Rees/Emmerich. . 20.000 heimische Graugänse gibt es in NRW. Die Wintergäste hingegen treffen frühestens Ende des Monats an.

Immer häufiger sieht man jetzt größere Trupps von Gänsen. Beispielsweise auf den Weiden und Feldern entlang der L 7. Sind es die ersten Gäste aus der Arktis? „Nein“, sagt Bettina Blöß, Diplom-Biologin beim Naturschutzzentrum des Kreises Kleve, „das sind mit ziemlicher Sicherheit heimische Graugänse.“ Die allerersten arktischen Verwandten werden erst in den kommenden Wochen erwartet.

Um die 20.000 heimische Graugänse gibt es in NRW. „Diese sieht man im Sommer seltener, weil sie erst jetzt als Trupp unterwegs sind“, erklärt Blöß. Während der Brutzeit seien die Vögel als Paare verbandelt und verteilten sich auf die Gewässer, fährt sie fort. „Außerdem verändert sich jetzt die Landschaft, weshalb man die Vögel schneller wahrnimmt“, ergänzt Blöß’ Kollege Martin Brühne.

Viele Gänse siedeln sich hier dauerhaft an

Neben den heimischen Graugänsen sind natürlich auch die Neozoen, also Tiere, die früher hier nicht heimisch waren und durch den Menschen beabsichtigt oder unbeabsichtigt eingeführt wurden, zu finden. Sie unterscheiden sich allerdings deutlich in Statur und Federkleid von den Graugänsen.

Zu nennen sind da die Nilgans mit ihren hohen Beinen sowie dem typischen dunkelen Augenfleck, die Kanadagans, zu erkennen an schwarzem Kopf und schwarzem Hals, sowie dem weißen Kinnband wie auch die Rostgans, rostbraun gefärbt. Diese hat einen hellen Kopf.

Aber auch arktische Weißwangengänse lassen sich jetzt schon beobachten, nämlich solche, die sich schon vor Jahren hier dauerhaft angesiedelt haben. „Es gibt Exemplare, die schon seit zehn, 15 Jahren z.B. am Reeser mehr brüten und ganzjährig bei uns bleiben“, weiß Martin Brühne.

Blässgänse kommen erst noch

Arktische Gänse, das sind neben Weißwangengänsen, Bläss- und Saatgänse. Ende September werden die Blässgänse erwartet und vereinzelt erste Saatgänse. „In Massen kommen die Bläss- und Saatgänse erst in der zweiten Oktoberhälfte“, sagt Martin Brühne. „Bei den Weißwangengänsen kommt das Gros erst im Februar“, ergänzt Bettina Blöß.

Jahr für Jahr wird am Niederrhein, zwischen der niederländischen Grenze und Duisburg, mit 180.000 überwinternden arktischen Wildgänsen gerechnet. In einigen wenigen Jahren wurde ihre Zahl sogar auf 200.000 geschätzt.

Manche Überwinterer bleiben den gesamten Winter am Niederrhein, andere schließen sich vorbeiziehenden Trupps an und wechseln zwischen ihren Winterquartieren.

Frankfurter Flughafen für arktische Gänse

Andere Vögel fliegen direkt in die Niederlande, nach Belgien oder Nordfrankreich. Der Niederrhein sei ein Zentrum für überwinternde arktische Gänse. „Ein Frankfurter Flughafen quasi für die arktischen Gänse“, sagt Brühne scherzhaft.

Die Routen, die die Vögel auf ihren Zügen in die Winterquartiere und zurück nehmen, kennt man genau, weil regelmäßig Vögel beringt werden. Dabei wird ein Metall- oder Plastikring um den Hals des Tieres gelegt, auf dem sich eine Codierung befindet. Andere Vögel sind mit einem Peilsender ausgestattet, um ihre Flugrouten nachvollziehen zu können.