Rees. . Zwei Wochen Ferien in der alten Heimat, das ist seit Jahrzehnten ein Muss für Kata und Blaz Sarcevic. Auch ihre Kinder lieben diesen Urlaub.
Seit 1980 betreiben Blaz und Kata Sarcevic das Balkanstübchen in Rees. Abgesehen von den Anfängen fuhr die Familie einmal im Jahr in den Sommerferien in die alte Heimat, nach Jugoslawien. Und das ist bis heute noch so, wenn es auch kein Jugoslawien mehr gibt.
Wenn es hieß: „Wir fahren in den Ferien nach Hause“, gab es nur einen Widerspruch. Sohn Antonio, heute 19 Jahre alt, konterte dann: „Stimmt nicht, Rees ist unser Zuhause.“ Was der Freude auf die Reise keinen Abbruch tat.
Anfangs war der Wagen überladen
Anfangs mit zwei später mit vier Kindern war der Wagen meist überladen, wenn die Familien für zwei Wochen den weiten Weg in die Heimat antrat. Station machten die Sarcevic in Österreich, in Villach oder Steier, wo Familienmitglieder wohnen.
Kata und Blaz Sarcevic stammen aus Brčko, das am Fluss Save liegt, heute auf der Grenze zwischen Bosnien und Kroatien. Hier lebten auch die Großeltern. Oftmals verbrachten die Kinder die gesamten Sommerferien dort, wo sie gemeinsam mit Vettern und Cousinen auf dem kleinen Bauernhof eine unvergessliche Zeit verbrachten.
„Vor dem Krieg hat mein Vater die beiden Ältesten oft in Rees abgeholt“, erinnert sich die Inhaberin des Balkanstübchens, denn mehr als zwei Wochen Ferien saßen für die Eltern nicht drin. Die Kinder haben in den Ferien von klein an die Muttersprache gelernt, denn sie wollten sich ja mit den Verwandten unterhalten können.
Im Krieg haben sie alles verloren
Der Krieg in den 90er Jahren veränderte alles, hielt aber die Familie nicht davon ab, weiter in ihr Heimatland zu reisen, wenn auch nicht in den Distrikt Brčko, der hart umkämpft wurde und wo die Familie alles verlor.
„Meine Mutter war nach Istrien, in die Nähe von Rijeka geflüchtet, wo mein Bruder wohnte. Hierhin sind wir dann gereist, haben meist in einem kleinen Hotel gewohnt“, erinnert sich Blaz Sarcevic. Später erwarb die Familie ein Häuschen in der Nähe von Opatija, wo wunderschöner Strandurlaub angesagt war.
Als Blaz Sarcevic an ALS erkrankte, kaufte er eine Wohnung in Medulin in der Nähe Pula in Istrien. „Dort ist es nicht bergig. Wir sind nah am Strand“, erzählt der Gastronom. Für sein Feriendomizil hat er sich einen Elektroscooter geleistet, das Laufen fällt zunehmend schwer. Was aber die größte Freude der Familie ist: Alle Kinder fahren Jahr für Jahr in die Heimat der Eltern, inzwischen auch die beiden Enkel, Michel und Juliana.
Geschenk zum 60sten gemacht
Zum 60. Geburtstag von Kata Sarcevic im Frühjahr schenkten die Kinder den Eltern eine Flugreise nach Istrien, als Sonderurlaub. Doch damit nicht genug, sie vertraten die Eltern auch im Balkanstübchen, so dass der Betrieb weiterlaufen konnte.
Auch wenn das Ehepaar Ende Juli in ihre Wohnung nach Medulin mit dem Flugzeug reist, ist die Familie involviert. Die beiden Jüngsten, Jelena, sie ist 23, ihr Freund und Antonio, kommen mit dem Auto hinterher, „damit ich nicht alleine bin, wenn es meinem Mann mal nicht so gut geht“, so Kata Sarcevic.
Tochter Lucija (35) führt das Balkanstübchen weiter. Aber auch Sohn Ilija (40) kommt mit seiner Familie ins Feriendomizil. „Wir wechseln uns ab, aber freuen uns immer wieder, dass unsere Kinder die Liebe zum Land teilen“, erzählt Kata Sarcevic.
In einem Punkt sind sich alle einig. Auch wenn Kroatien Heimat bleibt, wollen beide auch im Alter in Rees bleiben. „Hier leben unsere Kinder, auch hier haben wir Familie und Freunde. Aber mal länger Urlaub dort zu machen, vielleicht zwei, drei Monate. Wenn es meine Krankheit später noch zulässt“, blickt Blaz Sarcevic in eine ungewisse Zukunft.
Dass die Eltern ihren Urlaub genießen können, dafür sorgen ihre Kinder jetzt verstärkt und geben so vielleicht ein Dankeschön zurück, für all die wunderschönen Urlaube in der Heimat der Eltern.