Emmerich/Rees. . Die Sparkasse Rhein-Maas erhält nur noch je ein Beratungscenter in Emmerich und Rees. SB-Center für Geschäftsstellen Kaßstraße, Elten, Haldern.

Natürlich möchte die Sparkasse Rhein-Maas in erster Linie betonen, dass bei den Umstrukturierungen im Privatkundenbereich ab Anfang 2018 der Service verbessert wird. Aber auch Vorstandsvorsitzender Rudi van Zoggel weiß, es wird erstmal einen Aufschrei geben: Die Sparkasse erhält nur noch die Beratungscentren an der Agnetenstraße in Emmerich und am Markt in Rees. Die Geschäftsstellen Elten, Kaßstraße Emmerich und Haldern werden zu SB-Centern umgewandelt – also nur Automaten. Vrasselt, Millingen und Speelberg werden geschlossen. In Hüthum, Haffen-Mehr sowie bei Rewe in Rees werden auch die Automaten abgebaut. Es wird keine Kündigungen geben. Dass mal Mitarbeiter von Emmerich nach Straelen fahren müssen, das soll es nur vereinzelt geben.

Bargeld wird nach Hause gebracht

Gregor Reinen (li.) und Rudi van Zoggel sind bemüht, auch die positiven Aspekte der Umstrukturierung zu vermitteln.
Gregor Reinen (li.) und Rudi van Zoggel sind bemüht, auch die positiven Aspekte der Umstrukturierung zu vermitteln. © Konrad Flintrop

Wie im Althaus in Kleve seit April 2016 vorhanden wird in Emmerich und in Straelen ein gemeinsames Kundenservicecenter (KSC) aufgebaut. Durch die Filialeinsparungen wird Personal für die KSC in Kleve und Emmerich/Straelen frei. Überweisungen am Telefon, das wird es etwa zunehmend geben. Neu ist auch der Geldbringservice. Einmal in der Woche fährt ein Sparkassenmitarbeiter rund und bringt 300 bis 1000 Euro nach Hause. Fünf Euro kostet der Service.

Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking

Rudi van Zoggel erklärt die Hintergründe: „Immer mehr Kunden nutzen Online-Banking. Außerdem werden verlängerte Öffnungszeiten erwünscht.“ Diesem Trend komme man nach. Inzwischen würden viele Supermärkte schon Bargeld an der Kasse auszahlen. Im Schnitt kämen die Kunden nur noch zweimal im Jahr in die Filiale. Zugleich müsste aber aus Sicherheitsgründen mehr Personal vorgehalten werden, als es für den Service nötig wäre: „Wir haben keine volle Auslastung und verursachen Kosten“, schildert van Zoggel.

Mit der 2016 vollzogenen Fusion der Sparkassen Emmerich-Rees, Kleve und Straelen habe die Entwicklung nichts zu tun, betont van Zoggel: „Auch in den Althäusern hätte man sich dieser Diskussion stellen müssen.“ Vorstandsmitglied Gregor Reinen aus Emmerich versichert: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Aber der Betrieb der kleinen Standorte ist wirtschaftlich nicht mehr möglich.“ Bürgermeister Peter Hinze sagt: „Ich bin erschrocken, welch großen Schritt wir jetzt gehen. Es ist eine schmerzliche Geschichte, aber die wirtschaftlichen Gründe sind nachvollziehbar.“

Die Öffnungszeiten werden ausgeweitet

Ausgebaut werden die Bankgeschäfte übers Internet. Reinen kündigt ein noch moderneres Online-Banking an. „Die Sparkassen-App ist schon die meist genutzte in Deutschland. Man kann schon jetzt Überweisungen abfotografieren und braucht dann nur noch seine TAN und PIN. Mit der App Kwitt kann man sogar Überweisungen von Handy zu Handy tätigen. Bis zu 30 Euro auch ohne TAN“, wirbt Reinen. In Zukunft ist eine Online-Beratung am Bildschirm wahrscheinlich.

Der Vorstandsvorsitzende zeigt Verständnis, dass gerade ältere Kunden sich erstmal ärgern würden: „Wir müssen Nähe durch Inhalte definieren, nicht nur durch Meter Abstand.“ Heißt: Bis Ende des Jahres soll jeder seinen Berater kennen, den er anrufen kann, wenn er ein Anliegen hat.

Die Öffnungszeiten werden harmonisiert

Die Mitarbeiter wissen seit Dienstag Bescheid. Eine gewisse Unruhe in der Belegschaft wollte auch van Zoggel nicht leugnen. Die Post an die Kunden ist auch schon raus. In Zukunft wird die Sparkasse Rhein-Maas also neben der Hauptstelle in Kleve zehn weitere Geschäfts- und Beratungsstellen und neun SB-Center vorhalten. Die Öffnungszeiten werden harmonisiert. Servicezeiten: mo-fr, 9.30-12 Uhr; mo, di, fr 14.30-16.30 Uhr; do 14.30-18 Uhr, mittwochnachmittags geschlossen. Beratungszeiten: mo-fr, 9-19 Uhr. Die qualifzierten Berater im KSC stehen mo-fr, 8-19 Uhr, unter 02821/7110-0 bereit. Hier kann man alles rund um Kontoführung, Zahlungsverkehr, Terminvereinbarung etc. klären. Auch Beratungstermine zuhause sind möglich.

>> KOMMENTAR: DIE DÖRFER BLUTEN AUS

Der erste Reflex ist Empörung. Denn erst stockt Emmerich das Kapital der Sparkasse Rhein-Maas um gut zwölf Millionen Euro auf, um sich mit Kleve auf Augenhöhe zu bewegen, und dann die massive Ausdünnung des Filialnetzes, die vor allem Emmerich und Rees trifft. Aber schlussendlich ist die Sparkasse auch ein Wirtschaftsunternehmen. Wenn die Zahlen nicht stimmen, dann wird gehandelt. Das niedrige Zinsniveau, dass manch einen Bürger bestimmt den Hauskauf durch günstige Kreditzinsen versüßt, wird auf absehbare Zeit den Banken nicht ermöglichen, mit Krediten mehr Geld zu verdienen. Alternativen sind zwingend erforderlich.

Aber auch, wenn die Sparkasse die Entscheidungen nachvollziehbar erklären kann, ärgerlich ist der Trend im Gesamtkontext: Die Dörfer bluten immer weiter aus. Gestern war es die Kneipe und die Post, heute die Bank-Filiale, morgen das Pfarrheim oder der letzte Bäcker...