Emmerich. Die heimlichen Stars waren nicht die vielen Koryphäen auf ihrem medizinischen Feld. Das war die Frau an der Konzertharfe. Elke Steltner gab zwischen den Abschieds- und Grußadressen ein kleines Konzert.
Die wohlklingenden Töne der Berlinerin, die schon häufiger besonderen Anlässen der Krankenhaus-Holding „pro homine” eine festliche Note verlieh, passten zur harmonischen Atmosphäre, die den Übergang von einer Ära (Prof. Dr. Carl-Wilhelm Siegling) in eine neue Zukunft der Orthopädie-Abteilung des St. Willibrord-Spitals markierten.
Künftig gibt es, wie mehrfach berichtet, zwei Chefärzte: Dr. Roland Hilgenpahl (Schwerpunkt Orthopädie) und Dr. Martin Theis (Wirbelsäulenchirurgie/-orthopädie).
Keine Medizin-Ingenieure
Die Trennwand in der Cafeteria der Senioreneinrichtung St. Augustinus musste geöffnet werden, um die vielen Gäste aufnehmen zu können, die zu dem Stabwechsel bei der Chirurgie gekommen waren - sicher auch wegen des anschließenden exquisiten Büfetts.
Als ranghohe Vertreter der Stadt erwiesen Bürgermeister Johannes Diks und sein Stellvertreter Peter Hinze dem größten Arbeitgeber am Ort ihre Referenz. Diks war erst vor wenigen Tagen zum Martinsfest im Spital und brachte davon die frohe Kunde mit, dass das Spital in den nächsten Jahren 21 Millionen Euro investieren werde: „Das ist eine Hausnummer!” meinte Diks und mag da fast ein wenig neidisch geworden sein ob der im Stadtsäckel dahinschmelzenden Rücklage. Gleichwohl freute es ihn, dass nach schwerer Zeit das Krankenhaus wieder schwarze Zahlen schreibe.
Es gab einige bewegende, den Zuhörer auch nachdenklich stimmende Momente. Dr. Angelika Mosch, ärztliche Direktorin am Klever Antonius-Hospital und Chefin der Radiologie am Emmericher Krankenhaus, zitierte zunächst Goethes „Der Schatzgräber”, um dann zu fragen, nach welchem Schatz denn ein Arzt graben sollte. Das sei die Caritas, die tätige Nächstenliebe, so schwer das unter den heutigen Bedingungen auch umzusetzen sei. Ihr Plädoyer: „Die Ärzte dürfen nicht zu Mediziningenieuren mutieren!”
Dr. Martin Theis griff diesen Gedanken auf, als er fragte, worum es in der Medizin eigentlich gehe und was es überhaupt bedeute, ein erfolgreicher Arzt zu sein. Es gehe darum, den Menschen zu sehen und ernst zu nehmen, der mit seinen Schmerzen, Ängsten, Sorgen und Hoffnungen in ein Krankenhaus komme.
Geschäftsführer Heinrich Schnieders übernahm die Aufgabe, die beiden neuen Chefärzte vorzustellen, während Pastor Paul Seesing als Kuratoriums-Vorsitzender die Leistungen von Prof. Siegling würdigte und dabei auf eigene Erfahrungen zurückgreifen konnte: „Ohne die Operationen und die Reha in Bad Driburg wäre es schlimm mit mir geworden.”
Dass das beschauliche Leben in der Orthopädie mit Sieglings Amtsantritt 1992 vorbei war, schilderte Dr. Joachim van Alst, stellvertretender Ärztlicher Direktor. Der Lohn gemeinsamer Anstrengung: „Emmerich spielt heute in der Oberliga der Wirbelsäulen-Chirurgie.”
Schlusspunkt von Siegling: „Hinter mir liegt eine schöne und erfolgreiche Tätigkeit: 20 Jahre in Erfurt und 17 Jahre in Emmerich. Ich konnte mir meinen Kindheitswunsch erfüllen.” Das kann nicht jeder.