Haldern/Berlin. . Beate Anhuf-Mölders’ Musiktherapie-Stunde ist Grundlage der Forschung an der Charité in Berlin. Warum die Kalkarerin nun selbst nach Berlin fuhr.
- Die Charitè forscht zum Thema „Musiksysteme zur Therapie und Aktivierung von Menschen mit Demenz“
- Ziel ist, Ziel, das musiktherapeutische Angebot für Menschen mit Demenz gezielter einsetzen zu können
- Beate Anhuf-Mölders gab eine Therapiestunde, die jetzt in der Uni Rostock ausgewertet wird
Beate Anhuf-Mölders glaubte zunächst an einen Scherz, als sie einen Anruf der Charité in Berlin erhielt. Ob sie bereit sei, mit Menschen mit Demenz zu musizieren. Diese Therapiestunde würde dann per Video aufgezeichnet und Grundlage für eine Forschungsarbeit werden. „Schicken Sie mir doch erst einmal die Unterlagen“, gab die Leiterin Sozialer Dienst im Altenheim St. Marien in Haldern ausweichend zur Antwort.
Erst am nächsten Tag war ihr klar, dass tatsächlich Dr. Marten Haesner, Leiter der AG Alter und Technik an der Charité Berlin, bei ihr daheim in Kalkar angerufen hatte. In ihrem Email-Fach fand sie die nachgefragten Unterlagen.
Die Uni Rostock ist mit im Boot
So viel vorweg: Beate Anhuf-Mölders hat im Juli vergangenen Jahres die Therapie-Stunde absolviert, die in die Forschungsarbeit mit dem Titel „Nur Mut. Musiksysteme zur Therapie und Aktivierung von Menschen mit Demenz“ Eingang findet. „Ein Ergebnis gibt es leider noch nicht, das Filmmaterial wird derzeit mit Unterstützung der Uni Rostock ausgewertet“, weiß sie. Aber: Beate Anhuf-Mölders ist soeben vom einen viertägigen Besuch der Charité in Berlin zurückgekehrt, wo sie mehr über das Forschungsprojekt erfahren hat.
Wie es zu dem Besuch kam? „Ich habe einfach mal im Forschungs-Büro nachgefragt, was aus dem Projekt geworden ist“, sagt die 52-Jährige. Ihr Interesse führte dann zu der spontanen Einladung.
Sie bekam einen eigenen Arbeitsplatz in Berlin
Mehr noch. „In Berlin wurde sie von Projektkoordinatorin Rebecca Dahms empfangen, die mir sofort eine Agenda überreichte, ein Stundenplan, eigens für mich angefertigt“, war sie überrascht. Außerdem bekam der Gast vom Niederrhein für seinen Aufenthalt einen eigenen Arbeitsplatz zugewiesen.
Anhuf-Mölders begleitete die Projektkoordinatorin Dahms mehrfach zu Terminen in ein Pflegeheim nach Wittenau. Dort wurde zu den verschiedenen Essenszeiten Musik eingespielt. „Unsere Aufgabe war es zu beobachten, wie die Bewohner darauf reagierten“, erzählt Anhuf-Mölders, die in St. Marien selbst einen Chor mit Bewohnern gegründet hat und mit ihnen auch musiziert.
Ob sie denn auch mal hier in Berlin mit den an Demenz Erkrankten musizieren dürfe, fragte sie. Sie durfte. Inmitten der offen gestalteten Räume griff sie in die Tasten ihres Akkordeons und spielte bekannte Lieder. Später holte sie auch ihre Holzlöffel, die sie gern als Rhythmusinstrumente einsetzt, hervor.
Über den Laptop an der Musikstunde teilnehmen
Was nicht ohne Wirkung blieb. „Selbst die Menschen mit ausgeprägtem Bewegungsdrang, eine Nebenwirkung der Demenz, blieben sitzen“, erzählt sie. Wie auch bei ihrer Therapie-Stunde in Linn sangen die Bewohner mit, klatschten im Rhythmus der Musik aufs Bein oder wippten mit dem Fuß. Eine Erfahrung, die Beate Anhuf-Mölders auch regelmäßig in St. Marien Haldern macht.
Auch andere Dinge lernte die Kalkarerin im Rahmen des Forschungsprojekts kennen. In Berlin wird eine Music-Boom-Box entwickelt. „Es geht darum, Musikstunden aus Altenheimen in den häuslichen Bereich zu übertragen, wobei der daheim Gepflegte über Laptop alles miterleben kann und gleichzeitig über Mikrophon in Kontakt mit dem Musiktherapeuten treten kann“, hat sie erfahren.
Beate Anhuf-Mölders fühlt sich in ihrer Arbeit bestätigt
Dies könnte eine von vielen technischen Entwicklungen werden, mit dem Ziel, das musiktherapeutische Angebot für Menschen mit Demenz gezielter und individualisiert einsetzen zu können. Ziel der Studie ist aber auch, die Bedeutung von Musik für die Erkrankten auszuloten.
Beate Anhuf-Mölders fühlt sich durch den viertägigen Aufenthalt, den ihr als Weiterbildung angerechnet wurde, in ihrer Arbeit bestätigt. „Wir sind auf einem guten Weg“, so ihr Fazit in Hinblick auf Aktivierung und Therapie von Menschen mit Demenz.