Emmerich. . Hat sich in 450 Jahren bewährt: Die Verantwortungsgemeinschaft von Stiftung und Stadt für die Nöte der Menschen, heute auch für Flüchtlinge.

Vieles verändert sich, anderes bleibt, im zeitgemäßen Gewand. Die vor 450 Jahren gegründete Katholische Waisenhausstiftung ist so eine Überlebenskünstlerin. Bis heute engagiert sie sich für Kinder, Jugendliche und Familien. Alles fing mit einem Waisenhaus an. Wie für die damalige Zeit üblich, wurde schwer auf die Herkunft geachtet. In erster Linie wurden eheliche und katholische Bürgerwaisenkinder aufgenommen und von Waisenmüttern und später auch Waisenvätern betreut. Schulische Bildung und berufliche Qualifikation waren zentrale Anliegen der Betreuungsarbeit. Als Erwachsene sollten die Waisen einmal ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen. Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung die Familien durchschüttelte, gründete die Stiftung eine „Kleinkinderbewahranstalt“, dann eine höhere Töchterschule, um Mädchen Bildungschancen zu ermöglichen. Die gute Ertragslage (Verpachtungen) ließ diese Investitionen zu.

Im Krieg 1944 wurde das Waisenhaus zerstört

Im Krieg 1944 wurde das Waisenhaus zerstört, wiederaufgebaut und 1965 dem Haus der Familie zur Verfügung gestellt. Mit dem Neubau am Neuen Steinweg 25a wurde das heutige Kinderheim St. Elisabeth geschaffen. 1992 wurde die „Arche“ als Kita eingerichtet, quasi ein Nachkömmling der „Kleinkinderbewahranstalt“. Nicht hinreichend dokumentiert ist, wie die Stiftung zum 3. Reich stand. Soviel zur Historie.

Schwerpunkte bilden heute u.a. schulbezogene Sozialarbeit und Projekte für Flüchtlingsfamilien

Heute bilden schulbezogene Sozialarbeit, Betreuungsangebote an Grund- und weiterführenden Schulen, Präventionsarbeit für Familien, die Aufnahme minderjähriger, unbegleiteter Flüchtlinge und weitere Projekte für Flüchtlingsfamilien die Schwerpunkte. Damals wie heute in enger Kooperation mit der Stadt, heute vor allem mit dem Fachbereich Jugend, Schule, Sport.

Norbert Pastoors, einer der beiden Stiftungs-Geschäftsführer, spricht von einer „Verantwortungsgemeinschaft“. Gebe es dieses Hand in Hand nicht, wäre Emmerich um vieles ärmer, erkennt auch Bürgermeister Peter Hinze das Engagement an. Er spricht von einer Erfolgsgeschichte: „Wir können mit Recht stolz sein. Das gibt es längst nicht in jeder Kommune.“ Auch der Stiftungsvorsitzende Dechant Bernd de Baey hält die Waisenhausstiftung für einen Segen. Sie habe immer Programme entwickelt, die sich an den jeweiligen Nöten der Zeit orientiert hätten: „Das kam Stadt und Stiftung zugute.“

Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Fachtagung im PAN-Bistro

Gefeiert wird das Jubiläum am Donnerstag 29. Juni, 13 Uhr, mit einer Fachtagung im PAN-Bistro; in einer Talkrunde berichten Jugendliche über ihre ganz persönlichen Herausforderungen. Am 16. September steigt ein Familienfest an drei Orten und für den 10. November sind Festakt und Festmesse terminiert.