Rees. Damit an Reeser Grundschulen Schulsozialarbeit möglich wird, sind Stiftungen eingesprungen, um eine Stelle zu finanzieren.
- XII-Apostel-Stiftung und die Armenfonds Haldern und Rees geben Geld für Schulsozialarbeit
- Die drei Reeser Rektorinnen hatte die Notwendigkeit bekundet und einen Antrag gestellt
- Der/die Schulsozialarbeiter(in) soll an allen vier Schulen tätig werden
Im Oktober 2016 wiesen die Rektorinnen der Reeser Grundschulen auf die Notwendigkeit hin, Kindern dringende Unterstützung durch Schulsozialarbeit zukommen zu lassen. Sie stellten den Antrag auf Einrichtung einer eigenen Schulsozialarbeiterstelle für alle vier Grundschulen.
Doch wie diese finanzieren? Der Vorschlag der Landesregierung, die Schulsozialarbeiterstelle einzurichten, dafür aber eine Lehrerstelle zu streichen, lehnten alle Beteiligten ab. Da die Kommune nicht für die Inhalte von Schule sondern nur für die Hardware, sprich Gebäude, Ausstattung etc. zuständig ist, liegt die Einrichtung dieser Stelle nicht in ihrer Zuständigkeit.
Dennoch blieb Stadtkämmerer Andreas Mai nicht untätig und entwickelte mit Pastoralreferent Ludger Dahmen ein tragfähiges Konzept. Nachdem sich der Caritasverband Kleve bereiterklärte, die Trägerschaft für diese Stelle zu übernehmen, sprachen Mai und Dahmen bei der XII-Apostel-Stiftung und der Kirchengemeinde St. Irmgardis vor.
Höhere Pachteinnahmen durch Windrad
So traf es sich gut, dass man sich dort gerade mit den Zweckbestimmungen der Vermögen beschäftigte. Bei der XII-Apostel-Stiftung ergeben sich durch den Bau eines Windrads auf einem Stiftungsgrundstück höhere Pachteinnahmen, mit denen weitere Projekte gefördert werden sollten.
Für die Armenfonds Rees und Haldern war die juristische Frage zu klären, ob es für dieses Vermögen so etwas wie einen Stifter gibt, der einen konkreten Verwendungszweck bestimmt hat. Dafür haben ein Ausschuss des Kirchenvorstands unter Federführung von Hermann-Josef Becker, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes von St. Irmgardis, und die Rechtsabteilung des Bischöflichen Generalvikariates in den Archiven geforscht.
Armutsbegriff lässt sich ausdehnen
Zugleich haben sich alle gefragt: „Wer ist heute noch arm?“ Die Vermögen und die Stiftungen stammen aus einer Zeit, in der es keine Krankenversicherung, Rentenkassen oder staatliche Hilfen nach dem SGB gab. „Bei uns greifen die Sozialsysteme, Bedürftige erhalten durch die Sozialkassen Unterstützung. Der Armutsbegriff lässt sich aber ausdehnen: auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Unterstützung in Konflikten, Stärkung durch zusätzliche Betreuung oder Prävention“, argumentiert Pfarrer Michael Eiden.
Zuwendung als Dienst an Reeser Bürgern
Viele Stiftungen und Fonds haben bereits im Laufe der Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte ihre Stiftungszwecke den sich ändernden gesellschaftlichen Verhältnissen angepasst. Nach Gesprächen und Vorplanungen mit Otto Köpping, Rendant der XII-Apostel-Stiftung, und Hermann-Josef Becker sind nun das Kuratorium der XII-Apostel-Stiftung und die Kirchenvorstände von St. Irmgardis und St. Georg, Haldern überein gekommen, die Schulsozialarbeiterstelle zu finanzieren.
Pfarrer Eiden, Vorsitzender aller drei Gremien: „Wir verstehen unsere Zuwendung als Dienst an den Reeser Bürgern, unabhängig von ihrer Konfession oder Religion. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz bei Überlegung und Planung und ohne, dass man sich mit mehreren Gremien zusammentut, kann man so etwas nicht leisten. So bin ich froh, dass uns dies gelungen ist.“
>> DIE XII-APOSTEL-STIFTUNG
Die XII-Apostel-Stiftung wurde 1480 von Gioshen van de Dydick, genannt Nolden, errichtet. Der Wirkungskreis beschränkt sich auf die Stadt Rees. Stiftungszweck ist die Unterstützung alter Menschen durch Wohnungsgewährung, Unterstützung hilfsbedürftiger Personen, die wegen ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes oder aufgrund finanzieller Not auf Hilfe angewiesen sind. Daneben kann die Stiftung auch Kinder und Jugendliche unterstützen, durch Projektschaffung oder Projektunterstützung in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit und in Schulen in psychosozialen Bereichen. In Rees unterhält die Stiftung hinter der Volksbank an der Dellstraße ein Altenwohnheim mit niedrigen Mieten.
Kuratoriumsmitglieder sind: Bürgermeister oder ein Bevollmächtigter (derzeit Mariehilde Henning), Pastor von St. Irmgardis (Michael Eiden), ein vom Pastor bestimmter katholischer Bürger der Stadt (Hermann-Josef Becker) und der Stadtrentmeister (Andreas Mai). Der Pastor ist gewählter Kuratoriumsvorsitzender.
Die laufenden Stiftungsgeschäfte erledigt deren Geschäftsführer (Rendant) Otto Köpping (otto.koepping@t-online.de).