Bienen. . Touristische Nutzung der Deichkronen war Thema beim Erbentag des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze. Beiträge ab 2007 werden jetzt bearbeitet.

  • In Bienen kam der Erbentag des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze zusammen
  • Nachdem über Widersprüche jetzt entschieden wurde, können nun Beiträge ab 2007 behandelt werden
  • Deichgräf Herbert Scheers will mit den Kommunen über eine Kostenbeteiligung reden

Mit einer Fülle von Informationen wurden die Mitglieder des Erbentages in der Sitzung am Mittwoch versorgt. Sowohl über positive Entwicklungen bezüglich der Deichsanierung und Entscheidungen zur nachträglichen Veranlagung von Beiträgen, als auch über eingegangene Klagen von Mitgliedern (die NRZ berichtete).

Der auf Statistiken und physikalischen Modellen basierte Gastvortrag von Dipl.-Ing. Bernd Mehlig vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zur Entstehung des Hochwassers war sicherlich nicht nur leichte Kost für die 42 stimmberechtigten Mitglieder und weiteren Ersatzmitgliedern des Erbentages. Und unter Anfragen und Mitteilungen kam dann noch ein Vorstoß des Vorsitzenden Herbert Scheers zur Kostenbeteiligung der Unterhaltung der vorwiegend touristisch genutzten Deichkronenwege, der für etwas Unruhe im Saal sorgte.

Drei Seen zusammengeführt

Dass das Hochwasser kein Problem der Neuzeit ist, machte Mehlig deutlich. In seinem Referat stellte er die anhand weitreichender Recherchen und Messergebnissen zusammengetragenen Untersuchungsergebnisse zur „Entstehung von Hochwasser am Niederrhein“ vor. Sein pauschales Fazit lautete: „Rein statistisch ist die Welt hier noch in Ordnung! Die Untersuchungen beziehen sich auf einen Zeitraum von 1916 bis 2016 und berücksichtigten nicht die Starkregenereignisse“, so Mehling.

Mit technisch gesteuerten Rückhaltemaßnahmen, z.B. Retentionsmaßnahmen, könne man Deichüberströmen begegnen. Der Klimawandel werde wahrscheinlich Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss haben. Sensible, eingehende Planungen seien hier notwendig.

Sehr detailliert erläuterte Geschäftsführer Holger Friedrich den Planungsstand der einzelnen Hochwasserschutzmaßnahmen und informierte die Mitglieder über den Bauzeitenplan der aktuellen Baumaßnahmen.

Drei Seen zusammengeführt

Euphorisch stellte der Vorsitzende Herbert Scheers die Entwicklung des Polder Lohrwardt vor. Nach langjährigen Verhandlungen sei es gelungen, die drei Seen Rosenhofsee, Lohrwardt und Rekerfeld zusammenzuführen. Dadurch könne eine nennenswerte größere Rückhaltung am Niederrhein gesichert werden. Er bestätigte auf Nachfrage, dass Rekerfeld weitestgehend wieder verfüllt wird und dort nur kleine Biotope entstehen.

Fachbereichsleiter Marcus Schaffeld informierte die Erbentagsmitglieder über den Eingang von Klagen bezüglich des Ablaufs der Verjährungsfristen der Vorausleistungsbescheide. Begehrt wird die komplette Rückerstattung der gezahlten Beiträge. „Dem Klageverfahren sieht die Geschäftsführung gelassen entgegen“, so Friedrich. Nachdem das Verwaltungsgericht in Münster die Klagen einiger Isselburger gegen eine Mitgliedschaft im Deichverband abgewiesen hat, sind nun auch die Widersprüche von 204 Isselburgern von der Bezirksregierung in Düsseldorf formell beschieden. „Die Widerspruchsbescheide werden in diesen Tagen zugestellt!“, erklärte Schaffeld. „Der Deichverband werde jetzt, in Abstimmung mit der Bezirksregierung, rückwirkend ab dem 1. Januar 2007, die Mitgliedschaften feststellen und die Veranlagung der Verbandsbeiträge vornehmen. Das gelte sowohl für die Widerspruchsfälle, als auch für alle übrigen Fälle, die wegen des schwebenden Verfahrens zurückgestellt wurden.“

Schäfer kämpfen mit Müll und Kot

Die Frage eines Mitglieds, ob es Probleme mit den Schäfern gibt, die die Schutzdeiche bewirtschaften, löste eine kontrovers geführte Diskussion aus. „Grundsätzlich sei es richtig“, so Scheers, „dass die Schäfer wegen des Mülls, Hundekot und der Wasserstellen erhebliche Probleme“ hätten. Die Freigabe der Deichkronenwege für touristische Zwecke erschwerten die Unterhaltung und führten zu zusätzlichen Kosten für den Deichverband. „So kann es nicht bleiben!“, merkte er an. Er signalisierte die Aufnahme intensiver Gespräche mit den Kommunen zwecks Kostenbeteiligung. Auch die Verunreinigung der Deichkronenwege durch die Schafhaltung erfordere alternative Lösungen, merkten einige Erbentagmitglieder an.

>> ZAHLUNGSMORAL

Fachbereichsleiter Marcus Schaffeld beklagte die schlechte Zahlungsmoral der Mitglieder. Mahnverfahren würden ab dem 19. Juni eingeleitet. Auf die Grundlagen der Deichverteidigung und die originären Aufgaben der Mitglieder ging Geschäftsführer Holger Friedrich ein.