geschätzten Pegelstand von zirka acht Metern seinen Höchststand in Rees und Emmerich erreicht haben dürfte, fasziniert die Menschen.
Drei Schulkinder müssen ins Boot
Während der Strom, der seit gut 15 Jahren diesen Wasserstand nicht mehr erreicht hat, so Franken, viele Menschen in seinen Bann zieht, gehen die 30 durch die Fluten von der Außenwelt abgeschnittenen Bewohner von Grietherort eher gelassen damit um.
„Die Betroffenen, darunter drei Schulkinder, werden zu festen Zeiten durch die Feuerwehr Bienen mit dem Boot ‘Bienchen II’ übergesetzt“, erklärt der Pressesprecher. Für Notfälle sei man natürlich auch gerüstet. Es gebe eine Handy-Nummer der Feuerwehr, die jederzeit angerufen werden könne.
2500 Liter Milch pro Tour werden überführt
Seit heute in den frühen Morgenstunden wird auch die Milch von Grietherort per Boot ans „Festland“ gebracht. „In unserem acht Meter langen Aluminium-Boot befördern wir vermutlich auch noch morgen pro Tour 2500 Liter Milch von Grietherorth nach Grietherbusch“, erzählt Frank te Kempel.
Er ist Zugführer beim Ortsverband des Technischen Hilfswerkes Emmerich, der auch für Rees zuständig ist. Insgesamt bringt das THW-Team bei seinen acht, etwa jeweils gut 900 Meter weiten Überfahrten täglich bis zu 18 000 Liter Milch nach Grietherbusch.
Keine Auswirkungen für den Hafen
Wobei sogar zwei Boote unterwegs sind. „Aus Sicherheitsgründen fährt immer noch ein Schlauchboot mit“, sagt te Kempel. Der davon ausgeht, dass es bei den beiden Tagen bleibt. Am Donnerstag würden die Landwirte die Milch lagern, am Freitag würde der Transport aller Voraussicht nach wieder über die Straße erfolgen können.
Ganz entspannt geht man beim Emmericher Containerhafen mit dem derzeitigen Hochwasser um. „Wir dürfen die Schiffe nur nicht ganz so hoch beladen, weil sie in Richtung Rotterdam sonst nicht die Brücken passieren können“, weiß Hafen-Geschäftsführer Michael Mies.
Ansonsten sei im Hafen Emmerich nichts von Einschränkungen wegen des hohen Wasserstandes zu spüren.