Emmerich. . Marco Launert von der Rockschule Hamminkeln zeigte jungen Künstlern im Stadttheater Emmerich, wie sie selbstbewusster auftreten können.
„Herzlich willkommen, meine Damen und Herren! Heute darf ich Ihnen einen mega coolen Künstler vorstellen“, ertönt es von vorne. Mitten auf der großen, schwarzen Bühne des Emmericher Stadttheaters steht ein junger Mann mit grauem Kapuzenpullover. Er hat die Arme verschränkt und blickt skeptisch in den Zuschauerraum. Während die ersten Sätze noch locker von der Zunge gehen, wird die Moderation zum Ende schwieriger. Er wiederholt sich und stockt. Dann kommt sein letzter Satz: „Ich präsentiere Ihnen …Peter Hammel!“ Schluss. „Danke, Nico! Das waren 55 Sekunden“, ruft Marco Launert ihm zufrieden zu. Mindestens eine Minute sollte die ausgedachte Anmoderation lang sein. Doch der 44-Jährige ist zufrieden.
Selbstbewusst auf der Bühne stehen
An diesem Tag ist der Gocher aber nicht der einzige, der sich auf der Bühne präsentieren muss. Gemeinsam mit sechs weiteren Nachwuchsmusikern nimmt er an einem Workshop von Rockschul-Chef Launert teil, der den Jugendlichen zeigen möchte, wie sie sich selbstbewusster auf der Bühne präsentieren können. „In der Rock- und Popmusik gibt es kein klassisches Musikschuldenken.“ Das heißt konkret: Einen Notenstände gibt es nicht, die Nachwuchsmusiker müssen mit dem Publikum interagieren und es einbeziehen.
Und das lernen sie am besten, wenn sie sich auf Ausnahmesituation einlassen. Einmal müssen die Teilnehmer dem Publikum beispielsweise freudestrahlend mitteilen, dass das bevorstehende Konzert ausfällt. Vor allem Jakob Hasselmann hat Spaß an dieser Übung. Mit breitem Grinsen tritt er vor die Zuschauer und verkündet: „Wir müssen uns das Konzert heute zum Glück nicht antun, geil! Genießt den Abend, hinten stehen Getränke und Essenswagen bereit!“ Mit seinen gerade einmal elf Jahren wirkt er auf der Bühne schon wie ein alter Hase. Doch auch er möchte sicherer werden: „Ich lerne hier, meine Ansagen zu verbessern und selbstbewusster zu sein.“
Ein cooler Auftritt
In einer anderen Übung sollen die Musiker die linke und rechte Seite des Publikums zum Klatschen und Lachen animieren. Mit viel Motivation kommen sie auf die Bühne. Dann ertönt aus der einen Ecke aber nur ein lautes „Langweilig! Ich geh mir jetzt ein Bier holen.“ Alles, was sie versuchen, wirkt nicht. Dennoch müssen sie cool bleiben und ihre Unsicherheit überspielen.
Daran hat vor allem Nicolas Janssen Spaß. Der junge Mann macht schon seit zehn Jahren Musik, spielt Gitarre und singt dazu. In Nullkommanichts hat er das Publikum mit der Gitarre auf seine Seite geholt. Cool gibt er ihnen eine lautes „Woho“ vor, die anderen Workshop-Teilnehmer stimmen mit ein, während ihm die Mädchen in der Mitte ein lautes „Everybody“ entgegenrufen sollen. Dass er schon an die 50 Male auf der Bühne stand, wird jetzt deutlich. Dennoch kennt auch er seine Schwächen: Wenn er singt, ist alles gut. Wenn die Gitarre aber mal nicht erklingt, wird er unsicher „Ich weiß nie, was ich so erzählen soll, wenn ich auf der Bühne stehe.“
Musiklehrer Launert ist am Ende des Tages begeistert von dem Talent der Musiker. „Als ich mit der Musik an fing, war ich eher zurückhaltend. Das ist hier anders.“ Und weil es dem 44-Jährigen in Emmerich viel Spaß gemacht hat, möchte er bald wieder kommen und die Talente des Nachwuchses fördern.