Emmerich. . Wenn Dienstag die A3-Anschlussstelle „Emmerich Ost“ eröffnet, werden sich die Autofahrer auch im Stadtgebiet neue Wege suchen. Eine Analyse.
Freie Fahrt! Am Nachmittag des 19. Dezembers wird der Verkehr über die neue Abfahrt „Emmerich Ost“ von der A3 seinen Weg in die Ortschaften finden. Dies wird die Verkehrsströme in der Stadt neu ordnen. Manche Straßen werden stärker belastet, andere werden weniger frequentiert. Die NRZ sprach darüber mit Jochen Kemkes, Leiter des Fachbereiches Stadtentwicklung bei der Stadt Emmerich. Denn natürlich wird die Stadt die Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten genau beobachten und gegebenenfalls auch reagieren, falls nötig, versichert Kemkes.
Es ist eine Ampel an der Weseler Straße geplant
Welche Stellen stehen besonders im Blickpunkt? Die Kreuzung Weseler/Netterdensche Straße. Hier trifft das Gros des neuen A3-Verkehrs auf die Emmericher Ortsumgehung im Nord-Osten. Aktuell hat der Verkehr auf der Weseler Straße vorrang und an der Netterdenschen Straße steht ein Vorfahrt-achten-Schild. „Wir stehen schon länger mit Straßen NRW im Kontakt. Die Kreuzung wird das auf Dauer so nicht aushalten. Eine Ampel soll kommen“, so Kemkes. Auch über einen Kreisverkehr wurde nachgedacht. Dieser würde aber planerisch und in der Realisierung der Finanzierung (andere Töpfe) noch länger auf sich warten lassen. Die Ampel könnte mit relativ geringem Aufwand realisiert werden. „Bis Jahresmitte könnte Straßen NRW die Ampel eingerichtet haben“, schätzt Kemkes.
Große Auswirkungen sind für die bewohnte Ortslage Klein-Netterden zu erwarten, wo sich bekanntlich ja auch die Bürgerinitiative Klein-Netterden lange gegen die A3-Abfahrt an dieser Stelle gewehrt hat. Unter anderem wird immer wieder eine Ortsumgehung für Klein-Netterden gefordert. Auch hier stehe die Stadt mit Straßen NRW in Kontakt. „Es wird geprüft, aber man muss die Verkehrsentwicklung abwarten“, schildert Kemkes. Denn so eine Ortsumgehung müsste im Landesstraßenbedarfsplan ausgewiesen werden. Dafür sei eine Beobachtung des tatsächlichen Verkehrs nötig. „Wir sind am Ball“, verspricht Kemkes, will aber noch nicht allzu viel Optimismus verbreiten.
Der Radweg an der Netterdenschen Straße ist derzeit noch lückenhaft
Der Radweg an der Netterdenschen Straße ist derzeit noch lückenhaft. Ab der Brücke über die A3 besteht erst wieder ab der Straße Am Camp ein Radweg. Die Nachbarn sorgen sich um Radfahrer, vor allem Schüler, die dann mit dem dann steigenden Pkw-Verkehr sich die Straße teilen müssen. Doch schon jetzt ist eine andere Wegführung ausgeschildert: Ab der Duirlinger Straße sollen die Radfahrer über einen abgepollerten Weg sozusagen um den Block fahren, bis sie Am Camp auskommen: „So hinterfahren sie den kritischen Teil“, erklärt Kemkes.
Der Radweg von der Brücke bis zur Duirlinger Straße soll ausgebaut werden. „Für den Netzschluss müssen wir Grund erwerben. Das ist nicht ganz einfach“, so Kemkes. Erste Verhandlungen mit den Landwirten, denen dort die Flächen gehören, verliefen nicht gut. „Aus meiner Sicht ist es verständlich, dass die Landwirte den Kauf im laufenden Gerichtsverfahren damals ablehnten“, meint der Fachbereichsleiter. Jetzt, wo der Prozess längst beendet ist, käme man sich in den Gesprächen näher. „Die Landwirte wollen Ersatzflächen haben. Eine größere Distanz zu ihren Höfen soll durch mehr Fläche kompensiert werden. Die Flächen suchen wir gerade.“ Im Haushalt 2018 seien bereits Mittel für den Bau des Radweges eingeplant. Denn die Stadt Emmerich würde in Vorleistung gehen, damit nicht auf Straßen NRW gewartet werden muss. Schlussendlich zahlt der Landesbetrieb, denn es handelt sich um eine Landesstraße (L90).
Es wird weniger Verkehr auf der B220 und am Kapellenberger Weg erwartet
Aufatmen dürften die Anwohner des Kapellenberger Weges. Diese Straße wird von vielen Ortskundigen als Alternative zur bestehenden A3-Abfahrt Emmerich genutzt. Bekanntlich hat es an der B220 bis vor Kurzem regelmäßig Stau gegeben. Dieser wurde via Kapellenberger Weg umgangen. „Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt. Straßen NRW hat die Ampelschaltung an der A3-Abfahrt angepasst. Das hat geholfen“, hat Kemkes beobachtet. Wenn künftig mehr Autofahrer die Anschlussstelle „Emmerich Ost“ nutzen, dann wird es nochmal weniger Verkehr auf der B220 und am Kapellenberger Weg geben.
Ein sensibles Thema sei der Ravensackerweg. Dieser ist für Lkw gesperrt. Aber es gibt viele Autofahrer, die den Weg als Abkürzung zum Industriegebiet Budberger Straße nutzen. „Die Budberger Straße wird weiter ausgebaut, aber es wird keinen lückenlosen Ausbau bis zum Ravensackerweg geben.“ Die Stadt wird die Entwicklung hier auch genau beobachten, gegebenenfalls den Ravensackerweg nur für Anlieger frei halten.
Offen ist, wie sich er Verkehr aus den „Südstaaten“ entwickelt
Im Blick hat die Stadt ferner, ob Ortskundige über die innerstädtische Netterdensche Straße zur Abfahrt „Emmerich Ost“ pendeln, anstatt über die Weseler Straße und L7 bzw. B220 in die City zu gelangen.
Völlig offen sei, wie sich der Verkehr aus den „Südstaaten“ zur Abfahrt in Klein-Netterden entwickelt. Werden hier viele die Bahntrasse gar nicht erst kreuzen und über Schleichwege durch die Hetter bis zur Netterdenschn Straße fahren? „Das ist schwer abzuschätzen“, meint Kemkes. Auch dies wird die Stadt im Blick halten.
Sorgen auch im niederländischen Netterden
Auch die Nachbarn aus dem niederländischen Netterden treibt der Verkehr manch eine Sorgenfalte auf die Stirn. Die kleine Brücke vor der Ortschaft ist für Lkw gesperrt. Außerdem sind hier im Ort einige „drastische Drempel“, so Kemkes, die Verkehr im größeren Ausmaß wenig attraktiv erscheinen lassen.
Der Rat der Stadt Emmerich wird in der Sitzung am Dienstag, 19. Dezember, 18 Uhr, höchstwahrscheinlich die Eingabe der CDU Hüthum an den Ausschuss für Stadtentwicklung verweisen. Die CDU möchte ein Konzept mit Zeitschiene dargestellt sehen, wie eine Ortsumgehung Klein-Netterden entstehen könnte.