Rees. . Der Reeser Kunstsonntag lockte zu 19 Ausstellungen im Stadtgebiet. Zu entdecken gab es auch Bilder aus dem VHS-Kurs und von Armin Mueller-Stahl.
- Der 17. Reeser Kunstsonntag lockte zu 19 Ausstellungen im Stadtgebiet
- Zu entdecken gab es unter anderem Bilder aus dem VHS-Kurs und von Armin Mueller-Stahl
- June Erkelenz zeigte Werke von Unbekümmertheit beim Bestatter
Was ist Kunst? Viele Erklärungsansätze dazu gab es beim 17. Reeser Kunstsonntag. Der Vertreter der Volkshochschule nimmt natürlich gerne Bezug auf Beuys. Jeder Mensch sei ein Künstler. Für andere ist es Schönes im eigenen Auge, für manche Entspannungsübung. In jedem Fall war die Kunst gestern die Mutter von 19 sehr unterschiedlichen Ausstellungen – von Lehrlingen wie Meistern – in Rees und seinen Ortsteilen.
Bilder der Lehrlinge wurden gestellt durch 13 Ausstellende, die ehemalige oder aktuelle Schüler der Volkshochschule im Zeichenkurs sind. In dieser Ausstellung, die in den Räumlichkeiten der VHS im Bürgerhaus stattfand, gab es somit Werke zu sehen von Menschen, die sich mit der Kunst weiterentwickeln konnten. Das Spannende daran ist, so auch Thomas Ruffmann, Leiter der VHS Kleve, der die Ausstellung eröffnete, dass die Bilder keine Ist-Zustände abbildeten, sondern eine persönliche Zeitreise darstellen für die Teilnehmer, die heute oft mehr als Lehrlinge sind. Das geschah besonders durch die helfende, aber nie führende Hand der Reeser Künstlerin und Kursleiterin Silke Parras. Die langjährige Kursteilnehmerin Gundula Feldhaus beschrieb ihre Lehrerin daher so, als dass sie „jeden abholt wie er ist und jeder kann dadurch seinen eigenen Stil frei entwickeln.“
Ein wahres Multitalent
Ein besonders bekannter Meister war in Rees durch Mithilfe der Galerie Eyting vertreten. Das Multitalent Armin Mueller-Stahl, das sich in heimischen wie internationalen Film- und Fernsehproduktionen beweisen konnte, eigentlich studierter Konzertviolinist ist, aber zusätzlich auch schreibt und malt, zeigte mit den 27 Werken, davon zwei Unikate, weiter Vielfalt. Verschiedenste Themen werden von Mueller-Stahl aufgegriffen und mit den verschiedensten Stilen zusammen gesetzt. Abstrakt dargestellte, aber in der Einfachheit sofort zu erkennbare Popikonen hängen neben beinahe kubistisch wirkenden Interpretationen von antiken Sagen. Besonders lohnenswert ist der genaue Blick auf die ausgestellten Unikate.
Dabei fällt das ungewöhnliche Material auf, das sich Mueller-Stahl nicht gewählt hat, sondern, so erklärte der Galerist Peter Eyting „er hat ein Blatt gesehen und darauf gemalt“, als sei es ein spontaner Zwang, sich künstlerisch auszudrücken.
Unbekümmertheit im Bestattungsunternehmen
Einen Kontrast zu der schnellen und mitunter schroffen Bildsprache, die Mueller-Stahl zeigt, gibt die aus Großbritannien stammende Künstlerin June Erkelenz. Sie nennt ihre Werke selber „Bilder für gute Laune“ und stellt somit auch ohne Vorbehalte die dümmlich guckenden und verkleideten Schafe aus, die normalerweise über ihrem Ehebett hängen. So erzählte Anja Klaczynski, bei der Erkelenz ausstellt, sie habe ja Bedenken gehabt bei sich auszustellen „ich bin ja Bestatterin, ich weiß nicht, ob das passt“. Erkelenz antwortete: „Klar passt das, ich habe englischen Humor“ – und sie hatte Recht.
Bei aller Unbekümmertheit ist June Erkelenz aber auch sehr ehrgeizig. Zu der Ausstellung konnte sie leider „nur“ ihren Mann schicken, sie selbst war währenddessen in einem Kunstinstitut, sich weiterbilden. Etwas einfacher mit ihrer Ausstellung hatte es dabei Sandra Schapdick. Jedenfalls musste sie nicht in einem Bestattungsinstitut glänzen, sondern war durch einen sehr stimmungsvollen Gewölbekeller als Ausstellungsort gesegnet.
Letztlich lässt sich wieder sagen: Rees hat sich erneut als Kunst-Stadt gezeigt, die offen ist für jede Interpretation der Frage „Was ist Kunst?“.