Elten. . Seit 22 Jahren ist das Ehepaar Winkelmann von den Ratsstuben eine Institution im Silberdorf. Die Zeit hat die Arbeit als Gastronom verändert.

  • Seit 22 Jahren ist das Ehepaar Winkelmann von den Ratsstuben eine Institution im Silberdorf
  • Die Zeit habe die Arbeit als Gastrom verändert sagt das Wirtsehepaar
  • 98 Prozent der Gäste kommen von auswärts in die Ratsstuben

Zünftig hat sie im Kreise der Familie gefeiert. Hätte Manuela Winkelmann auch noch Stammgäste zu ihrem 50. Geburtstag eingeladen, dann wären die Eltener Ratsstuben womöglich aus allen Nähten geplatzt. Schließlich betreiben sie und ihr Mann Peter das große Lokal im Schatten der St. Martinus-Kirche schon seit 22 Jahren.

Und durch ihre Art mit den Leuten an der Theke zu quatschen – sie würde sagen „dumm löllen“ – hat sich die „gecke Mevrouw“, wie sie manche Gäste bezeichnen, viele Freunde gemacht. Ja, die Ur-Eltenerin ist Wirtin durch und durch: „Ich bin ein bisschen verrückt“, sagt sie von sich selbst. In den Ratsstuben wird gerne gelacht.

In den Jahren haben sich das Gewerbe und speziell die Ratsstuben ganz schön verändert. „Früher war hier Halli-Galli an der Theke. Laute Musik, viel Rauch“, erinnert sich die dreifache Mutter. Vier Taxen, ergänzt Koch Peter Winkelmann, standen immer vor dem Lokal, das sich direkt neben dem alten Rathaus befindet.

Der Wirt von heute ist Logistiker

Die Arbeit an sich habe sich verändert. Früher waren Winkelmanns Zapftalente mehr gefordert als heute. Heute sind die Wirte als Logistiker und in der Dokumentation mehr gefordert. „Die Auflagen sind ganz schön streng geworden. Es hat seine Richtigkeit, aber der Aufwand ist schon groß“, verrät der Koch. Sehr zugute kommt den Gastronomen, dass das Lokal an der Streuffstraße groß ist. Größer, als man zunächst meinen sollte.

Seitdem sie 1998 die Privatwohnung im hinteren Bereich für einen weiteren Speiseraum opferten, finden 80 Gäste im Lokal Platz, weitere 50 können draußen vor dem alten Rathaus sitzen, und für geschlossene Gesellschaften bietet der Biergarten hinten nochmal 40 Plätze. Durch ein verwinkelte Aufteilung erahnt der Gast oft nicht, wie groß das Pub-Restaurant tatsächlich ist.

Als der Gesetzgeber das Rauchverbot einführte, änderten die Winkelmanns die Ausrichtung des Lokals. „Ab da standen die Speisen im Mittelpunkt“, sagt der 52-Jährige. Das passte auch zum Zahn der Zeit, denn der Bierverkauf hatte längst die Margen alter Zeiten nicht mehr liefern können. Die Branche habe die Anpassung verpasst, so Peter Winkelmann. Deutsche Speisen wie Sauerbraten, Haxen, Spanferkel, Schnitzel, auch Spareribs werden nun in irischer Pub-Atmosphäre serviert. Und das sehr erfolgreich. Das Geschäft brummt. „Am Wochenende sollte man schon reservieren“, empfiehlt Manuela Winkelmann.

Gute Kritiken im Netz bekommen

Dabei sind es nicht die Eltener, die die Kasse klingeln lassen. „Zu 98 Prozent sind unsere Gäste Auswärtige“, verrät Manuela Winkelmann. Das Internet ist Schuld. Offenbar haben zufriedene Gäste im Laufe der Zeit viele gute Bewertungen auf den Gastronomie-Portalen hinterlassen.

Das wirkt nachhaltig. Gibt man „bestes Restaurant in Elten“ in Suchmaschinen ein, landet man schnell bei der Ratsstube. „Ein Gast hat mir schon mal auf dem Handy ein Foto von einem Schnitzel gezeigt und wollte wissen, ob das von unserem Lokal sei. Das war es. Hier sei er richtig, sagte er dann“, verrät die 50-Jährige.

Sieben Mitarbeiter haben die Winkelmanns, aber ohne ihre Anwesenheit wird das Lokal geschlossen. Halbe Sachen machen sie nicht: „Aufbauen dauert lange, kaputt machen geht ganz schnell“, erklärt Peter Winkelmann. Erstmals bildet er aktuell auch einen Koch aus.

Öffnungszeiten sind familienfreundlich

Ob damals oder heute: „Es waren alles schöne Zeiten“, sagt Manuela Winkelmann. Obgleich sie auf den Rauch von damals gut verzichten kann: „Den vermisse ich nicht. Seit dem Rauchverbot habe ich keine Kopfschmerzen mehr.“

Und während früher auch durch die Woche mal bis nachts um iver (mit Sondergenehmigung) noch was los war, freuen sich die Winkelmanns heute über familienfreundlichere Öffnungszeiten und sogar zwei Ruhetage (mittwochs und donnerstags), schließlich gibt’s inzwischen auch Enkelkinder.

Der Job mache ihnen nach wie vor Spaß. Die Winkelmanns zapfen und kochen noch ein Weilchen. Weitere Infos unter www.ratsstuben-elten.de.

>> EINEN ANDEREN BERUF GELERNT

Gelernt hat Manuela Winkelmann ursprünglich den Beruf der „Frisöse“, wie sie selbst sagt. Kommunikationstechnisch ist das wohl auf einem Level mit einer Wirtin zu sehen.

Außerdem: „Ich bin mit sechs Brüdern als Nesthäkchen aufgewachsen. Da muss man sich auch mal durchsetzen können“, sagt Manuela Winkelmann.